Der Eurasische Biber besiedelte einst die Flusssysteme ganz Asiens und Europas. Bis zum frühen 20. Jahrhundert wurde er jedoch bis auf wenige isolierte Restpopulationen in Europa (Mittlere Elbe, Unterlauf der Rhone, südliches Norwegen und im Einzugsgebiet der Beresina bis zum Oberlauf des Dnepr) fast ausgerottet. Heute haben sich die Bestände dank intensiver Schutzbemühungen wieder erholt. Wie kein anderes Tier gestaltet der Biber die Landschaft nach seinen Ansprüchen: Er fällt Bäume, baut Burgen und Dämme und staut Bäche auf. Dadurch schafft er nicht nur sich, sondern auch vielen Pflanzen und Tieren einen geeigneten Lebensraum.

Der Eurasische Biber im Steckbrief

Verwandtschaft Ordnung der Nagetiere, Familie der Biber
Größe 80 – 90 cm Kopfrumpflänge, Schwanz zwischen 20 – 30 cm lang
Gewicht zwischen 15 und 20 kg (selten 30 – 40 kg)
Besonderheiten drittschwerstes Nagetier der Welt (nach den Wasserschweinen und dem Kanadischen Biber)
Soziale Organisation Biberpaare bleiben ein Leben lang zusammen und leben in Familien mit zwei Jungtiergenerationen
Fortpflanzung Paarungszeit zwischen Dezember und Mai, Höhepunkt im Januar/Februar.
Jungtiere 1 – 6, im Durchschnitt jedoch 2 Jungtiere; Geburt erfolgt im Frühjahr oder Frühsommer, Jungtiere wandern in der Regel mit 2 Jahren ab
Lebenserwartung bis zu 20 Jahre
Geografische Verbreitung Weite Teile Europas und Asiens – von Frankreich im Westen über die skandinavischen Länder im Norden und der Schweiz und Slowenien im Süden bis nach China und Russland im Osten.
Lebensraum Der Biber bewohnt große, vegetationsreiche Flussauen und urwüchsige Altarme, umgeben von natürlichem Auwald. Es werden auch kleinere natürliche Fließgewässer bis zu Vorflutern in der Feldflur, Seen, Teiche und Gräben besiedelt, sofern gute Nahrungspflanzen, ausreichende Wasserführung und für Bauanlagen geeignete Ufer vorhanden sowie einige weitere Rahmenbedingungen erfüllt sind.
Ernährung Pflanzenfresser
Bestandsgröße schätzungsweise mehr als 639.000 Individuen, Trend: steigend (IUCN, Stand 2006)
Gefährdungsstatus IUCN: "nicht gefährdet", Rote Liste Deutschland: "gefährdet" (Abweichungen je nach Bundesland)

Wo werden Eurasische Biber in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Der Eurasische Biber (Castor fiber) gehört in der Ordnung der Nagetiere zur Familie der Biber. Innerhalb dieser gibt es nur zwei Arten, den Eurasischen Biber (Castor Fiber) und den Kanadischen Biber (Castor canadensis). Ursprünglich ging man beim Eurasischen Biber aufgrund von geografischen und optischen Unterschieden davon aus, dass es bis zu acht Unterarten geben könnte. Jüngste DNA-Analysten haben das jedoch widerlegt. Man unterscheidet Eurasische Biber heute in eine westliche und eine östliche Gruppe, die beide nicht als separate Unterarten betrachtet werden.

Wie sehen Eurasische Biber aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Biber in Deutschland © Ralph Frank / WWF
Biber in Deutschland © Ralph Frank / WWF

Zu den auffälligsten Merkmalen des Eurasischen Bibers zählen die großen, nachwachsenden, rötlichen Schneidezähne, der flache, beschuppte, fast haarlose Schwanz („Kelle“) sowie die Hinterpfoten mit Schwimmhäuten und einer geteilten Putzkralle an der zweiten Zehe. Mit den großen, entenfußartigen Hinterpfoten, den kurzen Vorderbeinen und zierlichen Vorderpfoten erscheinen die Biber an Land langsam und ungelenk. Sie sind aber ausgezeichnete Schwimmer.

Der Eurasische Biber ist die drittgrößte Nagetierart der Welt; größer bzw. schwerer werden nur das Wasserschwein in Südamerika und sein nordamerikanischer Verwandter, der Kanadische Biber. Insgesamt beträgt die Kopfrumpflänge des Eurasischen Bibers 80 bis 90 Zentimeter, der Schwanz ist zwischen 20 und 30 Zentimeter lang. Biber wiegen zwischen 15 und 20 Kilogramm (selten 30 bis 40 Kilogramm). Männchen und Weibchen unterscheiden sich optisch kaum. Die rötlich-orange Farbe der Schneidezähne geht auf die Anreicherung von Eisen zur Stärkung der Zähne zurück.

