Im Jahr 2024 hat der WWF Deutschland Luchse ausgewildert, Flussdelfine gerettet, indigene Völker unterstützt, neue Arten entdeckt und weltweit unzählige Projekte angestoßen, umgesetzt und erfolgreich abgeschlossen. Eine kleine Auswahl finden Sie hier. 

Erfolgreicher Schutz von Flussdelfinen

Flussdelfine gehören zu den eher unbekannten, aber stark bedrohten Arten © Shutterstock / COULANGES / WWF-Sweden
Flussdelfine gehören zu den eher unbekannten, aber stark bedrohten Arten © Shutterstock / COULANGES / WWF-Sweden

Im Jahr 2023 fielen über 330 Delfine in zwei Amazonas-Seen der anhaltenden Dürre zum Opfer. Diese Zahl ist möglicherweise nur ein Bruchteil der tatsächlich gestorbenen Delfine, da zu dem Zeitpunkt nur wenige solcher Gewässer überwacht wurden. Dies zeigt die große Bedeutung einer zukünftigen engmaschigeren Kontrolle von Seen mit ähnlichen Bedingungen.

Im Jahr 2024 hat der WWF es geschafft, an insgesamt an 23 Seen Überwachungsstationen aufzustellen, welche regelmäßig Daten wie Temperatur, Wasserstand, Sauerstoffgehalt u.ä. messen. So konnte die ähnlich schwere Dürre in diesem Jahr sehr gut überwacht werden.

Glücklicherweise ist es 2024 nicht zu einem großen Delfinsterben gekommen – aber in einem solchen Fall hätte man rechtzeitig eingreifen können!

Zudem konnten zwei weitere Länder überzeugt werden, die internationale Erklärung zum Schutz der Flussdelfine zu unterschreiben. Damit haben nun zwölf der 14 Flussdelfin-Verbreitungsländer die Erklärung unterschrieben.

Neue Arten im Kongobecken

Cercopithecus Lomamiensis oder auch Lesula, 2012 in der Demokratischen Republik Kongo © Terese Hart
Cercopithecus Lomamiensis oder auch Lesula, 2012 in der Demokratischen Republik Kongo © Terese Hart

In den letzten zehn Jahren haben Forscher:innen zahlreiche Neuentdeckungen machen dürfen: Dazu gehören Orchideen, Kaffeearten, Buschvipern, elektrische Fische und die erste Glühwürmchenart der Zentralafrikanischen Republik – um nur einige wenige zu nennen (Titelbild dieses Artikels: Urothemis veneta, eine neu entdeckte Libellenart).

Sogar eine neue Säugetierart wurde entdeckt: Cercopithecus lomamiensis, ein Affe mit markanten, fast menschlichen Augen, einem blauen Hinterteil und einem durchdringenden Ruf. Lesula nennen die Menschen vor Ort das scheue Tier.

742 dieser erstmals beschriebenen Arten hat der WWF in seinem 2024 veröffentlichten Kompendium „New Life In The Congo Basin: A Decade Of Species Discoveries (2013–2023)“ systematisch zusammengetragen. Viele der neuen Funde sind den Menschen, die im Kongobecken leben, möglicherweise schon seit Jahrhunderten vertraut. Doch für die Wissenschaft waren sie bislang unbekannt. All diese Neuentdeckungen helfen uns, die Artenvielfalt unseres Planeten noch besser zu verstehen, und sie zeigen uns, wie einzigartig, wie lebendig und vor allem wie schützenswert die biologische Vielfalt im Kongobecken ist. 

