An der Windach, einem Zufluss der Amper kurz nach ihrem Austritt aus dem Ammersee, existieren momentan noch sechs Wasserkraftwerke. An einem Kraftwerk im Ort Windach wurde das oberhalb liegende Wehr bei einem Hochwasser 2015 beschädigt, weshalb das Wasserwirtschaftsamt Weilheim das Wasserrecht aufkaufte und das baufällige und einsturzgefährdete Bauwerk schließlich aus dem Bach entnahm.

Windach - ein zerstückelter Fluss

Windach Kraftwerk © Sigrun Lange / WWF
Windach Kraftwerk © Sigrun Lange / WWF

Die Windach bzw. seine Zuflüsse entspringen im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech. Sie ist dem Fließgewässertyp „Bäche der Jungmoränen des Alpenvorlandes“ und befand sich zur Zustandsbewertung gemäß WRRL 2015 in einem unbefriedigenden Zustand (Landesamt für Umwelt Bayern 2020) auf Grund des unbefriedigenden Zustandes der Komponente „Fische“. Der aufgrund des Hochwasserschutzes errichtete Windachspeicher im Oberlauf stellt einen erheblichen Eingriff in das Flusssystem dar. Weiter Flussabwärts finden sich jedoch zahlreiche naturnahe Abschnitte, wie z.B. im Bereich des rückgebauten Wehres. Das Hauptproblem für die Windach stellt die Zerstückelung aufgrund von Querbauwerken dar. 

Zusätzliche freie Flusskilometer

7 km

Maßnahmenträger

Wasserwirtschaftsamt Weilheim

Gewässertyp

Typ 3.1: Bäche der Jungmoränen des Alpenvorlandes

WRRL Bewertung Ökologischer Zustand

unbefriedigend

WRRL Teilbewertung Makrophyten/Phytobenthos

gut

WRRL Teilbewertung Makrozoobenthos

gut

WRRL Teilbewertung Fische

unbefriedigend

Der Rückbau des Windacher Wehrs

Die Behörde ergriff 2015, als das Windacher Wehr beschädigt wurde, die Gelegenheit, dort das Wasserrecht zu erwerben mit dem Ziel, die Barriere zu entfernen. Dies löste in der Gemeinde kontroverse Diskussionen um die Zukunft des ehemaligen Mühlkanals aus, über den zuvor Wasser zu einem kleinen Kraftwerk an der Oberwindacher Mühle geleitet wurde. Der Wehrrückbau verzögerte sich. Als im Januar 2019 das Wehr nach schweren Schneefällen weiter beschädigt wurde, reagierte das Wasserwirtschaftsamt rasch und entfernte die Barriere, um Gefahr für Leib und Leben abzuwehren. Über zwei Jahre nach dem Rückbau hat Carolin Schupp Anwohner:innen und Spaziergänger:innen nach ihren Eindrücken von der Windach befragt: Während einige Befragte finden, die Windach wäre ohne Wehr noch natürlicher geworden, als sie es ohnehin schon ist (Interviews 1 & 3), ist anderen die Veränderung gar nicht aufgefallen (Interview 2). Naturoasen wie die Windach sind eine Seltenheit. Das spricht sich herum, auch im Ballungsraum München. Und so bemängeln manche den zunehmenden Freizeitdruck und rücksichtslose Radfahrer:innen entlang des Flusses (Interviews 4 & 5). Insgesamt ist der Wehrrückbau nicht unumstritten. Kritisiert wird etwa, dass der Mühlkanal seither meist ohne Wasser ist (Interview 7) oder dass die Durchgängigkeit im Fluss auch mit Hilfe einer Fischtreppe hätte hergestellt werden können (Interview 6). Letztendlich gilt es abzuwägen, was mehr Gewicht hat, eine intakte Gewässerökologie oder die Gewinnung geringer Mengen an Strom an Kleinwasserkraftanlagen. Diese Frage stellt sich insbesondere an der Windach. Denn so einen großen Naturschatz gibt es nicht mehr überall in Bayern (Interview 8). 

Freier Bachlauf der Windach lädt zum Verweilen ein

Nach der Zerstörung des Wehres durch ein Hochwasser 2015 wurden die Bestandteile aus der Windach entnommen. Seitdem fließt auf der ehemaligen 1,2 km langen Restwasserstrecke wieder der nahezu vollständige Abfluss. In dem morphologisch sehr naturnahen Bereich finden wieder Umlagerungen des Flusslaufes statt, es gibt Gumpen und Flachwasserzonen. Totholz sorgt für Strukturen und Fischunterstände, ebenso wie unterspülte Wurzelballen.

Nach Aussage von Herrn Brandtner, der seitens des WWA Weilheim für das Projekt zuständig war, pulsiert seit der Entnahme des Wehres wieder das Leben im Fluss. Genauere Monitoringdaten liegen nicht vor, jedoch wird die nächste Zustandsbewertung gemäß WRRL Aufschluss geben, wie sehr sich die Situation für die Fische verbessert hat. 

Gleichzeitig wird der Bachlauf von den Windachern selbst zunehmend für Spaziergänge genutzt und die Ufer zum Verweilen geschätzt. Interviews mit der örtlichen Bevölkerung spiegeln dieses Bild wider.

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