Geisternetze-Gipfel auf der Insel Rügen
Bei dem Gipfeltreffen mit anschließender Geisternetze-Bergungsfahrt auf Rügen stellte der WWF seine im Praxisbetrieb erprobten Methoden zum Aufspüren und Bergen von Geisternetzen sowie Forschungsergebnisse und Anforderungen an Entsorgungssysteme vor. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern, kündigte eine finanzielle Initiative für die Gründung eines gemeinsamen Projektfonds zur Lösung der Geisternetzproblematik an.
Geisternetze aufspüren mit Schallbildern des Meeresbodens & der Geistertaucher-App
Um die Suche nach Geisternetzen effizienter zu gestalten, arbeitet der WWF seit 2018 mit dem Sonarexperten Crayton Fenn zusammen, der verlorene Fischereigeräte für die Northwest-Straits Foundation in den USA sucht und birgt. Durch die umfangreiche Schulung ist die Suche mit dem Sonargerät zur erfolgreichsten Methode geworden, Geisternetze zu entdecken. Mit dem Sonar lassen sich bis zu 100 Meter breite Streifen abscannen, was es ermöglicht, größere Flächen nach Geisternetzen abzusuchen. Da die Daten vom Meeresboden mit Schallwellen erzeugt werden, ist die geringe Sichtweite im algenreichen Ostseewasser kein Problem. Die Stellen, an denen ein Verdachtsobjekt auf den Sonarbildern identifiziert wurde, können ab Januar 2020 von Sporttaucher:innen über eine App eingesehen werden. Erstmals können sich damit Sporttaucher:innen an der Vorbereitung der Bergungsaktionen beteiligen, indem sie die Situation unter Wasser dokumentieren und verifizieren, ob es sich wirklich um ein Geisternetz handelt.
Ausweitung des Projektgebiets nach Schleswig-Holstein
Das Geisternetze-Projekt wurde in einem Pilotversuch nach Schleswig-Holstein ausgeweitet. In einem Stellnetzgebiet der Kieler Förde konnten an einem einzigen Sonartag zwei Quadratkilometer abgescannt und drei Netze durch Taucher:innen bestätigt und sofort geborgen werden.
Entsorgungswege für Geisternetze
Die Suche nach einem umweltverträglichen Weg für die Entsorgung von Geisternetzen hat unvermutete Probleme aufgeworfen: die Stellnetze, die nahe der Küsten eingesetzt werden, sind mit Bleileinen beschwert, die sich nur mit sehr viel händischem Aufwand aus den Netzen entfernen lassen. Dabei ließe sich nicht nur das Plastik, sondern auch das Blei sehr leicht recyceln. Selbst für die Energiegewinnung in einer Müllverbrennungsanlage ist der Bleigehalt in den geborgenen Netzballen oft zu hoch. Diese Geisternetze sind giftiger Sondermüll! Daher ist das Ziel für die nächsten zwei Projektjahre, einen Entsorgungsweg für Geisternetze zu finden, die so verheddert und mit Schadstoffen belastet sind, dass sie bisher nicht umweltverträglich verwertet werden können. Einen guten Verwertungsweg für Geisternetze zu finden ist die Voraussetzung, dass Fischer:innen und Tauchende weiterhin Altlasten aus dem Meer entfernen können. Weitere Versuche, Geisternetze so zu zerlegen, dass sie im bestehenden Entsorgungssystem verwertet werden können, sind im Herbst 2019 angelaufen.
Ein Leitfaden für den Umgang mit verlorenem Fischereigerät wurde als Abschluss des MARELITT Baltic Projekts auf der Projektwebseite veröffentlicht. Hier finden sich alle Informationen dazu, was bei der Bergung und bei der Entsorgung von Geisternetzen zu beachten ist. Im „MARELITT Baltic Blueprint for Lost Fishing Gear“ sind darüber hinaus die Empfehlungen für eine geregelte Bergung von verlorenem Fischereigerät aus unserer Meeresumwelt zusammengefasst. Diese Empfehlungen werden jetzt mit Politiker:innen, Landes- und Bundesämtern diskutiert.