Unsere Vorfahren wollten Land gewinnen und das Wasser schnell aus der Landschaft ableiten. So wurde der einst gewundene Lauf der Kleinen Paar begradigt. Die Folge: Das Gewässer tiefte sich ein und musste mit Sohlschwellen stabilisiert werden. In ihrem Lauf vielerorts gebremst, und eingezwängt zwischen Feldern, verschlammte die Kleine Paar. Im trüben Wasser schwand das Leben. Regionale Akteur:innen bemühen sich deshalb seit Jahren um eine Wiederbelebung des Alpenvorlandbaches. In den Gemeinden Baar (Landkreis Aichach-Friedberg) und Holzheim (Landkreis Donau-Ries) wurden bereits 17 Sohlschwellen umgebaut. Unterstützt wurden die Arbeiten meist durch zahlreiche freiwillige Helfer:innen sowie Vereine, Gemeinden und Privatpersonen.
Der Umbau einer Sohlschwelle nördlich von Baar war jedoch zu kompliziert und teuer, da an dieser Stelle der Sohlschwelle zwei Regenwasserkanäle zusammentreffen, die verlegt werden mussten. Er konnte erst durch die Mittel des Flussbefreier-Wettbewerbs ermöglicht werden. Mit dem Umbau der Sohlschwelle werden die bisherigen Maßnahmen miteinander verbunden, sodass die Kleine Paar nun auf sieben Kilometer Länge für Fische wieder frei passierbar ist. Fische und Edelkrebse wurden eingesetzt, die hier längst ausgestorben waren, aber zum Ökosystem gehören und künftig wieder optimale Bedingungen vorfinden.
Das Projekt wurde unter anderem deshalb zur Finanzierung ausgewählt, weil Matthias Schlicker, ein sehr engagierter Einwohner von Baar, es geschafft hat, gemeindeübergreifend Menschen für die Kleine Paar zu begeistern – vom Bürgermeister über Vereinsmitglieder bis hin zur politischen Ebene, der Stellvertretenden Landrätin. Der Gewässerschutz wird dort nicht als „lästige Pflicht“ empfunden, sondern als Gemeinschaftsaufgabe und als Anlass genommen, sich zu treffen und zusammen aktiv zu werden.
Auch der WWF und seine Fördermittelgeber brachten für die Renaturierung der Kleinen Paar nicht nur Geld mit, sondern arbeiteten auch vor Ort tatkräftig mit. So trafen sich Freiwillige der Deutschen Postcode Lotterie, der PSD Bank München eG, des WWF Deutschland und der Gemeinde Baar Mitte April 2024 zu einem gemeinsamen Arbeitseinsatz, um den Gewässerschutz voranzubringen.
Die Vision: Die Kleine Paar soll bis zur Donau durchgängig gemacht werden. Dazu führt Matthias Schlicker Gespräche mit weiteren Städten und Gemeinden entlang der Kleinen Paar.