Der Asiatische Elefant ist nach den beiden afrikanischen Elefantenarten das drittgrößte Landsäugetier der Erde und das größte heute noch in Asien lebende. Ursprünglich reichte das Verbreitungsgebiet der Asiatischen Elefanten von West-Asien über Indien bis nach China. Heute sind sie allerdings aus 85 Prozent dieses einst riesigen Gebiets verschwunden und kommen nur noch in kleinen, meist stark fragmentierten Populationen vor, die sich über 13 Ländern verteilen. Wie viele Asiatische Elefanten es heute noch gibt, kann nur grob geschätzt werden, da es keine einheitliche Methode zur Erfassung ihrer Anzahl gibt und sie aufgrund ihrer Lebensräume grundsätzlich schwerer zu zählen sind. Die meisten Elefanten leben vermutlich in Indien und Sri Lanka. Der voranschreitende Verlust ihrer natürlichen Lebensräume, sowie Wilderei und Mensch-Wildtier-Konflikte bedrohen die verbliebenen Populationen. Die Weltnaturschutzunion IUCN führt die Asiatischen Elefanten daher als „vom Aussterben bedroht“.
Der Asiatische Elefant im Steckbrief
Verwandtschaft | Ordnung der Rüsseltiere, Familie der Elefanten |
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Größe | Schulterhöhe: 2,40 – 2,70 m, Körperlänge: 5,50 – 6,40 m |
Gewicht | Bullen durchschnittlich 3.600 kg, Kühe durchschnittlich 2.720 kg |
Besonderheiten | größtes Landsäugetier Asiens, nur die Bullen verfügen über Stoßzähne |
Soziale Organisation | Bullen leben einzelgängerisch, Kühe leben mit Jungtieren in Familiengruppen |
Fortpflanzung | Paarung kann während des gesamte Jahres erfolgen, Tragzeit ca. 22 Monate |
Jungtiere | üblicherweise ein Jungtier pro Wurf |
Lebenserwartung | 60 – 70 Jahre in freier Wildbahn |
Geografische Verbreitung | Bangladesch, Bhutan, Kambodscha, China, Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Sri Lanka, Thailand und Vietnam |
Lebensraum | Grasland, tropische Regenwälder, feuchte Laubwälder |
Ernährung | pflanzenfressende Generalisten; Gräser, Blätter, Früchte & Samen |
Bestandsgröße | 41.000 – 52.000 (Stand 2018) |
Gefährdungsstatus | IUCN: "stark gefährdet" |
Wo werden Asiatische Elefanten in der zoologischen Systematik eingeordnet?
Der Asiatische Elefant gehört zur Ordnung der Rüsseltiere (Proboscidea) und zur Familie der Elefanten (Elephantidae). Diese umfasst zwei Gattungen: die Asiatischen Elefanten (Elphas) und die Afrikanischen Elefanten (Loxodonta). Verwandtschaftlich stehen Asiatische Elefanten dem bereits ausgestorbenen Mammut näher als dem Afrikanischen Elefanten. Aufgrund ihrer geografischen Verbreitung und unterschiedlicher Merkmale, werden momentan drei Unterarten des Asiatischen Elefanten unterschieden: der Ceylon-Elefant (Elephas maximus maximus), der Indische Elefant (Elephas maximus indicus) und der Sumatra-Elefant (Elephas maximus sumatranus). Des Weiteren gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, ob es noch eine weitere, vierte Unterart gibt, den Borneo-Zwergelefanten (Elephas maximus borneesis).
Wie sehen Asiatische Elefanten aus?
Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten
Obwohl Asiatische Elefanten häufig als kleinere Cousins des Afrikanischen Savannenelefanten bezeichnet werden, sind sie trotzdem die größten Landsäugetiere Asiens. Die männlichen Tiere, auch Bullen genannt, erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 340 Zentimetern und ein Maximalgewicht von bis zu 6.000 Kilogramm. Die Weibchen sind mit einer Höhe von bis zu 250 Zentimetern und einem Gewicht bis zu 4.160 Kilogramm etwas kleiner und leichter. Der Schwanz ist zwischen 120 und 150 Zentimeter lang. Offizielle Angaben zu Größe und Gewicht basieren jedoch meistens auf der Unterart des Indischen Elefanten, welche im Durchschnitt größer und massiger ist als die anderen Unterarten.
