Die Population der Bengal-Tiger (Panthera tigris tigris), auch Königstiger genannt, gehört zur Unterart der Festlandtiger und ist von allen heutigen Populationen zahlmäßig noch am meisten vertreten. Ihre intensive Bejagung und der Verlust ihrer Lebensräume führte allerdings auch bei ihnen zu einem dramatischen Rückgang der Bestände, sodass sich ihre Verbreitung heute auf nur noch vier Länder des indischen Subkontinents beschränkt. Dort kommen sie hauptsächlich in teils isolierten Schutzgebieten wie Nationalparks oder Tigerreservaten vor. Dank intensiver Schutzbemühungen sind die Bestände in Bhutan, Indien und Nepal in den letzten Jahren wieder gewachsen. Um diesen positiven Trend weiter zu unterstützen, bedarf es allerdings weiterer Anstrengungen, besonders in den Gebieten, in denen Mensch und Tiger aufeinandertreffen können.
Der Bengal-Tiger im Steckbrief
Verwandtschaft | Ordnung der Raubtiere, Familie der Katzen, wird nach neuestem Kenntnisstand zur Unterart der Festlandtiger gezählt |
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Größe | Kopf-Rumpf-Länge: 146 – 290 cm |
Gewicht | Weibchen: 115 – 185 kg Männchen: 180 – 280 kg |
Besonderheiten | Population der Tiger mit den meisten Individuen |
Soziale Organisation | leben einzelgängerisch |
Fortpflanzung | keine festen Paarungszeiten in tropischen Regionen |
Jungtiere | zwei bis fünf Jungtiere pro Wurf |
Lebenserwartung | in freier Wildbahn ca. 10 Jahre |
Geografische Verbreitung | Indien, Nepal, Bhutan und Bangladesch |
Lebensraum | je nach Region Sümpfe, Mangrovenwälder, Grasland, tropische Regenwälder, feuchte und trockene Laubwälder |
Ernährung | Fleischfresser mit Präferenz für große bis mittelgroße Beutetiere |
Bestandsgröße | Indien 3.682 (2023), Nepal 355 (2022), Bhutan 131 (2023), Bangladesch 114 (2018) |
Gefährdungsstatus | IUCN: "stark gefährdet" |
Wo werden Bengal-Tiger in der zoologischen Systematik eingeordnet?
Von Ordnungen, Familien und Arten
Die Population der Bengal-Tiger, manchmal auch Königstiger genannt, gehört zur Ordnung der Raubtiere (Carnivora), zur Familie der Katzen (Felidae) und zur Gattung der Pantherkatzen (Panthera). Bis vor ein paar Jahren galten Bengal-Tiger noch als eigenständige Unterart. Neueste, wissenschaftliche Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass sich die Tiger in nur zwei Unterarten aufteilen: die Inseltiger (Panthera tigris sondaica) und die Festlandtiger (Panthera tigris tigris). Die Bengal-Tiger werden zu den letztgenannten gezählt.
Wie sehen Bengal-Tiger aus?
Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten
Im Vergleich zu den übrigen Tigerpopulationen liegen Bengal-Tiger bei Größe und Gewicht im Mittelfeld. Die Weibchen und Männchen sind im Durchschnitt jeweils 50 bis 100 Kilogramm schwerer als weibliche und männliche Sumatra-Tiger, aber leichter als ihre nördlichsten Artgenossen, die Amur-Tiger. Wie alle Tiger zeichnen sie sich durch ihre typische orange-weiße Fellfärbung, sowie die schwarzen Streifen aus. Die Fellfärbung der Bengal-Tiger in Indien gilt als besonders variabel und kann von hell-gelb bis dunkel-orange variieren. Bengal-Tiger gelten als gute Schwimmer und sind somit hervorragend an ein Leben in den zahlreichen Sumpf- und Feuchtgebieten ihres Verbreitungsgebietes angepasst.
Wie leben Bengal-Tiger?
Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation
Im Gegensatz zu Löwen, die in einem Rudel leben, gelten Tiger als Einzelgänger. Für die Dauer der Jungenaufzucht leben die Weibchen zusammen mit ihren aktuellen Jungtieren, bis diese alt genug sind sich eigene Reviere zu suchen. Sowohl die Männchen als auch die Weibchen beanspruchen eigene Territorien für sich, deren Größe stark von der Beuteverfügbarkeit abhängt. Im Chitwan-Nationalpark in Nepal beträgt die durchschnittliche Reviergröße eines Weibchens zum Beispiel 23 Quadratkilometer und die der Männchen 68 Quadratkilometer. Die Streifgebiete der Tiger im Huai Kha Khaeng Wildschutzgebiet in Thailand hingegen betragen laut einer Studie zwischen 70 und 84 Quadratkilometer bei den Weibchen und zwischen 276 und 294 Quadratkilometer bei den Männchen und sind somit um ein Vielfaches größer. Grundsätzlich gilt – je mehr Beute für die Tiger in einem Gebiet vorhanden ist, desto weniger Platz benötigen die verschiedenen Individuen um erfolgreich jagen zu können. Die Territorien der dominanten Männchen überlappen sich meistens mit denen mehrere Weibchen um sich so den Zugang zu potenziellen Paarungspartnerinnen zu sichern.
In Regionen mit viel menschlicher Aktivität sind Tiger fast ausschließlich dämmerungs- oder nachtaktiv. Ihre Hauptaktivitätsphasen in den Mangrovenwäldern von Bangladesch liegen zwischen 19:00 und 24:00 Uhr und zwischen 03:00 und 06:00 Uhr morgens. In Gegenden in denen sie von Menschen relativ ungestört sind, wie zum Beispiel in Reservaten und Nationalparks sind die Tiger hingegen auch vermehrt während des Tages aktiv.
Zur Kommunikation mit Artgenossen, etwa um ihre Territorien abzugrenzen, verfügen Tiger über eine Reihe von Möglichkeiten. Diese reichen von direkten Lauten, über chemische Kommunikationswege mittels Pheromonen in ihrem Urin bis hin zu Kratzspuren an markanten Bäumen.
Was ist über die Fortpflanzung von Bengal-Tigern bekannt?
Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter
In den tropischen Gebieten ihres Verbreitungsgebietes kann die Paarung von Tigern praktisch während des gesamten Jahres stattfinden. Tiger haben ein polygynes Paarungssystem, in welchem sich ein Männchen mit mehreren Weibchen paart. Durch Duftstoffe in ihrem Urin signalisiert das Weibchen dem dominanten Männchen innerhalb ihres Streifgebiets, ihre Paarungsbereitschaft. Das Weibchen ist nur für wenige Tage im Östrus, während dieser Zeit paart es sich bis zu 52 Mal am Tag. Nach der Paarung trennen sich die Wege von Männchen und Weibchen wieder, die Aufzucht der Jungen übernimmt das Muttertier allein.
Die Tragzeit beträgt ungefähr 103 Tage. Um ihren Nachwuchs zu gebären, zieht sich das trächtige Weibchen an einen geschützten Bereich innerhalb ihres Territoriums zurück. Dies können kleinere Höhlen und Felspalten, Erdsenken oder schwer zugängliche Dickichte sein. Die Jungen kommen blind zur Welt und wiegen bei der Geburt nur zwischen 785 und 1.610 Gramm. Je nach Region und Beuteverfügbarkeit bringt das Weibchen pro Wurf zwei bis fünf Jungen zur Welt. Nach ca. zwei Wochen öffnen diese zum ersten Mal die Augen. Da sie zu Beginn komplett hilflos und auf die Pflege ihrer Mutter angewiesen sind, beschränkt sie ihren Aktionsradius während der ersten Wochen auf die unmittelbare Umgebung. Sobald die Jungen jedoch etwas älter und mobiler sind, weitet sie diesen wieder Stück für Stück aus. Im Alter von ungefähr sechs Monaten werden die Jungtiere entwöhnt, allerdings sind sie noch nicht dazu in der Lage eigenständig Beute zu machen. Erst wenn sie zwischen 12 und 18 Monate alt sind und deutlich an Größe und Gewicht zugenommen haben, sowie über die permanenten Fangzähne verfügen, beginnen sie damit auch selbst zu jagen.
