Küstengebiete gelten weltweit als besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Nicht nur der Anstieg des Meeresspiegels stellt vor allem für flache Küstenregionen eine besondere Herausforderung dar. Auch steigende Meerestemperaturen und die zunehmende Versauerung der Meere können Korallenriffe und andere marine Lebewesen stark beeinträchtigen. Diese marinen Arten und Lebensräume spielen häufig eine besondere Rolle für Menschen, die in Küstennähe leben. Außerdem treten aufgrund des Klimawandels immer häufiger und intensivere Stürme auf, die mit Starkwinden und Flutwellen große Zerstörungen unter Wasser und entlang der Küsten anrichten können - und somit Küstenbewohner in Gefahr bringen.
Das Mesoamerikanische Riff ist das längste grenzüberschreitende Korallenriff der Welt und nach dem Great Barrier Reef in Australien das zweitgrößte Korallenriff überhaupt.
Biodiversitätshotspot unter Wasser
Das Mesoamerikanische Riff besticht mit einer gigantischen Artenvielfalt rund um die bunt schimmernden Korallen. Viele Arten sind von den Lebensgemeinschaften des Riffs abhängig und deshalb durch die Korallenbleiche gefährdet.
Lage: vor den Küsten von Belize, Mexiko, Honduras und Guatemala
Größe: 1.000 km langes und weltweit größtes grenzübergreifendes Riff und zweitgrößtes Riff nach dem Great Barrier Reef
Arten: bis zu 4.000 verschiedene Arten, darunter Delfine und Mantarochen
Bunt schimmernde Korallen bilden gigantische, pulsierende Unterwassermetropolen. Bis zu 4.000 unterschiedliche Arten leben in diesem karibischen Riff, darunter Meeresschildkröten, Seesterne, Krebse, Schwämme, Würmer und Algen. Millionen schillernde, tropische Fische nutzen die Höhlen und Spalten im Riff als Versteck vor Raubfischen und als sichere Kinderstube für ihren Nachwuchs. Delfine, Walhaie und Mantarochen sind von der komplexen Lebensgemeinschaft des Riffs abhängig.
Lebendige Unterwasser-Metropolen werden zu Geisterstädten
Doch der ungebremst voranschreitende Klimawandel zerstört den einzigartigen Lebensraum am Riff. Immer mehr Korallen bleichen aus und sterben ab, weil die Wassertemperaturen steigen. Wenn sich der Ozean erwärmt, zerbricht die einzigartige Symbiose zwischen Korallenpolypen und Algen, die den tropischen Riffen ihre Farbpracht verleihen. Was bleibt, sind farblose, bröckelnde Ruinen, in denen Fischschwärme kaum noch Nahrung finden. Wenn wir nicht schnellstens handeln, drohen die Baumeister der Riffe, diese wunderschönen Organismen, für immer zu verschwinden.
Das macht der WWF im Mesoamerikanischen Riff
Die Plastikflut stoppen!
In den letzten Jahren hat sich eine neue Bedrohung für die Artenvielfalt und die Ökosysteme des Mesoamerikanischen Riffs herauskristallisiert: die Plastikverschmutzung. Die Strände an den Küsten von Guatemala und Honduras versinken im Plastikmüll, der über die Flüsse ins Meer gelangt. Bis zu 200 Kilometer legt er dabei zurück. Auswertungen von Satellitenbildern haben ergeben, dass zwischen 2014 und 2019 8.000 Tonnen Müll, die bis zu 1,6 Quadratkilometer bedecken, die Küsten von Guatemala und Honduras erreicht haben.
Der WWF Deutschland will den Plastikeintrag ins Meer in beiden Ländern reduzieren. Das Projekt „Clean Caribbean“ will in einem ersten Schritt Endverbraucher:innen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit wiederverwertbaren Abfällen motivieren. Im nächsten Schritt soll der Privatsektor in die Kreislaufwirtschaft eingebunden und die Erweiterte Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR) gefördert werden. Die Hersteller:innen sollen in die Verantwortung genommen werden, Plastikmüll bereits bei der Produktion zu vermeiden. Ein vierter Punkt des Projekts ist der Aufbau von Kapazitäten bei den Stadtverwaltungen für die Abfallbewirtschaftung.
