Sumatra-Tiger (Panthera tigris sondaica) sind die letzten Vertreter der Unterart der Inseltiger, auch Sundatiger genannt. Wie der Name schon vermuten lässt kommen sie ausschließlich auf der indonesischen Insel Sumatra vor, wo sie die die immergrünen Tieflandregenwälder und Torfmoorregenwälder bewohnen. Waren sie früher noch über ganz Sumatra verbreitet, beschränkt sich ihr Verbreitungsgebiet heute auf einige kleine, teils stark isolierte Gebiete. Die meisten Sumatra-Tiger gibt es vermutlich noch im Gunung-Leuser Nationalpark, im Norden der Insel. Der Verlust ihrer natürlichen Lebensräume gilt aktuell als die größte Bedrohung für ihr Überleben. Besonders die intensive Rodung der tropischen Regenwälder zugunsten von Plantagen hat dazu geführt, dass ihr Bestand stark abgenommen hat. Wie viele Sumatratiger es heute tatsächlich noch gibt ist aktuell noch nicht geklärt, Schätzungen aus dem Jahr 2018 gingen jedoch von ca. 600 Individuen aus.
Der Sumatra-Tiger im Steckbrief
Verwandtschaft | Ordnung der Raubtiere, Familie der Katzen, letzte Vertreter der Unterart der Inseltiger (auch Sunda-Tiger genannt) |
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Größe | Kopf-Rumpf-Länge durchschnittlich 140 cm |
Gewicht | Männchen: 100 – 140 kg Weibchen: 75 – 110 kg |
Besonderheiten | kleinste Unterart der Tiger |
Soziale Organisation | Einzelgänger |
Fortpflanzung | keine feste Paarungszeit, Paarung kann ganzjährig stattfinden |
Jungtiere | meistens zwei bis drei Jungtiere pro Wurf |
Lebenserwartung | bis zu 15 Jahre in der Wildnis |
Geografische Verbreitung | endemisch auf der Insel Sumatra |
Lebensraum | Tief- und Hochlandregenwälder sowie Torfmoorwälder |
Ernährung | Fleischfresser, große Huftiere wie Wildschweine und Hirsche werden bevorzugt |
Bestandsgröße | geschätzt ca. 600 Tiere (Stand 2018) |
Gefährdungsstatus | Laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion „stark gefährdet“ |
Wo werden Sumatra-Tiger in der zoologischen Systematik eingeordnet?
Von Ordnungen, Familien und Arten
Die Sumatra-Tiger gehören zur Ordnung der Raubtiere (Carnivora), zur Familie der Katzen (Felidae) und wie auch Löwen oder Leoparden zur Gattung der Pantherkatzen (Panthera). Bis vor ein paar Jahren galt die Population der Sumatra-Tiger noch als eine von sechs Unterarten. Neueste Studien deuten jedoch darauf hin, dass sich die Tiger in nur zwei Unterarten aufteilen: Die Festlandtiger und die Inseltiger. Zur letzteren gehörten neben den Sumatra-Tigern ebenfalls die bereits ausgestorbenen Populationen der Java-Tiger und der Bali-Tiger. Die Sumatra-Tiger sind somit die letzten Vertreter dieser Unterart.
Wie sehen Sumatra-Tiger aus?
Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten
Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von durchschnittlich 140 Zentimetern und einem Gewicht zwischen 75 und 140 Kilogramm sind Sumatra-Tiger die kleinsten Vertreter der Tiger. Die Männchen werden größer und schwerer als die Weibchen. Sumatra-Tiger unterscheiden sich von den Populationen der Festlandtiger durch ihre dunklere Fellfarbe, welche sich durch ein tiefes dunkel-orange auszeichnet. Zudem besitzen Sumatra-Tiger häufig eine stärker ausgeprägte Mähne, die ähnlich einem Backenbart das Gesicht einrahmt. Eine weitere Besonderheit sind die Schwimmhäute zwischen ihren Zehen, die ihnen die Fortbewegung im Wasser zusätzlich erleichtern. Denn im Gegensatz zu vielen Arten aus der Familie der Katzen meiden Tiger das Wasser nicht, sondern gelten als gute Schwimmer.