Im Alter zwischen 18 und 28 Monaten, spätestens aber dann, wenn die Mutter erneut Nachwuchs bekommt, ziehen die jungen Tiger aus um sich eigene Reviere zu suchen. Während sich die Töchter häufig in der Nähe der Mutter ansiedeln, wandern die Söhne weiter ab und laufen bei der Etablierung eigener Reviere Gefahr an andere, dominante Männchen zu geraten.
Einer der häufigsten Todesursachen für den Nachwuchs ist der Infantizid, also der Tod des Nachwuchses durch ein ausgewachsenes Individuum. Dazu kommt es meistens dann, wenn ein Männchen das Territorium eines anderes Männchens übernimmt. Da sich die Territorien der dominanten Männchen mit denen der Weibchen überlappen, stammen alle Jungtiere die sich zum Zeitpunkt der Übernahme innerhalb dieses Gebietes befinden vermutlich vom Vorgänger. Aufgrund der hohen Konkurrenz mit Artgenossen kann ein männlicher Tiger sein Revier im Durchschnitt für nur 2,8 Jahre halten. Innerhalb dieses schmalen Zeitfensters versucht er sich daher mit so vielen Weibchen wie möglich zu paaren und seine Gene an die nächste Generation weiterzugeben. Da ein Tigerweibchen im Schnitt aber nur alle zwei Jahre rollig wird, tötet das neue, dominante Männchen den aktuellen Nachwuchs, um so einen erneuten Östrus beim Weibchen auszulösen. Während der Zeit in der sie ihre Jungtiere aufziehen sind die Weibchen deshalb äußerst vorsichtig und verlegen ihren Rückzugsort alle paar Tage.
In der Wildnis können Tiger bis zu 15 Jahre alt werden, während von Tigern in zoologischen Einrichtungen ein Maximalalter von 26 Jahren bekannt ist.
Wo leben Bengal-Tiger?
Ihr Verbreitungsgebiet früher und heute
Einst waren Tiger von der Türkei im Westen über weite Teile Asiens bis Südkorea und die Pazifikküste Russlands zu finden. Mittlerweile sind sie jedoch aus 92 Prozent dieses ursprünglich riesigen Verbreitungsgebiets verschwunden. Die Population der Bengal-Tiger beschränkt sich auf nur noch vier Länder des indischen Subkontinents: Bangladesch, Bhutan, Indien und Nepal. Dort kommen die restlichen Bengal-Tiger in teils stark isolierten Gebieten vor, die sich zumeist auf Nationalparks oder speziell eingerichtete Tigerreservate beschränken.
In welchem Lebensraum kommen Bengal-Tiger vor?
Tiger gelten als Habitatgeneralisten und sind daher in einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume zu finden. Im Himalaya konnten sie sogar bis auf eine Höhe von 4.400 Metern über dem Meeresspiegel nachgewiesen werden. In den Tiefebenen am südlichen Fuß des Himalayas, die auch Terai genannt werden und sich durch Indien, Bhutan und Nepal ziehen, zeichnet sich ihr Lebensraum durch ein Mosaik aus Sümpfen, Flüssen, Wäldern und dichten Graslandschaften aus. In Indien kommen sie zudem sowohl in den tropischen, halb- bis immergrünen Regenwäldern vor als auch in den feuchten Laubwäldern der Westghats und den tropischen Trockenwäldern des Dekkan-Plateaus. Die Bengal-Tiger Bangladeschs wiederum sind vor allem in den Sümpfen und Mangrovenwäldern der sogenannten Sundarbans zu finden.
Wie ernähren sich Bengal-Tiger?
Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise
Tiger sind reine Fleischfresser (Karnivoren) und ernähren sich somit von tierischem Eiweiß. Zwar sind sie sehr anpassungsfähig, trotzdem konnten verschiedene Studien demonstrieren, dass sie eine Präferenz für große Beutetiere haben. Von Beute, die unter 50 Kilogramm wiegt, können sie sich auf Dauer nicht ernähren, denn der energetische Aufwand der Jagd steht in keinem günstigen Verhältnis zur Nahrungsenergie in Form von Fett und Proteinen von solch kleineren Tieren. Ausreichend große Beutetiere sind je nach Region die in Teilen Asiens beheimateten Sambar-Hirsche, aber auch Wildschweine oder Gaur, eine Form des asiatischen Wildrinds. Letztgenannte können ein Gewicht von bis zu 1.000 Kilogramm erreichen und sind somit um ein Vielfaches schwerer als ein Bengal-Tiger. Wenn diese Beutetiere nicht verfügbar sind, machen Bengal-Tiger stattdessen Jagd auf mittelgroße Beutetiere. Kleinere Beute, wie Vögel oder Fische, werden hingegen nur opportunistisch gejagt.