„Mit dem enormen Rückgang der Artenvielfalt, verlieren wir zunehmend auch wichtige Lebensgrundlagen. Das schränkt eine lebenswerte Zukunft für Mensch und Tier absehbar dramatisch ein. Umso wichtiger sind vielfältige Naturschutzprojekte als Widerstand gegen Verlust und Zerstörung. Dank unserer Unterstützer:innen und gemeinsam mit unseren zentralen Partnern vor Ort konnten wir diese auch 2024 wieder erfolgreich umsetzen.“

Kathrin Samson, Vorstand Naturschutz

Mehr Tiger in Thailand

Bengal Tiger in Thailand © Ernie Janes / naturepl.com / WWF
Bengal Tiger in Thailand © Ernie Janes / naturepl.com / WWF

Thailand ist das erste Land in Südostasien, in dem die Bestände wildlebender Tiger wieder wachsen! Pünktlich zum Welt-Tiger-Tag am 29. Juli 2024 konnte Thailand diesen Erfolg vermelden. Die Zunahme bedeutet eine Trendwende für Tiger in Südostasien, denn die meisten Tigerpopulationen der Region sind rückläufig. In Kambodscha, Laos und Vietnam sind die Tiger in den vergangenen 25 Jahren bereits ausgestorben.

Abgesehen von der Wildereibekämpfung durch Patrouillen, welche die thailändische Regierung verstärkt hat, arbeitet der WWF an einer DNA-Datenbank für die vielen Tiger Thailands in Gefangenschaft. Denn es besteht die Gefahr, dass gewilderte Tiere für den illegalen Handel umdeklariert werden.

Wir stellen außerdem Gras- und Waldlandschaften für die wildlebenden Tiger wieder her, schützen ebenfalls die Beutetiere – und verhindern nicht zuletzt zusammen mit den Gemeinden vor Ort Konflikte zwischen Tigern und Menschen. Die neuen Zahlen aus Thailand geben Hoffnung auf die Erholung der Tiger in Südostasien. Auf diesem Erfolg können wir aufbauen, damit weiter steigende Populationen sich wieder in Gebiete ausbreiten, aus denen sie verschwunden waren.

Die Spitzmaulnashorn-Population in Südafrika erholt sich

Afrikanisches Spitzmaulnashorn © Martin Harvey / WWF
Afrikanisches Spitzmaulnashorn © Martin Harvey / WWF

In Südafrika hat der WWF mit Unterstützung des WWF Deutschland eine entscheidende Rolle beim Schutz der Spitzmaulnashörner gespielt. Mit innovativen Maßnahmen setzte sich der WWF für den Kampf gegen die Wilderei ein und für den besseren Schutz der Lebensräume der Spitzmaulnashörner und ihrer Population. Mit Erfolgt: die Zahl der Spitzmaulnashörner in Gebieten, in denen der WWF arbeitet, ist gestiegen, durch Umsiedlungsprogramme hat sich auch ihre genetische Vielfalt verbessert. Und auch die Wilderei ging deutlich zurück.

Spitzmaulnashörner sind nach wie vor vom Aussterben bedroht. Doch im Jahr 2024 veröffentlichte wissenschaftlichen Ergebnisse stimmen optimistisch und unterstreichen die Wirksamkeit derzeitiger Schutzstrategien. Ohne solche Maßnahmen, so die Prognose, wäre die Population der Spitzmaulnashörner auf weniger als 300 Tiere geschrumpft – doch tatsächlich gibt es heute insgesamt etwa 6.500 Spitzmaulnashörner – ein bemerkenswerter Erfolg des Naturschutzes.

Populationen von Bonobos und Waldelefanten stabil

Bonobobaby in Luikotole in Salonga © Theo Webb / naturepl.com / WWF
Bonobobaby in Luikotole in Salonga © Theo Webb / naturepl.com / WWF

Im Salonga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo ist die Population der Bonobos mit etwa 15.000 Individuen weiterhin stabil. Ebenso stabil – mit etwa 1.600 Tieren – ist die Population der Waldelefanten. Dieser Erfolg ist zurückzuführen auf eine verbesserte Effektivität des Parkmanagements sowie auf fortgesetzte Forschung und beständiges Monitoring.