Die Farbe des Asiatischen Elefanten ist meist dunkelgrau und kann im Bereich der Ohren, des Gesichts und des Rüssels rosa Stellen aufweisen, an denen die graue Pigmentierung der Haut fehlt. Asiatische Elefanten werden häufig auch als Dickhäuter bezeichnet, ihre Haut ist teilweise zwischen 2,5 und vier Zentimeter dick und fast haarlos. Elefanten sind Zehenspitzengänger, was bedeutet, dass bei ihnen statt der gesamten Fußsohle, nur die Zehen auf dem Boden aufkommen. Um diese zu stützen verfügt der Fuß jedoch über ein dickes Polster aus Fett- und Bindegewebe, welches beim Laufen wie ein Stoßdämpfer wirkt. An jedem Fuß besitzen sie fünf Zehen, allerdings sind beim Asiatischen Elefanten davon an den Hinterfüßen normalerweise nur vier sichtbar, da nicht jeder Zeh auch einen Nagel besitzt.
Die Ohren von Asiatischen Elefanten sind kleiner als die ihrer afrikanischen Verwandten. So gleicht ihre Form eher einem Dreieck und umschließt nicht den Nacken. Bei beiden Arten spielen die Ohren eine wichtige Rolle für die Thermoregulation. Um sich abzukühlen können Elefanten die Blutgefäße in ihren Ohren erweitern. Dadurch wird dort der Blutfluss in dem ausgedehnten Netz aus Blutgefäßen verstärkt. Da die Haut in den Ohren sehr dünn ist, kann das Blut einen Teil seiner Wärme an die Umgebung abgeben. Durch fächerartiges Wedeln der Ohren erhöht sich der Luftstrom rund um diese, was die Kühlung noch einmal begünstigt.
Von Afrikanischen Elefanten lassen sich Asiatische Elefanten ebenfalls durch die zwei deutlichen Höcker an der Stirnpartie, sowie dem nach oben gewölbten Rücken unterscheiden. Der Rüssel von Elefanten bildet sich aus einer Verlängerung der Oberlippe und der Nase. Er verfügt über keine Knochen, sondern besteht aus mehr als 40.000 Muskeln. Diese ermöglichen Elefanten eine hervorragende Feinmotorik, ähnlich der menschlichen Hand. An der Spitze des Rüssels befindet sich bei Asiatischen Elefanten ein Fortsatz, der sogenannte Greiffinger. Der Rüssel erfüllt gleich mehrere Funktionen: er dient zum Atmen, Riechen, zur Kommunikation, zur Nahrungsaufnahme, als Waffe oder auch als Werkzeug.
Asiatische Elefanten haben insgesamt 26 Zähne, davon sind 24 Backenzähne und zwei die Stoßzähne, welche sich aus den ursprünglichen Schneidezähnen geformt haben. Während beim Afrikanischen Elefanten die Stoßzähne bei beiden Geschlechtern deutlich ausgebildet sind, besitzen beim Asiatischen Elefanten nur die Männchen welche. Bei den Weibchen hingegen fehlen sie entweder vollständig oder sind nur verkümmert vorhanden und von außen nicht sichtbar. Stoßzähne kommen außerdem nicht bei allen Bullen vor: Ihr Anteil variiert, je nach Region, von fünf bis zehn Prozent aller Asiatischen Elefantenbullen auf Sri Lanka bis zu 90 Prozent in Südindien. Die Stoßzähne von Elefanten werden auch Elfenbein genannt und bestehen zum Großteil aus Dentin, ein Material, das den menschlichen Zähnen ähnlich ist.
