In einem breiten Bündnis aus zehn Partnern werden wir im Rahmen des Projekts „Luchs Thüringen  – Europas Luchse vernetzen“ zwischen 2024 und 2027 bis zu 20 Luchse im Thüringer Wald auswildern und damit eine nachhaltige Perspektive für den Luchs in Thüringen und Mitteldeutschland schaffen.

Bislang kommt der Luchs in Deutschland nur in drei voneinander isolierten Verbreitungsgebieten vor: im Pfälzerwald, im Harz und in Ostbayern. Für den Luchs und seine langfristige Überlebensfähigkeit in Deutschland sind diese räumliche Isolation und die damit verbundene Inzucht bzw. genetische Verarmung eine der Hauptgefahren.

Aufgrund seiner zentralen Lage kommt dem Freistaat Thüringen eine Schlüsselrolle bei der Vernetzung der unterschiedlichen Luchsvorkommen zu. Insbesondere der Thüringer Wald bietet aufgrund seiner geografischen Lage und des geeigneten Lebensraums gute Voraussetzungen für den Luchs und somit die Verbindung der Harzer Luchspopulation mit der Population in Ostbayern. Wie ein Trittsein, der es ermöglicht von der einen Seite eines Baches auf die andere zu gelangen, würde eine stabile Luchspopulation im Thüringer Wald eine Verbindung der einzelnen Luchsvorkommen in Mitteldeutschland und darüber hinaus ermöglichen.

Welche Perspektiven bieten sich dem Luchs in Thüringen?

Luchs im Wald © Julius Kramer
Luchs im Wald © Julius Kramer

Auch wenn sich im Nordwesten Thüringens im Eichsfeld und Südharz Luchse der Harzer Population wieder natürlich angesiedelt haben, ist nicht davon auszugehen, dass – ohne aktive Unterstützung – in absehbarer Zeit eine Vernetzung zwischen den Populationen im Harz und Bayern stattfinden wird.

Das Projekt hat daher zum Ziel, durch die Auswilderung von bis zu 20 Luchsen im Thüringer Wald dem Thüringer Luchsbestand gezielt auf die Sprünge zu helfen. Denn nicht nur die naturräumlichen Bedingungen sind günstig, sondern auch die gesellschaftliche Akzeptanz bei der Bevölkerung und wichtigen Interessensgruppen ist gegeben. In einer von uns in Auftrag gegebenen repräsentativen forsa-Umfrage fand sich mit 87 Prozent eine breite Mehrheit für eine Wiederansiedlung von Luchsen in Thüringen. Im Thüringer Wald waren die Menschen im Mittel sogar noch positiver gegenüber dem Luchs eingestellt als der Thüringer Durchschnitt.

Die ersten beiden Luchse wurden ausgewildert

Am 15. Mai 2024 wurden im Rahmen des Projekts die ersten beiden Luchse erfolgreich in die Freiheit entlassen. Die beiden ersten ausgewilderten Tiere sind Luchsin Frieda und Luchs Viorel. Luchsin Frieda stammt aus dem deutschlandweit ersten Luchskoordinationsgehege im Wildkatzendorf Hütscheroda. Luchs Viorel stammt aus den rumänischen Karpaten.

Die Auswilderung erfolgte nach dem sogenannten „Soft-Release-Verfahren“, bei dem die Luchse vor ihrer Freilassung für zwei bis vier Wochen in einem Auswilderungsgehege gehalten werden. So soll den Tieren eine sanfte Eingewöhnung an ihre neue Umgebung ermöglicht werden. In zwei getrennten Gehegeteilen konnten sich die Tiere außerdem schon vor ihrer Freilassung gegenseitig beschnuppern. 

GPS-Halsbänder und Fotofallen geben Aufschluss über Projektfortschritt

Beide Luchse, die am 15. Mai 2024 ausgewildert wurden, wurden mit GPS-Halsbändern ausgestattet, um ihre Bewegungen in den ersten Monaten nach der Freilassung überwachen zu können.

„Während sich Frieda nach wie vor in der Nähe des Auswilderungsortes im mittleren Thüringer Wald aufhält, hat Viorel einen ausgedehnten Streifzug in den südlichen Thüringer Wald unternommen“, erklärt Dr. Markus Port, der das Projekt seitens des BUND-Thüringen koordiniert. Viorels Weg führte in eine Gegend, wo man bereits andere Luchse nachweisen konnte. Nordwestlich von Sonneberg sendete sein GPS-Halsband zuletzt Signale. 

Neben der Überwachung durch GPS-Halsbänder bildet das systematische Fotofallenmonitoring die Grundlage für die Erfassung des Status Quo der Luchse im Thüringer Wald. „Im Rahmen eines systematischen Fotofallen-Monitorings, das wir mit Unterstützung von Waldbesitzenden und Jäger:innen seit Herbst 2023 durchführen, konnten wir im Grenzgebiet zu Bayern drei Luchse nachweisen“, so Dr. Markus Port.

Vreni und Kilian auf den Spuren von Frieda und Viorel

Luchsin Vreni auf dem Weg in die Freiheit © Alexander Sommer / WWF
Luchsin Vreni auf dem Weg in die Freiheit © Alexander Sommer / WWF

Am 27. August 2024 wurden zwei weitere Luchse erfolgreich im Thüringer Wald ausgewildert. Die jungen Luchse Vreni und Kilian stammen aus dem Erhaltungszuchtprogramm des Karpatenluchses der European Association for Zoos and Aquaria (EAZA).

Luchsin Vreni wurde im Schweizer Tierpark Langenberg geboren. Kuder Kilian wuchs hingegen im Zoo Nürnberg auf. Auch diese beiden Luchse haben in den letzten Monaten vor der Auswilderung ein spezielles Gehege im BUND-Wildkatzendorf Hütscheroda bezogen, um sie so optimal wie möglich auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereiten zu können. Da sowohl Vreni als auch Kilian von Anfang an ein natürliches Verhalten und unter anderem eine ausgeprägte Scheu vor Menschen zeigten, konnten sie nun den finalen Schritt auf ihrem Weg in die Freiheit gehen. Ausgestattet mit GPS-Halsbändern werden auch sie noch eine Weile beobachtet werden und aufschlussreiche Erkenntnisse über ihr Verhalten in freier Wildbahn liefern.

„Die ersten zwei Auswilderungen sind wichtige Schritte auf unserem Weg langfristig einen großen, stabilen Populationskern zwischen den Vorkommensgebieten im Harz und im Bayerischen Wald entstehen zu lassen.“

Dr. Max Boxleitner, Projektkoordinator des WWF Deutschland

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Gemeinsam für den Luchs

Zusammen mit dem BUND Thüringen und den unterschiedlichsten Akteuren aus Forst, Jagd und Naturschutz bündeln wir unsere Erfahrungen und Kompetenzen in diesem gemeinsamen Projekt, das dem Luchs eine Rückkehr in den Thüringer Wald ermöglichen soll.

Das Thüringer Umweltministerium fördert das Projekt über das Programm „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) mit 2.827.917,40 Euro. 

Mehr Informationen über das Projekt finden Sie auch auf unserer offiziellen Projekt-Website.

Projektpartner und Geldgeber von „Trittstein Thüringer Wald – Die Rückkehr des Luchses nach Mitteldeutschland“

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So helfen Sie den Luchsen

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