Sowohl Forschung als auch Monitoring sind wichtig, um Trends und Bedrohungen im Nationalpark besser zu verstehen. Das ist eine besonders große Herausforderung in einem Gebiet, das mehr als 30.000 Quadratkilometern groß ist. Ebenso wichtig ist die Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden. Sie werden darin unterstützt, ihre Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten, um dadurch den natürlichen Lebensraum für Wildtiere und Menschen zu erhalten.

Der Schutzgebietskomplex Mara Siana wächst weiter!

Stacy Nashipai, Rangerin im Mara Siana Gemeindeschutzgebiet © WWF-Kenya / Judy Kosgei
Stacy Nashipai, Rangerin im Mara Siana Gemeindeschutzgebiet © WWF-Kenya / Judy Kosgei

Mit der Einrichtung neuer Wildtierkorridore konnte der vom WWF aufgebaute Schutzgebietskomplex der Mara Siana um über 5.000 Hektar auf nun über 45.000 Hektar erweitert werden – mit mehr als 8.000 Landeigner:innen als Mitgliedern. Zu dem Gebiet zählen die besonders wertvollen Flächen am vollkommen unberührten Ropile-Fluss. Durch dieses Gebiet, das die östliche und westliche Mara verbindet, wandern zeitweise weit über 100 Elefanten am Tag. Mehr als 100 Kilometer Zäune wurden auf den neuen Flächen entfernt.

Alle Landpachtverträge der Gemeindeschutzgebiete wurden auf 25 Jahre abgeschlossen oder verlängert. Erstmals werden sie zu über 50 Prozent von den Ökotourismus-Partnern finanziert. Zahlreiche bedrohte Arten sind 2024 in das Gebiet zurückgekehrt, darunter Geparden und Wildhunde. Zugleich wurde der Vorschlag des WWF, die Conservancies der Mara bis in die Loita-Berge hinein massiv zu erweitern, von County- und nationaler Regierung als Ziel in die Landnutzungsplanung übernommen.

Unganisha: Mehr als eine Million Bäume gepflanzt

Ein Bewohner pflanzt Setzlinge in einem der Land Trusts in Unganisha © WWF
Ein Bewohner pflanzt Setzlinge in einem der Land Trusts in Unganisha © WWF

In den verschiedenen ökologisch besonders wichtigen Waldgebieten Ostafrikas konnte der WWF 2024 erstmals über eine Million Bäume pflanzen. Zu mehr als 90 Prozent wurden einheimische Baumarten gepflanzt, darunter zum Teil sehr seltene und vom Aussterben bedrohte Arten. In landwirtschaftlich geprägten Gebieten wurden vor allem Fruchtbäume und schnell wachsende Agroforstbäume gepflanzt.

Insgesamt wurden im Laufe des Jahres 2024 in drei Ländern die Zielmarken von fünf vollständig vom WWF-Deutschland finanzierten Projekten zur Restaurierung von 24 ökologisch besonders wichtigen Waldgebieten erreicht – darunter einzigartige Mangroven- und Küstenwälder, Miombo- und Bergregenwälder. So wurden in 2024 insgesamt fast 20.000 Hektar restauriert, mehr als 200.000 Hektar werden derzeit noch restauriert. Drei neue große Baumschulen wurden auf- und ausgebaut, darunter die Oloitoktok-Baumschule am Kilimanjaro, die allein ab 2025 zwei Millionen Setzlinge von mehr als 20 einheimischen Arten pro Jahr produzieren kann, um die Aufforstungen weiter zu skalieren.

Menschenrechte im Kongobecken gestärkt

Gruppe Baaka-Frauen um eine Feuerstelle © OrgiNations
Gruppe Baaka-Frauen um eine Feuerstelle © OrgiNations

Durch die Unterstützung der politischen Lobbyarbeit durch lokale zivilgesellschaftliche Organisation konnte der WWF zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und der Anerkennung und Umsetzung der Rechte der indigenen Bevölkerung beitragen – einer Gruppe von insgesamt vier bis fünf Millionen Menschen in den drei Projektländern.

