In Schwerin fand heute die Abschlusskonferenz zum Landes-Pilotprojekt „Verlorene Fischereigeräte in Mecklenburg-Vorpommern“ statt. Von 2021 bis 2023 hat das Küstenbundesland den WWF Deutschland dabei unterstützt, Lösungsansätze praktisch zu erproben, um die Meere langfristig von Geisternetzen zu befreien und das Melden von Netzverlusten und die Entsorgung der Netze zu vereinfachen. Handlungsfähige regionale Meldestellen und klare Entsorgungswege sind Teil der Empfehlungen, die der WWF für eine dauerhafte Lösung in der Verantwortung von Bund und Ländern erarbeitete.
„Wir freuen uns darüber, das Projekt nach drei Jahren guter Zusammenarbeit zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Als erstes Küstenbundesland hat sich Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam mit dem WWF auf den Weg gemacht und Verantwortung für das Risiko übernommen, das von verlorenen Fischernetzen ausgeht. Das Projekt hat gezeigt, welche Schritte Bund und Länder als Nächstes gehen müssen, um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen“, erklärt Andrea Stolte, Expertin für Geisternetze beim WWF Deutschland und Leiterin des Pilotprojektes.
So braucht es aus Sicht des WWF eine funktionierende Handlungskette für den Fall, dass Fischer Netze verlieren. Fischer sind nach dem europäischen Fischereirecht dazu verpflichtet, Netzverluste zu melden, wenn sie nicht in der Lage sind, das verlorene Fanggerät selbst zu bergen. Die regionalen Meldestellen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter des Bundes oder hierfür benannte Landesämter müssen die Berechtigung erhalten, die Netzsuche und -bergung zu veranlassen. Als Übergangslösung wäre eine freiwillige Meldung über die WWF GhostDiver-App denkbar.
Außerdem fehlen Anlandestellen, an denen Amtsschiffe, Fischer oder private Dienstleister die geborgenen Netze abgegeben können. Diese Häfen müssten zukünftig von der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern ausgewiesen und mit dem nötigen Wissen über fachkundige Entsorgungswege ausgestattet werden.
Ein Kernaspekt des Pilotprojekts lag auch in der engen Einbindung der Traditions-Fischereibetriebe in Mecklenburg-Vorpommern und lokaler Tauchgruppen wie der Tauchbasis Prora. Gemeinsame Such- und Bergungsfahrten wurden mit engagierten Fischern in ihren Fischereigebieten durchgeführt. „Das Wissen der Fischer ist für das Aufspüren von Geisternetzen in den Küstengewässern der Ostsee ebenso von unschätzbarem Wert wie das Wissen der Tauchenden zur Beschaffenheit des Meeresbodens. Die Einbindung der Fischerei erhöht die Erfolgsaussichten auf eine dauerhafte Lösung des Problems“, betont Andrea Stolte.
Minister Backhaus hat bereits angekündigt, zukünftig 1,5 Millionen aus dem Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds bereitzustellen, um die Suche und Bergung verlorener Netze zu unterstützen.
Hintergrund:
Verlorene Fischereigeräte, sogenannte Geisternetze, sind als Plastikmüll und Falle für Tiere eine große Belastung für die Meere. Seit zehn Jahren engagiert sich der WWF Deutschland dafür, diese Netze zu finden und zu bergen. Das Landes-Pilotprojekt zu verlorenen Fischereigeräten wurde von März 2021 bis Dezember 2023 mit Unterstützung des Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. Das Projekt wurde vom Landesförderinstitut MV über die Fischereiabgabe finanziert. Die vom WWF seit 2015 entwickelte Methode zur Suche, Bergung und Entsorgung von Geisternetzen kam hier in der Zusammenarbeit mit der Tauchbasis Prora und lokalen Fischereibetrieben zum Einsatz. Fischkutter wurden in die Suche nach Geisternetzen mit Schallwellen (Sonar) und die Bergung eingebunden. Besonders wichtig ist dem WWF die Zusammenarbeit mit dem Bund und den Küstenbundesländern, um langfristige Lösungswege aus der Geisternetze-Falle zu ermöglichen. In Schleswig-Holstein startete im September 2023 ein ähnliches Landesprojekt.
WWF fordert handlungsfähige regionale Meldestellen und klare Entsorgungswege
Kontakt
Freya Duncker
Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg
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