Elefanten nutzen ihre Stoßzähne sowohl als Waffe, als auch als Werkzeug. Das Gebiss von Elefanten hat die Besonderheit, dass auf jeder Seite des Ober- und Unterkiefers immer nur ein Backenzahn zur selben Zeit ausgebildet ist. Durch die Reibung beim Kauen nutzt sich dieser zunehmend ab, bis er schließlich verkümmert und durch den nächstfolgenden Backenzahn ersetzt wird, was auch als horizontaler Zahnwechsel bezeichnet wird. Im Alter von ca. 65 Jahren sind die letzten Backenzähne meist so abgenutzt, dass der Elefant keine weitere Nahrung mehr zu sich nehmen kann. Das Maximalalter für wildlebende Asiatische Elefanten liegt daher zwischen 60 und 70 Jahren.
Wie leben Asiatische Elefanten?
Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation
Die soziale Organisation unterscheidet sich bei Asiatischen Elefanten zwischen den Geschlechtern. Die Weibchen leben in Herden, die Männchen hingegen vorwiegend solitär. Eine Herde besteht zumeist aus einer Gruppe verwandter Weibchen und deren Nachwuchs. Diese Familienverbände werden von einer Leitkuh, der sogenannten Matriarchin angeführt, welche in der Regel das älteste und erfahrenste Weibchen der Gruppe ist. Die Matriarchin spielt eine entscheidende Rolle bei der Führung der Gruppe und trifft Entscheidungen über die Nahrungssuche oder Wanderrouten.
Die Größe der Herden kann je nach Region, Lebensraum oder Nahrungsangebot stark variieren. Aus West-Indien sind Herdengrößen von durchschnittlich sieben Individuen bekannt. Asiatische Elefanten leben jedoch in einer sogenannten Fission-Fusion-Gesellschaft, in der es vorkommt, dass sich unterschiedliche Herden zeitweise zusammenschließen und trennen, wobei manche Tiere zwischen den verschiedenen Herden wechseln. Die Männchen verlassen mit ca. zehn Jahren die Herde und leben vorwiegend einzelgängerisch. Neue Studien aus Indien zeigen allerdings, dass männliche Elefanten in Gegenden mit einem erhöhten Gefahrenpotential, ebenfalls Gruppen bilden.
Den Großteil des Tages verbringen Asiatische Elefanten mit der Suche und Aufnahme von Nahrung. Das können zwischen 17 und 19 Stunden pro Tag sein. Ihre Hauptaktivitätsphasen sind je nach Region und vorhandenen Ressourcen während der Dämmerung und zu Beginn der Nacht. Geschlafen wird nur für wenige Stunden, zumeist während der zweiten Hälfte der Nacht. Auf der Suche nach Nahrung legen die Elefanten weite Distanzen zurück. Sowohl die Herden als auch die einzelgängerischen Bullen haben feste Territorien, deren Größe stark vom Ressourcenangebot abhängig ist. Die Streifgebiete der Asiatischen Elefanten in den tropischen Laubwäldern von Süd-Indien beträgt beispielsweise zwischen 550 und 700 Quadratkilometer, während Studien zeigten, dass die Streifgebiete der Elefanten in Sri Lanka zwischen 34 und 400 Quadratkilometer betragen können. Wanderungen innerhalb der Reviere werden nicht nur durch Faktoren wie der saisonalen Verfügbarkeit von Ressourcen beeinflusst, sondern auch durch äußere Einflüsse wie Störungen durch Menschen.
Asiatische Elefanten bedienen sich einer breiten Palette zur Kommunikation mit Artgenossen. Neben der Körpersprache verfügen sie über eine Vielzahl von Lauten, mit der sie beispielsweise Aufregung oder Furcht ausdrücken. Darüber hinaus benutzen sie auch chemische Kommunikationswege, zum Beispiel mittels Pheromonen im Urin. Eine besondere Form der Kommunikation bei Elefanten ist die Möglichkeit Infraschallwellen über den Boden wahrzunehmen. Das sind Töne deren Frequenz so tief ist, dass Menschen sie gar nicht hören können. Diese Schallwellen können Elefanten auch über große Distanzen erkennen.
Was ist über die Fortpflanzung von Asiatischen Elefanten bekannt?
Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter
Über die Fortpflanzung von wilden Asiatischen Elefanten ist im Gegensatz zu ihren afrikanischen Verwandten weniger bekannt. Die Bullen werden zwischen 10 und 15 Jahren geschlechtsreif und verlassen zu diesem Zeitpunkt ihre Herden. Die Weibchen sind zwar ab ca. 11 Jahren geschlechtsreif, bekommen ihr erstes Kalb aber meistens erst zwischen dem 13. und 16. Lebensjahr. Die Paarungszeit variiert je nach Region und tritt sowohl während der Trocken- als auch der Regenzeit ein.
Befindet sich eine Kuh im Östrus, signalisiert sie ihre Paarungsbereitschaft über Pheromone in ihrem Urin. Während dieser Zeit stoßen die dominanten Bullen zur Herde dazu, um sich zu paaren. Dabei dominieren vor allem jene Bullen, die sich in der sogenannten „Musth“ befinden. Während dieser Zeit steigt der Gehalt von Sexualhormonen wie Testosteron stark an, was nicht nur physische Auswirkungen hat, sondern auch das Verhalten der Bullen beeinflusst. Ein Bulle in Musth ist häufig an einem Sekret auf beiden Seiten des Kopfes zu erkennen, welches von den sogenannten Schläfendrüsen abgesondert wird. Darüber hinaus schwellen die Hoden der Männchen während dieser Zeit deutlich an. Bullen in Musth suchen häufiger Herden mit paarungsbereiten Weibchen auf und zeigen eine erhöhte Aggression, sowie klares Dominanzverhalten gegenüber anderen Bullen, um sich den Zugang zu den Weibchen zu sichern.
Die Tragzeit dauert bei Asiatischen Elefanten ungefähr 22 Monate. Das Kalb wiegt bei der Geburt zwischen 80 und 110 Kilogramm und wird über mehrere Jahre hinweg gesäugt. Durch die intensive Betreuung des Jungtieres dauert es durchschnittlich vier bis fünf Jahre bis ein Weibchen wieder schwanger wird. Studien zeigen, dass junge Bullen welche die Herden verlassen, häufig in neue, weiter entfernte Gebiete abwandern, anstatt im selben Gebiet wie ihre ursprüngliche Herde zu bleiben. Es wird vermutet, dass damit das Risiko von Inzucht verringert wird.
Wo leben Asiatische Elefanten?
Ihr Verbreitungsgebiet früher und heute
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Asiatischen Elefanten reichte von West-Asien über Indien bis nach China, jedoch gelten sie heute in vielen Teilen davon als ausgestorben. So sind die Asiatischen Elefanten aus West-Asien ganz verschwunden und auch in China überlebten sie nur in einer einzigen Provinz. Insgesamt kommen Asiatische Elefanten noch in 13 Ländern vor: Bangladesch, Bhutan, Kambodscha, China, Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Sri Lanka, Thailand und Vietnam.
In welchem Lebensraum kommen Asiatische Elefanten vor?
Asiatische Elefanten gelten als Habitat-Generalisten und kommen in einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume vor. Von feuchten Laubwäldern in Indien über offenes bis halboffenes Grasland, trockenen Dornenwäldern in Sri Lanka bis hin zu immergrünen tropischen Regenwäldern in Thailand oder auf Borneo. Dabei kommen sie im östlichen Himalaya in Höhenlagen von bis zu 3.000 m über dem Meeresspiegel vor. Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umgebungen, weisen Wissenschaftler:innen der Weltnaturschutzunion (IUCN) daraufhin, dass es unklar ist, wie geeignet die aktuellen Lebensräume der Asiatischen Elefanten tatsächlich für deren Überleben sind, da der Großteil ihrer ursprünglichen Habitate im Laufe der Zeit stark degradiert und fragmentiert wurde. Neben dem Nahrungsangebot ist das Vorhandensein von ausreichend Wasser von entscheidender Bedeutung. Dieses benötigen Asiatische Elefanten neben dem Trinken auch zum Baden und um sich abzukühlen. Das ist besonders während der Trockenzeit wichtig.
Wie ernähren sich Asiatische Elefanten?
Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise
Als größtes Landsäugetier Asiens haben Asiatische Elefanten einen enormen Energiebedarf. Im Gegensatz zu Wiederkäuern wie Rindern, verfügen Elefanten nicht über mehrere Mägen und können ihre zellulosehaltige, pflanzliche Nahrung daher schlechter verdauen. Um ihren Bedarf an Nährstoffen trotzdem ausreichend decken zu können, verbringen sie den Großteil des Tages mit der Nahrungsaufnahme. Bis zu 150 Kilogramm frische pflanzliche Nahrung kann ein Asiatischer Elefant dabei pro Tag zu sich nehmen. Grundsätzlich gelten Elefanten auch bei ihrer Nahrung als Generalisten und passen ihre Nahrungsgewohnheiten an das jeweilige Habitat oder die Saison an. Bei Studien der Elefanten in Süd-Indien konnten mehr als 82 verschiedene Pflanzen identifiziert werden, die zu ihrem Nahrungsspektrum gehörten. Weiterhin wurde festgestellt, dass Elefanten in zahlreichen Regionen eine Vorliebe für Gräser haben, darüber hinaus werden aber auch Blätter, Samen und Früchte gefressen.
Sind Asiatische Elefanten vom Aussterben bedroht?
Bestandsgröße, Gefährdungs- und Schutzstatus
Asiatische Elefanten werden auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „stark gefährdet“ geführt. Aus 85 Prozent ihres einst riesigen Verbreitungsgebiets sind sie heute verschwunden. Von der Weltnaturschutzunion wird geschätzt, dass es 2018 noch zwischen 41.000 und 52.000 wildlebende Asiatische Elefanten gab. Allerdings wird von den Wissenschaftler:innen deutlich darauf hingewiesen, dass diese Zahlen in vielen Fällen auf Schätzungen basieren. Inwieweit sie tatsächlich der Realität entsprechen, ist nicht bekannt, auch deshalb, weil es bisher keine einheitliche Methode zur Erfassung der verschiedenen Elefantenpopulationen gibt und die Tiere aufgrund ihrer Lebensräume grundsätzlich schwerer zu erfassen sind.
Die größten Vorkommen gibt es heute vermutlich in Indien, gefolgt von Sri Lanka, während die Populationen in Vietnam und Nepal wahrscheinlich die kleinsten sind. In Indien stehen Asiatische Elefanten seit 1972 unter der höchsten Schutzstufe. Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES sind Asiatische Elefanten zudem im Anhang I gelistet. Der internationale kommerzielle Handel mit ihnen ist somit verboten.
Die Bedrohungsfaktoren
Die verbliebenden, zerstreuten Populationen der Asiatischen Elefanten werden heute durch Lebensraumverlust, Mensch-Wildtier-Konflikte, Wilderei und illegalem Handel bedroht. Ein Großteil der tropischen Regenwälder Asiens wurde in der Vergangenheit durch anthropogene Eingriffe stark transformiert. Im gesamten Verbreitungsgebiet der Asiatischen Elefanten sind seit dem 18. Jahrhundert um die 64 Prozent des Lebensraums verloren gegangen. Auf der Insel Sumatra, Heimat der nur dort vorkommenden Unterart der Sumatra-Elefanten, wurden durch die intensive Entwaldung sogar 80 Prozent der Habitate zerstört.
Der Ausbau der Landwirtschaft, sowie der Bau von Straßen und Schienen führt zu einer räumlichen Trennung der übrig gebliebenen Lebensräume und erschwert den Austausch unter den verschiedenen Populationen. Allein in Indien wurden zwischen 1987 und 2019 mehr als 300 Elefanten registriert, die durch Kollisionen mit Zügen ums Leben kamen. Ein weiteres Problem stellt die Blockierung von Migrationsrouten dar, besonders in den Grenzregionen zwischen verschiedenen Ländern. So versuchten die Regierungen von Nepal und Bangladesch in der Vergangenheit mittels künstlicher Barrieren die Migration von Elefanten aus Indien zu verhindern.