In Kamerun hat die indigene Bevölkerung durch ein neues Abkommen mit der Regierung wieder Zugang zu ihren Lebensgrundlagen in großen Waldarealen. Auch in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) und in der Südafrikanischen Republik (ZAR) wurden die Rechte der indigenen Bevölkerung durch Gesetzesverbesserungen und eine Plattform für den nationalen Dialog deutlich gestärkt. Die Mehrheit der Bevölkerung der indigenen und lokalen Gemeinschaften (IPLC) in und um die Schutzgebiete Dzanga-Sangha (ZAR), dem Lobéké-Nationalpark (Kamerun) und dem Salonga-Nationalpark (DRC) hatte zum Projektende ein besseres Wissen über ihre Rechte und profitiert jetzt vom Zugang zu gut funktionierenden Beschwerdemechanismen.

Agrarökologische Methoden verbessern Ernte und Einkommen

Das Vieh wird geimpft © VFWT
Das Vieh wird geimpft © VFWT

In den vergangenen drei Jahren hat WWF Deutschland sein Programm zur Ernährungssicherung und zum Schutz von Lebensräumen in KAZA umgesetzt. Die Initiative zielt darauf ab, die Widerstandsfähigkeit lokaler Gemeinschaften und Ökosysteme durch innovative Ansätze in der Landwirtschaft und die Erprobung des Herding-for-Health-Ansatzes zu verbessern.

Die 2024 durchgeführte Evaluierung des Projekts belegt den Erfolg dieses Ansatzes: Haushalte, die agrarökologische Methoden anwenden, konnten ihre Ernteerträge im Vergleich zu 2021 um mindestens 20 Prozent steigern. In der Agrarökologie werden gemischte und integrierte Anbausysteme eingesetzt, die an die örtlichen Gegebenheiten und die Umwelt angepasst sind.

In Verbindung mit einem besseren Marktzugang und einer Diversifizierung der Einkommen erhöhten sich auch die Ernährungssicherheit und das Einkommen der Haushalte um 20 Prozent. Indem in den Gemeinden nachhaltige Praktiken eingeführt werden und die Koexistenz mit der Natur gefördert wird, schützt die WWF-Initiative nicht nur die Lebensgrundlagen, sondern sichert auch eine resilientere Zukunft für die Menschen und Ökosysteme von KAZA.

Entwaldungsfreie Kakao-Lieferketten zwischen Ecuador und Deutschland

Kakao-Ernte in der Kallari-Kooperative © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Kakao-Ernte in der Kallari-Kooperative © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

Die Anforderungen der neuen EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) stellen Kleinbauern und -bäuerinnen weltweit vor Herausforderungen. Gemeinsam mit dem WWF Ecuador arbeiten wir daran, drei Kakaokooperativen in der Amazonasregion NAPO auf diese Herausforderung vorzubereiten und Wissen langfristig in den Kooperativen zu verankern. Im Jahr 2024 wurde zum ersten Mal die Zahl von 1.000 Kakaobäuer:innen erreicht, die Teil eines Rückverfolgbarkeitssystems (genannt SAC) geworden sind, welches es den Endkonsument:innen ermöglicht, die Schokolade mit Hilfe eines QR-Codes bis zur Kakaofinca zurückzuverfolgen.

Außerdem erhielten die Kooperativen technische Unterstützung in den Bereichen Nachernteverfahren, nachhaltige Produktivitätssteigerung, Aufrechterhaltung der Zertifizierung und Arbeit an entwaldungsfreien Anbaupraktiken. Gleichzeitig hat der WWF Deutschland in diesem Jahr einen großen Abnehmer von Kakao aus Ecuador gefunden und einen Letter of Intent mit einer der Kooperativen fazilitiert. Somit können erste Pilotlieferketten unter Einhaltung der EUDR-Anforderungen zwischen Ecuador und Deutschland zustanden kommen.

