Seit 2023 herrschen im Amazonasgebiet hohe Temperaturen, es gibt kaum Niederschläge. Eigentlich normal zu bestimmtem Jahreszeiten, doch 2023 wurde die Dürre durch El Niño verstärkt, ein Wetterphänomen, das alle paar Jahre auftritt. Und auch im Januar 2024 blieben die Niederschläge unter dem Durchschnitt. Die Folge: Nicht nur sind die Pegelstände extrem niedrig – in einigen Zuflüssen des Amazonas hat das Wasser so hohe Temperaturen erreicht, wie sie noch nie zuvor gemessen wurden.
Der Lago Tefé liegt an einem dieser Amazonaszuflüsse. Und wahrscheinlich haben die hohen Wassertemperaturen von bis zu 39,1 Grad Celsius zum Tod der Flussdelfine geführt. Die derzeit wahrscheinlichste Hypothese: Die Flussdelfine erlitten einen thermischen Schock, haben nicht mehr gefressen und so die Fähigkeit verloren, ihre Körpertemperatur zu regulieren. Vermutlich führte dies zu einem Blutstau im Gehirn, es kam zum Schlaganfall. Zwölf Prozent der Flussdelfin-Population sind allein im Lago Tefé gestorben.
„Ich bin mir sicher, dass es auch an anderen Orten Todesfälle gab”, sagt Mariana Paschoalini Frias, Naturschutzspezialistin beim WWF Brasilien. „Denn es gibt mehr als 50 Seen in der Region, die nicht überwacht wurden.
Die Situation ist umso dramatischer, als die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN beide Flussdelfin-Arten bereits als stark gefährdet listet. „Wir haben in zahlreichen Studien gezeigt, welchen Bedrohungen die Tiere ausgesetzt sind“, erklärt Mariana Paschoalini Frias. „Neben Wasserkraftwerken, Quecksilberverschmutzung und Konflikten mit Menschen sind die kleinen Süßwasserdelfine nun auch direkt vom Klimawandel betroffen!