Die Fellfarbe der Eurasischen Biber reicht von hellbraun über dunkleres Rotbraun bis hin zu fast schwarz; die bräunliche Farbe ist aber am häufigsten. Sie haben lange Deckhaare und ein sehr dichtes Unterfell, das die Tiere vor dem Auskühlen schützt. Biber können Ohren und Nase verschließen, die Augen werden beim Tauchen mit einer Membran bedeckt.

Wie leben Eurasische Biber?

Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation

Biber leben in Familien zusammen © Tomas Hulik
Biber leben in Familien zusammen © Tomas Hulik

Eurasische Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv. Dabei patrouillieren sie in ihrem Revier, schwimmen, fressen und putzen sich. Es kommt außerdem zu Interaktionen mit anderen Familienmitgliedern, vor allem zwischen erwachsenen Tieren und Jungtieren.

Biber halten keinen Winterschlaf und sind auch im Winter auf Nahrungssuche. Sie schneiden im Herbst Gehölze und legen Nahrungsvorräte vor ihrem Bau, der Biberburg, an. Diese Vorräte können sie auch erreichen, sollte das Gewässer zufrieren. Die typische Biberburg ist ein Hügel aus Ästen, der vom Land bis ins Wasser reicht. So genannte „Mittelburgen“ sind Baue im Erdreich, die von oben mit Ästen verstärkt und mit Schlamm abgedeckt werden. Häufig sind so genannte „Erdburgen“. Dabei befindet sich die Wohnhöhle im Erdreich der Uferböschung und ist von oben nicht zu erkennen. Der Eingang zur Biberburg befindet sich immer unter Wasser. Der Bereich, in dem die Biber-Familie lebt, wird „Biberkessel“ genannt.

Biberpaare bleiben ihr ganzes Leben lang zusammen und bilden damit eine Ausnahme unter den Säugetieren. Ein Paar besetzt ein gemeinsames Revier und verteidigt es auch gemeinsam. Die Reviergrenzen markieren die Tiere mit einem Sekret aus einer Drüse im Afterbereich, das so genannte „Castoreum“ (umgangssprachlich auch „Bibergeil“ genannt). Eine Biberfamilie besteht aus den Elterntieren und zwei Generationen von Jungtieren. Bietet der elterliche Lebensraum genügend Platz und Nahrung für weitere Biber, können die Halbwüchsigen in gebührendem Abstand einen eigenen Bau anlegen. Auf diese Weise können große Biberkolonien entstehen.

Was ist über die Fortpflanzung von Eurasischen Bibern bekannt?

Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter

Biber beginnen im Alter von zwei bis drei Jahren mit der Fortpflanzung. Paarungszeit ist zwischen Dezember und Mai mit einem Höhepunkt im Januar und Februar. Die Jungtiere werden im Frühjahr oder Frühsommer geboren. Die Tragzeit beträgt 105 bis 109 Tage. Der Nachwuchs wird etwa zwei Monate lang gesäugt und bleibt in der Regel zwei Jahre, maximal bis zur Geschlechtsreife im dritten Jahr bei der Familie. Dann wandern sie ab und gründen eigene Reviere. Die Jungtiere sind zunächst wasserscheu und werden von der Mutter irgendwann einfach ins Wasser geworfen. Eurasische Biber werden bis zu 20 Jahre alt – sie erreichen damit ein relativ hohes Alter für ein Nagetier.

Wo leben Eurasische Biber?

Ihr Verbreitungsgebiet früher und heute

Der Eurasische Biber besiedelte einst die Flusssysteme ganz Asiens und Europas. Bis zum frühen 20. Jahrhundert wurde er jedoch bis auf wenige isolierte Restpopulationen fast ausgerottet. Heute haben sich die Bestände dank intensiver Schutzbemühungen wieder erholt. Die heutige Verbreitung des Eurasischen Bibers erstreckt sich wieder über weite Teile Europas und Asiens: von Frankreich und Spanien (dort gibt es eine sehr kleine Population) im Westen über die skandinavischen Länder im Norden, von der Schweiz und Slowenien im Süden bis nach Russland und China im Osten.

In welchem Lebensraum kommen Biber vor?