Geisternetz-Projekt als Modell für Ostsee und Mittelmeer

Barbara Meier, WWF-Projektbotschafterin "Geisternetze", hilft bei der Bergung von Geisternetzen in der Ostsee. © Uwe Lippek / WWF
Bergung von Geisternetzen in der Ostsee. © Uwe Lippek / WWF

Im März 2024 fand in Schwerin die sehr gelungene Abschlusskonferenz zum Landes-Pilotprojekt „Verlorene Fischereigeräte in Mecklenburg-Vorpommern“ statt. Besonders bemerkenswert ist die Zusage des Bundes, das Konzept zu übernehmen und mit mehreren Millionen Euro Mitteln zu fördern. „Wir freuen uns, das Projekt nach drei Jahren guter Zusammenarbeit zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Als erstes Küstenbundesland hat sich Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam mit dem WWF auf den Weg gemacht und Verantwortung für das Risiko übernommen, das von verlorenen Fischernetzen ausgeht.“, erklärt Andrea Stolte, Expertin für Geisternetze beim WWF Deutschland und Leiterin des Pilotprojektes.

Die vom WWF entwickelte GhostNetZero App hilft engagierten Taucher:innen, Netze am Meeresboden aufzuspüren und zu melden. Finanziert wurde sie durch das BMUV. Es gibt die App mittlerweile in elf Sprachen.

Darüber hinaus wurde die WWF-Methodik international in neuen Regionen wie beispielsweise einem Schweinswalschutzgebiet vor Schweden oder dem Mittelmeer um Korsika eingesetzt. Auch der Peipus See in Estland wurde von Stellnetzen befreit.

So hilft die vom WWF Deutschland entwickelte Methode auch international, Meeresgebiete von Geisternetzen zu befreien. Mit dem Projekt hat der WWF in diesem Jahr die Auszeichnung „UN Dekade Projekt“ (unter den „Best 10“ ausgewählten Projekten) erhalten.

Die Pinselohren kehren zurück in den Thüringer Wald

Luchsin Frieda in der Fotofalle © Luchs Thüringen
Luchsin Frieda in der Fotofalle © Luchs Thüringen

Nach Jahren der Vorbereitung wurden im Jahr 2024 die ersten vier Luchse im Thüringer Wald ausgewildert. Das Ziel des Gemeinschaftsprojekts "Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen" ist es, eine gesunde und stabile Luchspopulation im Thüringer Wald zu etablieren.

Bis 2027 sollen dafür bis zu 20 Luchse ausgewildert werden. Bislang ist die Katzenart in Deutschland sehr selten und ihr Vorkommen auf drei weit voneinander entfernte Gebiete begrenzt.

Durch eine Population im Thüringer Wald soll ein Trittstein zwischen den schon bestehenden Luchsvorkommen im Harz und im Bayerischen Wald gebildet werden und langfristig ein Netz von Luchsvorkommen in ganz Mitteleuropa entstehen. 

Revitalisierung der Nebenelben

Mit dem Projektstart „Vorplanungskonzept zur Revitalisierung der Nebenelben Wischhafener Süderelbe und Ruthenstrom“ ist mit einem großen Renaturierungsprojekt im Elbeästuar gestartet worden. Ziel ist es durch die Wiederherstellung ehemaliger Tiefen und Breiten der Nebenelben wieder dauerhaft Wasser führende Lebensräume für die ästuartypische aquatische Lebensgemeinschaft, insbesondere Fische, zu schaffen. Im ersten Schritt muss dafür geklärt werden, wohin die dabei anfallenden Sedimente verbracht werden können und wer die Unterhaltung des Gewässerlaufs nach Umsetzung der Maßnahme übernimmt. 

Der WWF hat zur Klärung dieser Fragen ein Projekt im Rahmen des Niedersächsischen Oberflächengewässer Programms (NEOG) beantragt. Im August 2024 wurde das Projekt in Höhe von knapp 350.000 Euro bewilligt. Der WWF überminnt die Projektleitung bei der Umsetzung.