Wie leben Sumatra-Tiger?
Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation
Sumatra-Tiger leben fast ausschließlich einzelgängerisch und kommen nur für die Paarung zusammen. Sowohl die Männchen als auch die Weibchen beanspruchen große Streifgebiete für sich, bei denen sich das Territorium eines Männchens zumeist mit denen von bis zu drei Weibchen überlappt. Die Größe der Streifgebiete ist stark abhängig von dem Nahrungsangebot und somit von der Konkurrenz mit Artgenossen. Je mehr Beutetiere es gibt, desto weniger Raum benötigen die Tiger um Nahrung zu finden, womit ihre Streifgebiete kleiner ausfallen können. So können mehr Tiger innerhalb eines Lebensraums eigene Territorien etablieren, wodurch die Tigerdichte insgesamt steigt. Die Tigerdichte im Sumatra gilt als eine der geringsten, da hier durchschnittlich nur ungefähr 500 Kilogramm Beutetiere auf einen Quadratkilometer kommen. Im Vergleich dazu beträgt die Dichte der Beutetiere im Kaziranga-Nationalpark in Indien um die 7.500 Kilogramm pro Quadratkilometer, was dazu führt das dort auch die Tigerdichte viel höher ist. Tiger sind vorwiegend dämmerungsaktiv, als Jäger passen sie ihre Hauptaktivitätsphase allerdings an die ihrer Beutetiere an, sodass es je nach Art der Beute und Lebensraum zu Unterschieden in ihrem Aktivitätsmuster kommen kann.
Was ist über die Fortpflanzung von Sumatra-Tigern bekannt?
Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter
Während die Paarungszeit in Regionen mit einer großen saisonalen Variabilität oft auf einen festen Zeitraum im Jahr beschränkt ist, kann die Paarung der Sumatra-Tiger im tropischen Regenwald innerhalb des gesamten Jahres erfolgen. Anhand von Pheromonen in ihren Ausscheidungen signalisiert das Weibchen umliegenden Männchen ihre Paarungsbereitschaft. Für die Dauer von bis zu zwei Tagen kommen Männchen und Weibchen zusammen und paaren sich innerhalb dieser Zeit zwischen 17 und 52 Mal am Tag.
Nach der Paarung trennen sich die beiden wieder, die Aufzucht der Jungen übernimmt das Weibchen allein. Die Trächtigkeit kann bis zu 103 Tage dauern, bis das Weibchen sich schließlich an einen geschützten Ort zurückzieht und dort in der Regel zwei bis drei Jungtiere zur Welt bringt. Als Nesthocker kommen Tiger blind auf die Welt und sind zu Beginn vollkommen von ihrer Mutter abhängig. Diese verbringt daher die ersten Monate der Jungtiere vorwiegend im Versteck oder beschränkt ihren Aktionsraum auf die unmittelbare Umgebung.
Sobald die Jungen etwas älter und mobiler sind, vergrößert sich ihr Streifgebiet wieder. Mit ungefähr sechs Monaten werden die Jungtiere entwöhnt, allerdings sind sie noch nicht dazu in der Lage selbst etwas zu jagen und daher weiterhin auf ihre Mutter angewiesen. Insgesamt bleibt der Nachwuchs bis zu 28 Monate bei der Mutter und verlässt sie spätestens dann, wenn sie erneut trächtig ist. In der Wildnis können Sumatra-Tiger bis zu 15 Jahre alt werden. Besonders die jungen Männchen sterben allerdings häufig früher bei dem Versuch sich ein eigenes Territorium zu erschließen.
Wo leben Sumatra-Tiger?