Biber im Biosphärenreservat Mittelelbe © Ralph Frank / WWF
Biber im Biosphärenreservat Mittelelbe © Ralph Frank / WWF

Eurasische Biber kommen in einer Vielzahl an Süßwassersystemen vor, darunter Flüsse, Bäche, Bewässerungsgräben, Seen und Sümpfe vom Tiefland bis in gebirgige Regionen. Dabei bevorzugen sie Süßwasserlebensräume, die von Wäldern umgeben sind. Aber auch in landwirtschaftlich genutzten Regionen oder sogar in städtischen Gebieten (zum Beispiel in Wien) oder in der Nähe von Industrieanlagen (zum Beispiel in der Schweiz) kommen sie vor. Generell können Biber in fast allen Süßwasserlebensräumen leben, in denen es Bäume oder Sträucher gibt. Ihr Verbreitungsmuster deutet aber darauf hin, dass sie eine klare Präferenz für ruhige oder langsam fließende Gewässer haben.

Wie ernähren sich Eurasische Biber?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Eurasische Biber sind generalistische Pflanzenfresser und ernähren sich von einer Vielzahl von Ufergehölzen und krautigen Pflanzen. Sie können sich bei der Auswahl ihrer Nahrung aber auch stark spezialisieren. Biber bevorzugen Weiden und Espen, fressen aber auch andere Laubbaumarten wie Ahorn, Erle, Birke und Eiche. Saisonal stehen auch immergrüne Pflanzen wie Kiefern und Tannen auf dem Speiseplan. Biber fällen Bäume, die viel größer sind als sie selbst, fressen aber in erster Linie Zweige, Rinde mit der dazugehörigen Kambiumschicht und Blätter. Eurasische Biber haben eine Darmflora, die bei der Zelluloseverdauung hilft. Das Fällen von Bäumen und Schneiden von Ästen ist im Herbst am stärksten ausgeprägt, kommt aber in allen Jahreszeiten vor.

Wie viele Eurasische Biber gibt es?

Ihr Bestand in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Aufgrund intensiver Bejagung war der Biber zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast ausgerottet. Dank intensiver Schutzbemühungen und Wiederansiedlungsprogramme gibt es – konservativen Schätzungen zufolge – heute weltweit wieder mehr als 639.000 Tiere (IUCN, Stand 2006).

Sind Eurasische Biber vom Aussterben bedroht?

Ihr Gefährdungs- und Schutzstatus

Biber © Ralph Frank / WWF
Biber © Ralph Frank / WWF

Der Eurasische Biber wird in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN mit „nicht gefährdet“ eingestuft und wird auf der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands geführt. Diese Art ist auf europäischer Ebene durch die Berner Konvention geschützt. Die estnischen, lettischen, litauischen, finnischen, schwedischen und polnischen Populationen ausgenommen ist die Art in den EU-Mitgliedstaaten streng zu schützen und von gemeinschaftlichem Interesse. Sie müssen daher Schutzgebiete für das Natura-2000-Netzwerk für Habitate diese Art ausweisen und den Fortbestand oder gegebenenfalls die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes gewährleisten.

Die Bedrohungsfaktoren

Der historische Bestandsrückgang war auf Überjagung zurückzuführen. Gejagt wurde der Biber wegen seines Fells, seines Fleisches und wegen seines Drüsensekrets (Castoreum). Das Sekret wurde zur Behandlung von Kopfschmerzen, Schmerzen und Verdauungsstörungen eingesetzt. Hinzu kam Lebensraumverlust durch Trockenlegung von Feuchtgebieten und Abholzung von Wäldern.

Heute gibt es in ganz West- und Mitteleuropa gesunde Populationen, einige Länder erlauben sogar wieder die Jagd auf Biber zu bestimmten Zeiten im Jahr. Durch Wiederansiedlungsmaßnahmen konnte der Eurasische Biber vor dem Aussterben bewahrt werden. Die erfolgreiche Rückkehr des Bibers und seine Fähigkeit, die Funktion von Feuchtgebieten zu verbessern ist eine Erfolgsgeschichte für den Naturschutz.

Nach wie vor bleibt die Bedrohung durch Lebensraumverlust und in einigen Gebieten, zum Beispiel in der Mongolei, durch Bejagung. Hinzu kommt, dass sich der eingeschleppte Kanadische Biber, der größer ist als der heimische, weiter ausbreitet. Er könnte zu einem direkten Konkurrenten für den Eurasischen Biber werden.

Der WWF setzt sich mit der Förderung von Naturschutzgroßprojekten, die den Schutz und die Entwicklung großflächiger Feuchtgebietslebensräume zum Ziel haben, auch für den Biber ein.

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