Tiger sind sogenannte Lauerjäger. Um ihre Beute zu erlegen sind sie auf ausreichend Deckung angewiesen, meistens in Form von dichter Vegetation. So schleichen sie sich möglichst nah an ihre Beute heran um sie nach einem kurzen, finalen Sprint zu überwältigen. Dies geschieht entweder durch einen gezielten Biss in den Nacken oder in die Kehle des Beutetieres, abhängig von dessen Größe. Anschließend schleift der Tiger seine Beute an einen sicheren Ort, der auch mehrere Kilometer weit entfernt liegen kann. Berichten zufolge können Tiger bis zu 20 Prozent ihres eigenen Körpergewichts in einer Nacht zu sich nehmen, wenn sie müssen. Studien der Tiger im Chitwan-Nationalpark in Nepal haben gezeigt, dass weibliche Bengal-Tiger im Durchschnitt bis zu drei Tage von einem erlegten Beutetier zehren und pro Jahr zwischen 40 und 46 Beutetiere erlegen. Der tatsächliche Nahrungsbedarf ist allerdings von einer Reihe von Faktoren abhängig und kann sich je nach Region und Beuteverfügbarkeit stark unterscheiden. Weibchen die Jungtiere mit sich führen müssen häufiger oder größere Beutetiere erlegen, um nicht nur ihren eigenen Bedarf zu decken, sondern auch den ihrer Nachkommen.
Wie viele Bengal-Tiger gibt es?
Ihr Bestand in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Die meisten Bengal-Tiger kommen aktuell in Indien vor, wo es Stand 2023 vermutlich 3.682 Individuen gab. Darüber hinaus gibt es noch weitere, wenngleich deutlich kleinere Populationen in Nepal, mit 355 Individuen (Stand 2022), sowie 131 Individuen in Bhutan (Stand 2023) und 114 Individuen in Bangladesch (Stand 2018).
Sind Bengal-Tiger vom Aussterben bedroht?
Ihr Gefährdungs- und Schutzstatus
Laut aktueller Roter Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) werden alle Tigerpopulationen als „stark gefährdet“ geführt. Alle Tiger werden im Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) auf Anhang I geführt, welches den kommerziellen Handel mit Tigern oder Tigerteilen verbietet.
Die Bedrohungsfaktoren
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war eine der Hauptursachen für den dramatischen Rückgang der Tigerpopulationen ihre intensive Bejagung, damals vor allem zu Trophäenzwecken. Heute werden sie zwar durch nationale und internationale Gesetze streng geschützt, jedoch stellt nun die Wilderei eine ernsthafte Bedrohung für ihr Überleben dar. Seit über 1.000 Jahren sind Tiger ein fester Bestandteil der traditionellen asiatischen Medizin. Produkten etwa aus Krallen, Knochen oder Zähnen wird eine heilende Wirkung nachgesagt, was auch heute noch zu einer hohen Nachfrage führt. Um diesen Bedarf zu stillen, werden Tiger auch weiterhin illegal bejagt und Teile von ihnen auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Allein im Zeitraum zwischen 2000 und 2018 wurden weltweit 2.359 Körperteile von Tigern beschlagnahmt. Von den medizinischen Zwecken abgesehen, werden Teile von Tigern auch zu Mode- oder Schmuckartikeln verarbeitet, die in manchen Ländern als besonderes Statussymbol gelten.