Schlaue Küsten rund um das Mesoamerikanische Riff
Damit die Küstenregionen der Länder, die an das Mesoamerikanische Riff grenzen, schlauer auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren können, arbeitet der WWF daran, die Anpassungsfähigkeiten von Küstengemeinden an den Klimawandel zu stärken. Dafür identifiziert der WWF in Zusammenarbeit mit Küstenbewohnern und politischen Entscheidungsträgern und mit Hilfe von wissenschaftlichen Methoden, Optionen und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.
Hierfür werden ökologische Risiken analysiert und Ökosystemdienstleistungen, d.h. also die Nutzen und Vorteile die die Menschen aus der Natur haben, dargestellt. Das können zum Beispiel Nutzen und Erträge für die Menschen aus der Fischerei, oder die Bedeutung schöner Küstenabschnitte für den Tourismus sein. Aufbauend auf diesen wissenschaftlichen Analysen werden Anpassungsstrategien in Küstenentwicklungspläne, Managementpläne für Meeresschutzgebiete integriert und konkrete Anpassungsmaßnahmen in ausgewählten Gebieten in Mexiko, Belize, Guatemala und Honduras umgesetzt.
Hier geht es zu einem englischsprachigen Podcast, der an konkreten Beispielen verdeutlicht, was der Klimawandel für die Küsten und Küstengemeinden rund um das Mesoamerikanische Riff bedeutet.
Retter des Riffs – Resistente Korallen-Arten
Wenn das Meerwasser zu warm ist, sterben also viele Korallen ab – aber nicht alle. Der WWF arbeitet deshalb mit Hochdruck daran, die zerstörten Lebensgemeinschaften in den Riffen im Süden von Belize, vor allem im „Laughing Bird Caye National Park“, wiederherzustellen. Dazu werden in „Unterwasser-Gärtnereien“ ganz besonders widerstandsfähige Korallen herangezogen. Und zwar solche, die warmes Meerwasser besser tolerieren als andere. Unterstützt wird der WWF dabei vor allem von Frauen der lokalen Gemeinden, von Fischern und Tourguides.
Die temperaturtoleranten Korallen sind ein genetischer Schatz. Seit acht Jahren werden sie in Belize bereits erfolgreich in geschädigte Riffe verpflanzt. Der WWF hilft den Riffen mit diesem Projekt, sich an die Erderhitzung anzupassen. Der Lebensraum für tausende Arten bleibt so weitgehend intakt, ebenso wie die Schutzfunktion der Riffe für die Küste als Puffer bei Hurrikanen. Und auch den Menschen in Belize bleibt ihre wichtigste Lebensgrundlage erhalten: Tourismus und Fischerei brauchen lebendige Riffe.
Korallen – Grundstein für marines Leben
- Korallen gehören zu den ökologisch und kulturell wichtigsten Arten auf unserem Planeten.
- Korallenriffe entstehen, indem sich Polypen - also kleine, weiche, marine Tiere - an harte Oberflächen heften.
- Korallen leben in Kolonien und scheiden Kalk aus. Dieser Kalk bildet das äußere Skelett der Koralle. Im Riff vor Belize gibt es allein 66 Arten der Steinkoralle. Vor allem durch sie entstehen die großen Korallenriffe.
- Die kleinen Korallen-Polypen sind wichtige Nahrungsquelle für viele Lebewesen und damit Grundlage eines der komplexesten Ökosysteme der Erde.
- Tropische Korallen leben in Gemeinschaft mit mikroskopisch kleinen Algen, die der Polyp in seinem Körper beherbergt. Diese Algen verleihen der Koralle ihre Farbe.
Korallenbleiche – weltweite Zerstörung der Riffe
- Die durch die Erderwärmung steigende Wassertemperatur stresst die Algen im Körper der korallenbildenden Polypen. Sie verlassen den Polypen, die Korallen bleichen aus und sterben ab.
- Korallenbleiche ist ein globales Phänomen. 50 Prozent der Korallenriffe weltweit sind bereits abgestorben.
- Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird, verlieren wir innerhalb der nächsten 30 Jahre 75 bis 100 Prozent aller Korallenriffe.
- Von 2014 bis 2017 hat es die größte bisher dokumentierte Korallenbleiche gegeben. Mehr als 70 Prozent der Korallenriffe weltweit waren betroffen.
- Leider muss man davon ausgehen, dass es durch die voranschreitende Erderwärmung in den kommenden Jahrzehnten noch häufigere und schwerwiegendere Korallenbleichen geben wird.