Ihr Verbreitungsgebiet früher und heute
Einst verteilten sich die Populationen der Inseltiger über die drei indonesischen Inseln Bali, Java und Sumatra. Als letzte Vertreter dieser Unterart kommen Sumatra-Tiger, wie der Name erahnen lässt, nur auf der zuletzt genannten Insel vor. Damit bilden sie die südlichste Population der Tiger. Ursprünglich waren Sumatra-Tiger über ganz Sumatra verteilt, heute jedoch beschränkt sich ihr Verbreitungsgebiet auf mehrere kleine, teilweise stark voneinander isolierte Gebiete. Die meisten Sumatra-Tiger gibt es vermutlich im Gunung-Leuser Nationalpark, im Norden der Insel, der zusammen mit dem Kerinci-Seblat Nationalpark und dem Nationalpark Bukit-Barisan-Selatan das UNESCO-Weltnaturerbe der tropischen Regenwälder von Sumatra bildet. Der Gunung-Leuser Nationalpark liegt innerhalb des noch einmal größeren Leuser-Ökosystems, welches sich über die beiden Provinzen Sumatra Utara und Aceh erstreckt.
In welchem Lebensraum kommen Sumatra-Tiger vor?
Tiger gelten grundsätzlich als Habitatgeneralisten und kommen somit in einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume vor. In Sumatra bewohnen sie vor allem die immergrünen Tieflandregenwälder und Torfmoorregenwälder. Diese Wälder zeichnen sich durch ihre hohe Luftfeuchtigkeit und Niederschläge von teilweise mehr als 2.000 Millimeter Regen pro Jahr aus. Obwohl Tiger im Allgemeinen als sehr anpassungsfähig gelten, sind Sumatra-Tiger im besonderen Maße auf diese Wälder angewiesen. Der Rückgang ihrer Lebensräume hat deshalb maßgeblich zur Abnahme der Sumatra-Tiger beigetragen.
Wie ernähren sich Sumatra-Tiger?
Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise
Da Sumatra-Tiger zur Ordnung der Raubtiere gehören, ernähren sie sich praktisch ausschließlich von Fleisch. Die Liste ihrer Beutetiere ist lang, trotzdem haben sie eine Präferenz für große bis mittelgroße Beutetiere. In Sumatra sind dies vor allem Wildschweine, sowie die ausschließlich in Asien vorkommenden Sambars. Bei Abwesenheit solcher großen Beutetiere weichen sie opportunistisch auf andere Beute aus, deren Größe von hundegroßen Sumatra-Muntjaks, über Affen bis hin zu kleineren Vögeln reichen kann. Studien der Festland-Tiger im Chitwan-Nationalpark in Nepal haben gezeigt, dass ein ausgewachsenes Weibchen ohne Jungtiere ungefähr alle acht bis neun Tage ein großes Wildtier reißt, was auf ein Jahr hochgerechnet ungefähr 40 bis 46 Wildtieren entspricht.
Sumatra-Tiger sind wie alle Tiger Schleich- und Lauerjäger, die sich bei der Jagd auf ihre Camouflage zur Tarnung verlassen, um sich möglichst nah an ihre Beute anzuschleichen. Mit einem kurzen Sprint versuchen sie diese zu überraschen und zu überwältigen, denn ausdauernde Läufer sind sie nicht.
Wie viele Sumatra-Tiger gibt es?
Bestandsgröße und Gefährdungsstatus
Wie alle Tigerpopulationen gilt auch die der Sumatra-Tiger laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) heute als stark gefährdet. Aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraumes und der intensiven Bejagung sind ihre Zahlen in der Vergangenheit stark zurückgegangen. Letzte Schätzungen aus dem Jahr 2018 gingen von einem damaligen Bestand von ca. 600 Individuen aus. Die Veröffentlichung von aktuelleren Populationszahlen von der letzten Erhebung 2021/2022 ist noch ausständig. Sumatra-Tiger sind sowohl nach indonesischem Recht als auch international streng geschützt. Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) werden sie auf Anhang I geführt, womit der internationale, kommerzielle Handel mit Sumatra-Tigern oder Tigerprodukten verboten ist.
