Der Hühnerbach ist ein 25 Kilometer langer Fluss im Allgäu. Er entspringt bei der Gemeinde Rettenbach am Auerberg im schwäbischen Landkreis Ostallgäu und verläuft von dort nach Norden in Richtung Bidingen, bis er schließlich nach 25 Kilometern in die Gennach mündet, die wiederum in die Wertach fließt. Bis in die frühen 1960er Jahre wurde der Hühnerbach teilweise begradigt. Barrieren wie das Wehr der ehemaligen „Weiler Mühle“ südlich von Bidingen verhindern, dass der Fluss frei fließen kann. Damit werden nicht nur die Wanderungen von Fischen behindert, sondern auch typische Flusslebensräume zerstört und der Transport von Geschiebe, dem natürlichen „Flussbaumaterial“, verhindert.
Der Wettbewerb „Werden Sie Flussbefreier“
Im Rahmen des Wettbewerbs „Werden Sie Flussbefreier“ konnten sich 2023 Verantwortliche mit Vorschlägen für konkrete Rückbauprojekte bewerben.
Eine international besetzte Jury wählte daraufhin unter anderem drei Leuchtturmprojekte in Bayern aus, die jeweils mit bis zu 30.000 Euro von der Deutschen Postcode Lotterie, zu kleineren Anteilen auch von der PSD Bank München und der Heizungsfirma Vaillant gefördert werden. Mithilfe der Postcode-Mittel konnte der Hühnerbach im Juli 2024 ökologisch aufgewertet werden: Das nicht mehr genutzte Wehr der „Weiler Mühle“ bei Bidingen wurde rückgebaut.
Rückbau der „Weiler Mühle“ am Hühnerbach
Im April 2023 stellte die Besitzerfamilie der „Weiler Mühle“ die Stromerzeugung ein; die Kleinstwasserkraftanlage am Hühnerbach war nicht rentabel. Nach Aufgabe der Nutzung müssen Eigentümer beziehungsweise Verantwortliche die nicht mehr genutzte Infrastruktur entfernen. Mühlenbesitzer Huber-Hinrichs hat den ehemaligen Mühlenkanal bereits zugeschüttet und Saatgut für die Wiederbegrünung der Flächen ausgebracht. Für den Rückbau des Ausleitungswehres ist jedoch nicht er selbst, sondern der örtliche Wasser- und Bodenverband Hühnerbach zuständig, der sich im Flussbefreier-Wettbewerb beworben hatte.
Im Juli 2024 war es dann endlich soweit: Der Bagger entfernte die beiden kleinen Brücken, das Wehr, eine Seitenwand sowie die Betonplatten auf dem Gewässergrund. Danach wurden mit Wasserbausteinen kleine Riegel gesetzt und Wuzelstöcke eingebracht, um Strukturen im Gewässer zu schaffen. An der Stelle, an der einst das massive Betonbauwerk der Wehranlage stand, fließt der Hühnerbach heute frei!
Ergänzend zum Wehrrückbau brachte die Gemeinde Bidingen südlich des ehemaligen Wehrstandorts auf einer Länge von etwa 500 Metern Totholz, Wurzelstöcke, Raubäume und Dreiecksbuhnen in den Bachverlauf ein. Damit wird die Strukturvielfalt erhöht und Bereiche mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten geschaffen. Zusätzlich wurden die Uferbereiche mit Gehölzen und Weidenstecklingen bepflanzt.
Erfolg für das WWF-Projekt „Lebendige Flüsse“
Deutschlandweit gibt es viele kleine Flüsse wie den Hühnerbach, die in der Vergangenheit stark reguliert und unter anderem für den Betrieb von Mühlen genutzt wurden. Diese Mühlen wurden später häufig in kleine Wasserkraftwerke überführt, deren Stromerzeugung oftmals gering ist und deren Betrieb mit fortschreitendem Klimawandel aufwändiger wird. Nur dank Menschen wie dem Besitzer des Weiler Wehrs, die sich dazu entschieden haben ihre Kleinstanlagen aufzugeben und der Geschäftsführerin des Wasser- und Bodenverbands, die Verantwortung übernommen hat und die Planung des Wehrrrückbaus beherzt und engagiert angegangen ist, konnte das WWF-Projekt am Hühnerbach erfolgreich umgesetzt werden.
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