Um zukünftig weiteren Rückbauprojekten den Weg zu ebnen, etabliert der WWF Deutschland das „Fachnetzwerk Freifließende Flüsse“. Das Forum für Gewässerakteure aus Behörden, Kommunen, Planungsbüros, Forschungseinrichtungen, NGOs und der Politik soll dem Austausch zu praktischen Erfahrungen, zu Herausforderungen und zu Lösungsansätzen dienen. Die Auftaktveranstaltung fand mit rund 100 Teilnehmenden im Mai 2024 statt. Es wurden mehrere erfolgreiche Rückbauprojekte vorgestellt, anhand denen verschiedene Aspekte wie Akzeptanzförderung von Rückbauten oder die Erholung der Fischbestände durch Rückbauten beleuchtet und diskutiert wurden.
Unsere Flüsse und Bäche wurden vor langer Zeit von unseren Vorfahren verändert, um sie nutzbar zu machen. Der WWF möchte gestörte Fließgewässer wieder renaturieren.
Wir schwimmen in Seen, ohne zu merken, dass sie früher einmal Flüsse waren, die durch eine Staumauer abrupt zum Stillstand gebracht wurden. Wir verbringen unsere Freizeit auf schnurgeraden Flussradwegen, ohne darüber nachzudenken, dass der Damm, der den geraden Lauf erzwingt, den Fluss von seiner Aue trennt.
Es gilt, die dramatischen Veränderungen der Fließgewässer wahrzunehmen, natürliche Flüsse als gesellschaftlich wertvolles Gut zu begreifen und das Wasser wieder fließen zu lassen. Der „Traumtaler 2021“ der Postcode Lotterie ermöglicht es uns, zu lebendigen Flüssen beizutragen.
Wehrrückbau bringt das Leben in die Flüsse zurück
Fast kein Fluss in Bayern bzw. Deutschland ist mehr frei von Abstürzen, Wehren oder Dämmen. Fast 57.000 Barrieren hat das Bayerische Landesamt für Umwelt gezählt. Etliche der Hindernisse haben ihren Nutzen verloren, behindern aber noch immer die Wanderung von Fischen und zerstören typische Flusslebensräume.
Der effektivste Weg zurück zu lebendigen Flüssen ist der Rückbau von Barrieren. Im Herbst 2021 entfernte der WWF Deutschland durch Spendenmittel bereits ein altes, ehemaliges Wiesenbewässerungswehr an der Baunach in Bayern. 2023 führte er den Wettbewerb „Werden Sie Flussbefreier“ durch und wählte vier Rück- und Umbaumaßnahmen aus, die 2024 an den Fließgewässern Volme, Pegnitz, Kleine Paar und Hühnerbach mit Hilfe des WWF umgesetzt werden.
Dokumentarfilm "Die Flussbefreier – Teil 1: Wo ein Wille ist…"
Der Film „Die Flussbefreier – Teil 1: Wo ein Wille ist…“ portraitiert drei engagierte Gewässerschützerinnen und Wasserbauer, die Bürokratie und Widerstände bezwingen, um frei fließende Bäche und Flüsse zu schaffen – zum Wohle für Mensch und Natur. Mit dem Film sollen engagierte Menschen dazu angeregt werden, es den Dreien gleichzutun und sich für die Bäche und Flüsse vor ihrer Haustür einzusetzen. Auf dass nutzlose Barrieren künftig aus unseren Gewässern verschwinden.
Fachnetzwerk Freifließende Flüsse
Eine Auswahl treffen, priorisieren
Bei der Vielzahl der Barrieren in den Flüssen müssen wir jedoch eine strategische Auswahl treffen. Die Deutsche Postcode Lotterie ermöglicht es uns, mit Hilfe von GIS-basierten Verfahren diejenigen Barrieren zu identifizieren, deren Rückbau den größten Mehrwert bringen würde. Der WWF beauftragte ein Konsortium mit einer deutschlandweiten Analyse, deren Ergebnisse ab August 2024 vorliegen. Dabei wurden 16 Rückbaukandidaten mit einem hohen Umsetzungspotential näher beleuchtet.
Weitere Informationen
- Vom Engagement für die Ammer zu Rückbauprojekten in ganz Bayern
- Erfolgreiche Rückbauprojekte – Experten im Interview