Fragmentierung kann zu isolierten Gebieten mit schwindenden Elefantenpopulationen führen, die vom lokalen Aussterben bedroht sind. Ehemalige natürliche Lebensräume, die durch groß angelegte oder kommerzielle landwirtschaftliche Aktivitäten beeinträchtigt wurden und heute als modifizierter Lebensraum für Elefanten dienen, können ebenfalls Umweltgefahren enthalten (wie Pestizide und andere Faktoren in Ölpalmenplantagen). In Sabah, Malaysia, deuten erste Fallberichte darauf hin, dass der sporadische Tod von Elefanten, die sich in Ölpalmenplantagen aufhalten, möglicherweise durch die Bioakkumulation von Schwermetallen verursacht wurde. Darüber hinaus werden die Auswirkungen auf den Lebensraum durch den Klimawandel noch verschärft, da erhebliche Lebensraumveränderungen, Verschiebungen des Verbreitungsgebiets, Änderungen der Landnutzung und angepasste Bewegungen und Siedlungen durch den Menschen zu mehr negativen Interaktionen mit Wildtieren führen, was sich erheblich auf die Elefantenpopulationen auswirken wird.
Der Verlust und die Fragmentierung von Lebensräumen haben auch zu vermehrten Begegnungen zwischen Menschen und Elefanten geführt. Negative Interaktionen führen zu Ernte- und Sachschäden, Beeinträchtigungen des Lebensunterhalts, Verletzungen und sogar Todesfällen in Gemeinden, was zu Vergeltungsmaßnahmen gegen Elefanten führen kann, entweder im Nachhinein oder als Präventivmaßnahme. Die Ausbreitung invasiver Pflanzenarten in bestehenden Elefantenhabitaten, sowie deren Nutzung zur Beweidung mit Vieh können das Futterangebot für Asiatische Elefanten zudem stark reduzieren, sodass diese gezwungen sind auf die umliegenden Landschaften auszuweichen.
Neben der Zerstörung und Fragmentierung ihrer Lebensräume werden Asiatische Elefanten durch Wilderei und illegalen Handel bedroht. Da bei Asiatischen Elefanten nur die Bullen über Stoßzähne verfügen, hat die intensive Jagd auf männliche Elefanten in manchen Regionen zu einer extremen Verschiebung des Geschlechterverhältnisses geführt. Beobachtungen der Elefanten im indischen Periyar-Nationalpark deuten darauf hin, dass viele Weibchen als Folge des verschobenen Geschlechterverhältnisses unfruchtbar sein könnten, da es nicht genügend männliche Elefanten zur Paarung gibt. Genaue Zahlen darüber wie viele Elefanten jährlich wegen ihrer Stoßzähne gewildert werden gibt es meistens nicht. Da vor allem Bullen mit großen Stoßzähnen gewildert werden, hat sich den Anteil der Bullen ohne Stoßzähne über die Jahre erhöht. In Sri Lanka geht man mittlerweile davon aus, dass mehr als 90 Prozent der Bullen keine Stoßzähne besitzen.
Die Stoßzähne der Elefanten, auch Elfenbein genannt, werden schon seit Jahrtausenden genutzt. Aufgrund seiner relativ weichen Beschaffenheit lässt sich Elfenbein leicht verarbeiten und hat eine lange Tradition als Rohstoff zur Herstellung von Schmuck, Schnitzereien oder Luxusartikeln. Asiatische Elefanten werden jedoch nicht nur wegen ihrer Stoßzähne gewildert. Zwischen 2015 und 2018 kam es in Myanmar zu einer Flut von Wildereivorfällen, um die Nachfrage nach Elefantenhaut zu decken. Die Haut wird entweder getrocknet und als Pulver zermahlen als Heilmittel in Ländern wie China verkauft oder genutzt um Armbänder sowie Ketten herzustellen. Während der Import von Elfenbein nach China jedoch seit 2018 verboten ist, gibt es bei Elefantenhaut keine Einfuhrbeschränkungen.