Flussbefreier in Aktion

Arbeitseinsatz für die Kleine Paar © Herbert Schmidt
Arbeitseinsatz für die Kleine Paar © Herbert Schmidt

Flüsse und Auen sind die Lebensadern unserer Landschaft und die Schatzkammern der Natur. Doch die meisten Fließgewässer sind begradigt, eingedeicht und aufgestaut, ihr Lauf ist durch unzählige Barrieren unterbrochen, die Fülle des Lebens verarmt.

Der WWF unterstützt Menschen dabei, wieder mehr Vielfalt in Bäche und Flüsse zu bringen und sie erlebbar für den Menschen zu machen. Zusammen mit unseren „Flussbefreiern“ haben wir 2024 fünf Barrieren entfernt. An diesen Stellen kann das Wasser nun wieder ungehindert fließen, Fische und andere Wasserlebewesen können sich frei bewegen und ihre jeweiligen Brut-, Jagd-, Lebens- und Zufluchtsräume erreichen.

Angefangen haben wir im April mit dem Umbau von zwei Sohlschwellen an der Kleinen Paar (Schwaben/Bayern). Hier rollten nicht nur die Bagger, sondern der WWF hat mit seinen Fördermittelgebern gemeinsam selbst Hand angelegt und Steine geschleppt. Weiter ging es im Mai mit der Förderung des Rückbaus eines ehemaligen Wasserkraftwehres an der Volme (Nordrhein-Westfalen). Im Juli folgte der Rückbau eines nicht mehr genutzten ehemaligen Wasserkraftwehres am Hühnerbach (Ostallgäu/Bayern), und im Oktober der Abriss von zwei schon lange nicht mehr genutzten Wiesenwässerwehren am Stöckigtbachen (Franken/Bayern).

Klima-Ziele von EDEKA sind zielführend

EDEKA-Bananen © Mauricio Marín
EDEKA-Bananen © Mauricio Marín

Der Schutz des Klimas ist eines der vier zentralen Themen unserer Partnerschaft mit EDEKA. Das Unternehmen hat sich als erster deutscher Lebensmitteleinzelhändler mit Netto-Null-Zielen bei der Science Based Targets Initiative (SBTi) zur Eindämmung des Klimawandels verpflichtet. Im August 2024 wurden die Ziele von der SBTi validiert und somit offiziell überprüft und als zielführend bestätigt.

Der WWF berät und erarbeitet zusammen mit EDEKA relevante Maßnahmen, um bei der Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele zu unterstützen. Dazu zählen unter anderem ein klimafreundlicher Fuhrpark, die Energieversorgung aus erneuerbaren Energien oder der klimaschonendere Betrieb verschiedenster Gebäude. Außerdem arbeiten wir daran, das Warenangebot ökologischer auszurichten. Hierbei geht es darum Transparenz zu schaffen mittels CO2-Fußabdruck der Produkte, die Lieferanten zu motivieren, sich eigene wissenschaftsbasierte Klimaziele zu setzen und Klimaschutzprojekte innerhalb der Lieferkette zunächst in kleinem Umfang durchzuführen und dann stetig auszuweiten.

Weitere WWF-Naturschutzerfolge aus dem Jahr 2024

Politischer Erfolg für Fischbestände und Meeresschutz

Die reformierte EU-Fischereikontrollverordnung wurde 2024 verabschiedet und stärkt den Schutz von Fischbeständen und Meeresgebieten: Ab 2028 müssen alle kleinen EU-Fangschiffe Ortungssysteme und elektronische Fangmeldungen nutzen, wodurch der überwachte Flottenanteil von 14 Prozent auf 100 Prozent wächst. Ab 2026 wird zudem das EU-weite System CATCH verpflichtend eingeführt, um Fangzertifikate für Importe, Exporte und Re-Exporte digital zu verarbeiten. Der WWF hat diesen Fortschritt durch jahrelange Begleitung des politischen Abstimmungsprozesses maßgeblich unterstützt. Dies verbessert Kontrollen, bekämpft illegale Fischerei und stellt sicher, dass Fischprodukte bis zum Fangschiff rückverfolgbar sind.