Was bedroht Sumatra-Tiger?
Bedrohungsfaktoren
Der Verlust ihrer natürlichen Lebensräume gilt aktuell als die Hauptbedrohung für das Überleben der Sumatra-Tiger. Die meisten Sumatra-Tiger leben in den tropischen Tieflandregenwäldern. Von diesen verschwanden jedoch allein im Zeitraum zwischen 1990 und 2022 ungefähr 71 Prozent. In den schwerer zugänglichen Bergregenwäldern, in denen aufgrund des geringen Beutevorkommens auch die Tigerdichte viel niedriger ist, verschwanden hingegen nur um die 10 Prozent der Fläche. Sumatra-Tiger sind somit im besonderen Maße von der Abholzung der tropischen Regenwälder betroffen. Als Hauptgrund für den Rückgang der Waldflächen nannten die Forscher:innen die Rodung zugunsten von Plantagen. Obwohl sich die Verbreitung der Sumatra-Tiger heute zum Großteil auf ausgewiesene Schutzgebiete beschränkt, spielt trotzdem auch der Schutz außerhalb der Schutzgebiete eine zentrale Rolle. Speziell Korridore haben hier eine wichtige ökologische Funktion, denn durch sie kann es zu dem so wichtigen genetischen Austausch kommen, und bei steigenden Populationszahlen dann auch wieder neue Gebiete von Jungtieren erschlossen werden.
Mit der weiteren Erschließung des Regenwaldes steigt auch das Risiko von Mensch-Wildtier-Konflikten, etwa wenn Tiger Jagd auf Nutztiere machen. Dies kann vor allem dann vorkommen, wenn die Tiger aufgrund menschlicher Eingriffe nicht mehr genügend Nahrung finden oder Tigerhabitate in landwirtschaftliche Flächen oder Plantagen umgewandelt werden. So konnte eine Studie zu Mensch-Tiger-Konflikten im Leuser-Ökosystem belegen, dass die Chance von Nutztierübergriffen in den Regionen deutlich höher lag, in denen es aufgrund von Wilderei nur wenig natürliche Beutetiere gab. Aus Furcht vor Übergriffen oder als Form der Vergeltung, wenn tatsächlich Nutztiere gerissen werden, kommt es daher immer wieder vor, dass Sumatra-Tiger illegal getötet werden. Darüber hinaus müssen Tiger aus plötzlich isolierten Populationen bei der Wanderung in neue Gebiete unweigerlich durch von Menschen genutzte Flächen ziehen, was das Risiko einer Konfrontation erhöht.
Eine zunehmende Bedrohung stellen zudem illegale Schlingfallen dar, die zum Fang von anderen Wildtieren wie Wildschweinen oder Hirschen ausgelegt werden. Tiger, die sich in den Schlingfallen verfangen, können beim Versuch sich zu befreien schwere Verletzungen erleiden, oder drohen in der Falle zu verenden. Jedoch werden Tiger auch gezielt gewildert. Immer noch werden Teilen von Tigern wie etwa den Knochen oder Zähnen in der traditionellen chinesischen Medizin heilende Wirkungen nachgesagt, die auf dem Schwarzmarkt hohe Preise erzielen können. In den Jahren zwischen 2000 und 2022 dokumentierten indonesische Behörden 207 Fälle in denen Teile von Sumatra-Tigern beschlagnahmt wurden. Bei einer stark bedrohten Art wie dem Sumatra-Tiger, stellt jedes getötete Individuum eine Gefahr für den Erhalt dieser bedrohten Art dar.
Weitere Informationen zu Tigern
- Tiger: die größte Raubkatze der Erde
- Borneo und Sumatra
Tierporträts im WWF-Artenlexikon
- Amur-Tiger
- Bengal-Tiger
- Südchinesischer Tiger