Neben der gezielten Wilderei kommt es immer wieder vor, dass Tiger aufgrund von Mensch-Tiger-Konflikten getötet werden, etwa als Form der Vergeltung oder um zukünftige Übergriffe auf Nutztiere zu vermeiden. Der Großteil der Bengal-Tiger lebt mittlerweile in voneinander getrennten Schutzgebieten wie Reservaten, deren direkte Umgebung häufig dicht besiedelt ist. Ist die Kapazitätsgrenze innerhalb dieser Gebiete erreicht, müssen gerade junge Tiger zwangsläufig abwandern um eigene Reviere zu etablieren und dabei auch von Menschen genutzte Gebiete durchqueren. So kommt es immer wieder vor, dass sich Tiger auf ihren Wanderungen in die Nähe von Siedlungen verirren, Jagd auf Nutztiere machen oder auf Menschen treffen, was im schlimmsten Fall zu Opfern auf beiden Seiten führen kann. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums in vielen asiatischen Ländern und dem damit einhergehenden Bedarf nach Raum für Siedlungen oder landwirtschaftliche Flächen, wurde in den jüngeren Vergangenheit immer weiter in die Lebensräume der Tiger vorgedrungen. Dadurch wird das Risiko einer Begegnung zwischen Mensch und Tiger noch weiter erhöht. In den Sundarbans, den größten Mangrovenwäldern der Erde, die als bedeutendes Tigerhabitat gelten, passiert es immer wieder, dass Menschen auf der Suche nach Ressourcen, wie Holz oder wildem Honig in die Schutzgebiete eindringen und in der dichten Vegetation plötzlich auf Tiger treffen. Darüber hinaus werden die Lebensräume der Tiger auch genutzt um Jagd auf ihre Hauptbeutetiere wie Wildschweine oder Hirsche zu machen. Mit abnehmender Beuteverfügbarkeit weichen Tiger jedoch vermehrt auf Nutztiere aus um ihren Nahrungsbedarf zu decken – das Potential von Konflikten zwischen Mensch und Tiger steigt somit weiter.
Zuletzt gelten viele Schutzgebiete als zu klein um eine überlebensfähige Tigerpopulation dauerhaft zu versorgen. Sind die Kapazitätsgrenzen innerhalb eines Gebietes erreicht, sind zukünftige Individuen gezwungen in andere Gebiete abzuwandern um eigene Territorien zu etablieren. Daher wäre es eigentlich nötig geeignete Lebensräume zu schützen und die isolierten Populationen durch Korridore miteinander zu vernetzen. Stattdessen schrumpfen die Lebensräume der Tiger jedoch weiter, etwa durch die fortschreitende Abholzung der tropischen Regenwälder zugunsten von Plantagen. Weiterhin wird die Migration von Tigern in andere Gebiete durch den Ausbau von Straßen und Siedlungen erschwert oder sogar gänzlich verhindert. Besonders bei kleinen, isolierten Populationen, erhöht sich das Risiko von Inzucht, wenn die Ein- und Abwanderung von Individuen nicht möglich ist. In der Folge kann es zum Beispiel zum vermehrten Auftreten vererbbarer Krankheiten kommen, was im schlimmsten Fall langfristig zum lokalen Aussterben von Populationen führen kann.
Obwohl sich die Bestände der Bengal-Tiger in Bhutan, Indien und Nepal zuletzt positiv entwickelten, bedarf es weiterhin intensiver Anstrengungen um ihr Überleben auch langfristig zu sichern. Der Tigerschutz ist seit Jahrzehnten ein großes Thema für den WWF. Tiger gehören ebenso wie Eisbären, Nashörner, Elefanten, Menschenaffen, Große Pandas und weitere Arten zu den Flaggschiffarten des World Wide Fund for Nature. Der WWF ist weltweit in zahlreichen Projekten zum Schutz und zur Erforschung bedrohter Arten aktiv und hat bereits viel erreicht. Gemeinsam mit weiteren internationalen NGO’s hat der WWF im Rahmen der „NGO Tiger Coalition“ eine neue Strategie zum Erhalt der Tiger erarbeitet. Diese setzt sich unter anderem die Ziele bis zum Jahr 2034, die Tigerpopulationen und ihre Lebensräume weiter zu sichern, die Koexistenz von Mensch und Tiger zu fördern und nach Möglichkeit wieder Populationen in Gebieten anzusiedeln, in denen sie ursprünglich vertreten waren.
Weitere Informationen zu Tigern
- Tiger: die größte Raubkatze der Erde
- Himalaja-Region
- Tigers Alive: Zukunft für Tiger
Tierporträts im WWF-Artenlexikon
- Amur-Tiger
- Südchinesischer Tiger
- Sumatra-Tiger