Fische im Netz © mgokalp / iStock GettyImages
Fische im Netz © mgokalp / iStock GettyImages
Wichtige Erklärung unterzeichnet

Die „Declaration of the World Coalition for Peace with Nature: A Call for Life“ wurde auf der CBD COP16 unterzeichnet, die vom 21. Oktober bis 1. November 2024 in Cali, Kolumbien, stattfand. Diese wegweisende Erklärung betont die dringende Notwendigkeit, Harmonie zwischen Mensch und Natur wiederherzustellen, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen, Ökosysteme zu revitalisieren und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Unterstützt von Ländern wie Mexiko, Schweden, Uganda und Chile sowie Organisationen wie dem WWF, fordert sie eine globale Zusammenarbeit, um Umweltzerstörung zu bekämpfen und Frieden mit der Natur zu fördern. Das IKI-Projekt „Protected Areas & Peace“ hat in Zusammenarbeit mit dem WWF Kolumbien eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung dieses Prozesses gespielt.

Landschaft im Chiribiquete-Nationalpark in Kolumbien © César David Martínez
Landschaft im Chiribiquete-Nationalpark in Kolumbien © César David Martínez
Neuer Nationalpark in Laos

Im Juli 2024 wurde der Xesap-Nationalpark in Laos offiziell ausgewiesen; somit wird zukünftig ein Gebiet von 202.300 Hektar geschützt. Der neue Park unterstützt die globale Biodiversitätsagenda und sichert einen wichtigen Lebensraum für viele bedrohte und skurril anmutende Arten, darunter das seltene Saola-Waldrind, der Roosevelt-Muntjak und der Rotschenklige Kleideraffe.

Die Unzugänglichkeit von weiten Teilen der Region hat die Wälder der Annamiten mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna lange Zeit vor Zerstörung und Ausrottung bewahrt. Der WWF hat Xesap in den letzten zehn Jahren intensiv als prioritäres Naturschutzgebiet unterstützt. Projekte wie das vom deutschen Ministerium für Umwelt (BMUV) über die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) teilfinanzierte Carbon and Biodiversity (CarBi) Projekt haben zur erfolgreichen Neuausweisung beigetragen. Maßgeblich war zudem die Zusammenarbeit mit Partnern wie der KfW-Entwicklungsbank.

Mit der neuen Ausweisung als Nationalpark strebt der WWF an, die Partnerschaften mit dem Forstamt und den Provinzämtern für Landwirtschaft und Forsten der Provinzen Salavan und Sekong sowie mit Distrikten und lokalen Gemeinschaften weiter zu stärken. Die Ziele sind, das Parkmanagement und den Biodiversitätsschutz dauerhaft zu verbessern, die Widerstandsfähigkeit der lokalen Gemeinschaften zu fördern und einen langfristigen Naturschutz sicherzustellen.

Saola-Rind © David Hulse / WWF
Saola-Rind © David Hulse / WWF
Ein nationaler Restaurierungsplan für Kenia

Auf politischer Ebenen konnten für Unganisha zahlreiche wichtige Ziele erreicht werden. So wurde der nationale Restaurierungsplan für Kenia fertiggestellt – finanziert und geleitet durch WWF Deutschland. Dieser Plan sieht die Wiederherstellung mehrerer Millionen Hektar wichtiger Lebensräume vor. Die Umsetzung wird durch die Kooperation des WWF Deutschland mit der Weltbank von dieser umfassend finanziert. Erstmals gibt es nun durch die Arbeit des WWF die gesetzliche Grundlage für den Aufbau von partizipativ verwalteten Waldschutzgebieten auf Gemeindeland. WWF Deutschland übernimmt die Finanzierung von Modellgebieten.

