Flussauen zählen zu den biologisch produktivsten, vielfältigsten und artenreichsten Ökosystemen unserer Erde. Mit ihrer Vielzahl von mosaikartig verzahnten Lebensräumen beherbergen Flussauen eine faszinierende Artenvielfalt von fast tropischem Ausmaß. Etwa zwei Drittel aller Lebensgemeinschaften Mitteleuropas – also Gemeinschaften von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Mikroorganismen etc. – kommen in Auen vor. Und das auf nur etwa sieben Prozent der Landfläche. Auen sind außerdem Kinderstube für Fische und Amphibien. Je mehr Auen es entlang eines Flusses gibt, desto fischreicher ist dieser.
An die dynamischen Prozesse der Flussauen haben sich zahlreiche Tier- und Pflanzenarten angepasst. Eine typische Vegetationsform der Auen sind die Auwälder. Hier wachsen Baumarten, die längere Überflutungen gut aushalten. Die Silberweide beispielsweise – ein typischer Baum der sogenannten Weichholzauen Europas und Zentralasiens – ist optimal an ihren Lebensraum angepasst. Sie kann bis zu 300 Tage im Jahr im Nassen stehen. Zieht sich das Hochwasser zurück, keimen neue Weiden aus.
Hartholzauen werden viel seltener überflutet. Es sind strukturreiche Wälder, in denen stattliche Ulmen und Eschen wachsen und in denen Frühjahrsblüher Jahr für Jahr den Boden in ein wahres Blütenmeer verwandeln.
Auch für zahlreiche Vögel sind Auen essentiell, denn durch das hohe Vorkommen an Nährstoffen und Organismen finden viele Vogelarten, wie zum Beispiel Seeadler, einen geschützten Lebensraum und Brutplatz.