Dieser Irrglaube ist für die Elefanten verheerend, denn auch Elefantenkühe und Jungtiere werden nicht verschont. Sie werden zu Hunderten getötet, ihre Haut abgezogen und zu Cremes und Pülverchen verarbeitet. Nur noch rund 2.000 wilde Elefanten leben in Myanmar. Wird in naher Zukunft nichts zu ihrem Schutz unternommen, scheint ihre Ausrottung nur noch eine Frage weniger Jahre zu sein. Dass der Verkauf von Elefantenprodukten und anderen geschützten Tier- und Pflanzenarten in Myanmar seit 1994 gesetzlich verboten ist, scheint niemanden groß zu interessieren.
„Momo“ – so lautet der zärtliche Kosename für die Elefanten von Myanmar. Doch der Umgang mit den grauen Dickhäutern ist leider oft alles andere als zärtlich. Im Jahr 2017 wurde fast jede Woche ein Elefant von Wilderern getötet. Die Bestandszahlen gehen dramatisch zurück. Dabei haben es die Wilderer nicht nur auf das Elfenbein der Stoßzähne männlicher Elefanten abgesehen, sondern auch auf deren Haut. Über die angeblich heilsame Wirkung der Elefantenhaut bei menschlichen Hautkrankheiten kursieren in Myanmar und China die abstrusesten Gerüchte.
Erfolgreiche Kampagne: Stimmen für die Momos
Deshalb reagierte der WWF im Mai 2017 mit dem Aufruf zu einer Notfallspende, bei der über 80.000 Euro zusammenkamen. Auch dank dieser Unterstützung kontrolliert inzwischen ein Team aus 220 Wildhütern den südlichen Teil der Rakhine- und Bago-Bergwälder, zwölf Wilderer konnten festgenommen werden.
Um auch die Öffentlichkeit für die Bedrohung der Elefanten zu sensibilisieren und gesellschaftliche Unterstützung zu mobilisieren, startete der WWF gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen, der Regierung, Unternehmen und Prominenten im Oktober 2017 die Kampagne „Voices for Momos"- "Stimmen für Momos". Videoclips in Sozialen Medien und öffentlichen Kinos, riesige buntverzierte Elefanten aus Pappmaché im Straßenbild der bevölkerungsreichsten Stadt Yangon und ein fulminantes Abschlusskonzert haben Millionen von Menschen in Myanmar erreicht und die Bedrohung für die so unverwundbar wirkenden Momos verdeutlicht.
Die Stadt Yangon erklärte nach der Kampagne im Oktober 2018, dass sie Verstöße gegen die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der Elefanten vor Wilderei nun konsequent ahnden wird. Einschlägige Märkte und Händler wurden vorab informiert, so dass sie freiwillig entsprechende Produkte aus ihrem Sortiment verbannen konnten. Ziel des WWF ist nun, dass weitere Städte dem Beispiel Yangons folgen und landesweit ein Bann von illegalen Märkten umgesetzt wird.
Der Lebensraum der Elefanten wird immer kleiner
Doch nicht nur Wilderei, auch Mensch-Tier Konflikte und die ständige Verkleinerung ihres Lebensraums bedrohen die grauen Riesen. Ein Elefant frisst am Tag bis zu 150 Kilogramm pflanzliche Nahrung!
Werden seine Nahrungsgrundlagen durch Abholzung immer mehr eingeschränkt, sucht er sich neue Quellen, notfalls auch in der Nähe von Dörfern und Siedlungen. Um zu verhindern, dass eine hungrige Elefantenherde die Ernte eines ganzen Dorfes zerstört, legen Dorfbewohner oft Giftköder aus.
Fühlt er sich bedroht, kann ein Elefant in seltenen Fällen einen Menschen auch zu Tode trampeln. Mensch-Elefanten-Konflikte zu verhindern, ist deshalb für beide Seiten wichtig.
Elefanten als Konfliktvermittler
Bei der Vermittlung können die domestizierten Artgenossen der wilden Momos helfen. Denn einen Elefanten vertreibt man am besten durch einen anderen Elefanten, der ein Revier schon besetzt hat. Der WWF hat außerdem einige Elefanten mit GPS-Halsbändern ausgestattet, um die Bevölkerung eines Dorfes rechtzeitig warnen zu können, wenn sich ein Elefant nähert. Außerdem können so die Wanderrouten der Elefanten nachvollzogen und im besten Fall auch Wilderer abgeschreckt werden. In einem Fall hat das GPS-Halsband auch schon das Leben eines Elefanten gerettet, der in eine Wildererfalle geraten war und sich gefährlich verletzt hatte. Dank des Senders konnte er schnell lokalisiert und tiermedizinisch behandelt werden.
Rettet die letzten Momos!
Um die Wanderrouten der Elefanten noch besser zu verstehen, möchte der WWF in Zukunft noch mehr Elefanten mit GPS-Halsbändern ausstatten. Getestet werden soll auch ein solarbetriebener Elektrozaun, der die Felder der Dorfbewohner vor den Elefanten schützt. Die Menschen in den Dörfern müssen in ihren Nöten ernst genommen werden, damit sie Elefanten nicht mehr ausschließlich als Bedrohung wahrnehmen. Wilderei muss landesweit als gesellschaftliches Tabu gelten und konsequent strafrechtlich verfolgt werden. Nur dann gibt es Hoffnung für die letzten Momos von Myanmar.
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