Über 20 weitere für den Naturschutz essenzielle Gesetze und Verordnungen konnten durch die Arbeit des WWF Deutschland in Kenia und Tansania initiiert, maßgeblich im Sinne des Naturschutzes beeinflusst und verabschiedet werden.

Der Fluss im Mau Mara Wald © Daniel Crous / WWF
Der Fluss im Mau Mara Wald © Daniel Crous / WWF
Unganisha: Neue und erweiterte Gemeindeschutzgebiete

In der Amboseli-Landschaft konnte die neue Kitirua-Conservancy mit Hilfe des WWF mit über 13.000 Hektar und mehr als 4.000 Landeigner:innen registriert und schrittweise funktionsfähig gemacht werden. Drei Ökotourismusanbieter haben daraufhin Landpachtverträge für 25 Jahre für die Gesamtfläche abgeschlossen, sodass erstmals eine vom WWF in Kenia aufgebaute Conservancy langfristig zu 100 Prozent durch den Ökotourismus finanziert ist.

Die mit über 68.000 Hektar größte vom WWF aufgebaute Conservancy der Amboseli-Landschaft, Nasaru Olosho, wurde ausgebaut. Das Modell-Schutzgebiet verfügt nun über ein neues Hauptquartier, moderne Ranger:innen-Unterkünfte und Außenstationen, eine ausgewogene Zonierung und einen Managementplan. Damit gibt es erstmals einen funktionierenden, durchgehend vom WWF Deutschland unterstützten und aufgebauten, grenzübergreifenden Korridor. Dieser verbindet über mehr als 80 Kilometer den Chyulu-Nationalpark mit dem Enduimet-Schutzgebiet in Tansania – und zwar über Nasaru Oloshu, den Amboseli-Nationalpark und die Kitirua Conservancy. Zudem startete die Planung zur Verlängerung des Korridors bis hin zum Arusha National-Park – und damit auf deutlich mehr als 100 Kilometer.

Amboseli-Landschaft in Unganisha © DanielCrous / WWF
Amboseli-Landschaft in Unganisha © DanielCrous / WWF
Ranger:innen retten verletzte Wildtiere

In allen Gebieten in der Amboseli-Landschaft wurden mit Unterstützung des WWF Deutschland insgesamt mehr als 700 Ranger ausgerüstet und oder ausgebildet. Unter anderem absolvierten sie Spezialkurse zur Rettung von Wildtieren, die durch menschlichen Einfluss verletzt oder verunglückt wurden. Die so spezialisierten Ranger:innen und Tierärzt:innen konnten bei hunderten Einsätzen in den vom WWF Deutschland finanzierten Schutzgebieten in Kenia und Tansania zahlreiche Wildtiere bedrohter Arten retten, darunter sieben in Wasserlöchern festsitzende Elefantenbabys, die erfolgreich zu ihren Müttern zurückgebracht wurden.

Die Ranger:innen von Elephant Aware versorgen das verletzte Zebra © Elephant Aware
Die Ranger:innen von Elephant Aware versorgen das verletzte Zebra © Elephant Aware
Zugang zu Wasser für Mensch und Tier

Zugang zu Wasser für Mensch und Tier

Zahlreiche vom WWF geplante Wasserstellen wurden in den WWF-Projektregionen in Afrika fertiggestellt und zum Teil mit solar-betriebenen Brunnen ausgestattet, darunter drei große neue Regenwasserbecken mit einem Fassungsvermögen von mehr als 50.000 Kubikmetern. Diese Wasserbecken helfen Wildtieren und Menschen in Dürrezeiten und erhöhen die Resilienz gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Insbesondere im trockenen Norden Kenias kann dadurch z.B. die stark bedrohte Population der Netzgiraffen gesichert werden.

Eine Gruppe Elefanten an und in einer neugebauten Tränke © WWF Kenia
Eine Gruppe Elefanten an und in einer neugebauten Tränke © WWF Kenia
  • Großer Panda © naturepl.com / Juan Carlos Munoz / WWF Hier finden Sie alle WWF-Erfolge

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