In jüngerer Zeit wurde mit der Ausweitung von Social-Media-Plattformen und der soziopolitischen Instabilität, die die Strafverfolgung einschränkt, eine Eskalation des illegalen Online-Verkaufs von Elefantenprodukten beobachtet. Zwischen 2020 und 2022 verzeichnete der WWF zum ersten Mal Verkaufsposts, in denen für erhebliche Mengen an Elefantenprodukten auf Facebook in Myanmar geworben wurde. Zusätzlich dazu, setzt der Handel mit in der Wildnis gefangenen Elefantenkälbern das Überleben der Asiatischen Elefanten weiter unter Druck. Beispielsweise in Myanmar gefangene Kälber werden häufig nach Thailand verkauft, wo sie in sogenannten „Elefantenzentren“ als Tourismusattraktion dienen. Daneben wurden sie in der Vergangenheit auch als Arbeitstiere in der Forstwirtschaft eingesetzt. Auch in anderen Ländern ihres Verbreitungsgebietes werden wild lebende Elefanten gefangen und gehandelt. In Sri Lanka dokumentierten Wissenschaftler:innen innerhalb von zehn Jahren 55 Fälle, in denen Asiatische Elefanten illegal gehandelt wurden und auch in Indien, wo Asiatische Elefanten in vielen Regionen als integraler Teil der Kultur und Religion gelten, werden immer wieder wildlebende Elefanten für die private Haltung gefangen.
In mehreren südostasiatischen Ländern sind die Elefantenpopulationen zu klein, um langfristig überlebensfähig zu sein. Kleine Elefantenpopulationen sind einem höheren Risiko ausgesetzt, aufgrund von Konflikten, Krankheiten, Inzucht usw. lokal auszusterben. Dieser Bedrohung wurde bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt – mit schlimmen Folgen: In einigen Regionen wie Vietnam, wo weniger als hundert Elefanten in einigen isolierten Gebieten überleben, führte dies zu einem Rückgang der Populationen bis hin zum fast (oder vollständigen) lokalen Aussterben. Ein solches örtlich begrenztes Aussterben hat erhebliche Auswirkungen auf die Elefantenpopulation eines Landes, da die genetische Vielfalt verloren geht. Kleine Populationen sind besonders anfällig für Krankheiten. Da die menschliche Tuberkulose in großen freilebenden Elefantenpopulationen entdeckt wurde, könnte ein Ausbruch in kleineren, fragmentierten Populationen verheerend sein.
Was getan werden muss
Um ein langfristiges Überleben der Asiatischen Elefanten zu sichern ist es notwendig, ihren Lebensraum zu bewahren. Das beinhaltet einerseits den Schutz, das nachhaltige Management und die Wiederherstellung von Elefantenhabitat und andererseits die Sicherstellung von funktionaler Konnektivität. Dabei ist es wichtig, auch transnationale Lösungen zu finden, um die Migration von Elefanten in Grenzgebieten zu gewährleisten.
Konflikte zwischen Mensch und Elefant müssen auf integrierte und ganzheitliche Weise bewältigt und eine nachhaltige Koexistenz zwischen Mensch und Elefant gefördert werden. Erfolgreiche Maßnahmen müssen je nach Kontext skaliert und Erfahrungen, Schlüsselinstrumente und Ansätze für ein effektives Mensch-Elefant-Konfliktmanagement ausgetauscht werden. Dies kann nur in Partnerschaft mit wichtigen privaten und öffentlichen Akteuren, wie Landes- und Kommunalregierungen, Gemeinden, Unternehmen und dem Entwicklungssektor gelingen.
In Regionen mit (zu) kleinen Elefantenpopulationen müssen die Zahlen auf ein lebensfähiges und stabiles Niveau gebracht werden – zum Beispiel durch Anti-Wilderei-Maßnahmen, Wildtiermanagement und die Verbesserung der Gesundheit von Elefanten. Dafür ist mehr Grundlagenforschung nötig, um ein besseres Verständnis über Elefantenpopulationen, ihre Dynamik und ihre Migrationsrouten zu bekommen.
Weitere Informationen zu Asiatischen Elefanten
- Einsatz für die Momos von Myanmar
- Asiatische Elefanten
- Borneo und Sumatra
Tierporträts im WWF-Artenlexikon
- Afrikanischer Savannenelefant
- Afrikanischer Waldelefant
- Breitmaulnashorn