Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre erreichte die Wilderei im Kaukasus einen dramatischen Höhepunkt. Viele Wildtierpopulationen wie Leopard, Steinbock oder Wildschaf wurden in diesen Jahren stark dezimiert oder verschwanden regional ganz. Seit Mitte der 1990er Jahre unterstützt der WWF Behörden und Schutzgebietsverwaltungen dabei, die Wilderei in den für den Artenschutz wichtigen Regionen wirksam zu bekämpfen und wichtige Lebensräume zu schützen und zu vernetzen.

Darüber hinaus führen wir gemeinsam mit unseren Partner:innen, wie zum Beispiel der Humboldt-Universität zu Berlin, in unseren Projekten ein umfangreiches, wissenschaftlich fundiertes Wildtiermonitoring durch, vor allem mit Hilfe von Kamerafallen und Bestandszählungen, aber auch mit DNA-Analysen. Die Daten liefern wichtige Informationen über den Zustand und die Entwicklung von Schlüsselarten wie Leopard, Steinbock und Wildschaf. Auf Basis des Monitorings werden entsprechende Naturschutzmaßnahmen eingeleitet oder angepasst.

Kamerafallen-Aufnahme eines Persischen Leoparden im Süd-Kaukasus © WWF
Kamerafallen-Aufnahme eines Persischen Leoparden im Süd-Kaukasus © WWF

Unterstützt wird das Wildtiermonitoring durch freiwillige Helfer:innen aus den Bergdörfern, die so genannten „Leoparden Caretaker“. Sie werden von unseren Wildbiolog:innen ausgebildet und helfen uns beispielsweise bei der Wartung der sehr abgelegenen Kamerafallen.

Darüber hinaus unterstützen wir die Schutzgebiete seit Jahren mit dringend benötigter Ausrüstung wie Ferngläsern, Geländewagen und GPS-Geräten oder auch mit Pferden und Infrastruktur (z. B. Schutzhütten für Wildhüter:innen) und helfen bei der Ausbildung von Wildhüter:innen.

Eine immer wichtigere Komponente ist die Vernetzung des bestehenden Schutzgebietsnetzes durch sogenannte Wildkorridore. Diese sollen isolierte Wildpopulationen in den Schutzgebieten miteinander verbinden und so unter anderem den genetischen Austausch gewährleisten. Dieser ist für langfristig gesunde Wildtierbestände unerlässlich.

Schutz- und Wiederansiedlungsprogramme

Wisent-Herde im Shahdag-Nationalpark im Großen Kaukasus © E. Khalilov / WWF
Wisent-Herde im Shahdag-Nationalpark im Großen Kaukasus © E. Khalilov / WWF

Neben diesen Maßnahmen führt der WWF in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern wie EAZA/EEPs, IUCN/SSCs, Zoologischen Gärten u.v.m., nationalen Regierungsvertreter:innen und lokalen Organisationen und Gemeinden umfangreiche Artenschutzprogramme zu Wisent, Persischem Leopard, Kaukasus-Maral und Kropfgazelle durch:

  • Das Schutzprogramm für den Persischen Leoparden im Südkaukasus (Georgien, Armenien, Aserbaidschan) startete bereits Anfang der 2000er Jahre mit dem Ziel, eine natürliche Beutetierpopulation (wie Steinböcke, Wildschafe und anderes Schalenwild) aufzubauen und damit die Grundlage für eine natürliche Wiederbesiedlung der Großkatze in den identifizierten Schlüsselgebieten zu schaffen.
  • Im aserbaidschanischen Teil des Großen Kaukasus, im Shahdag Nationalpark, unterstützt der WWF ein umfangreiches Wiederansiedlungsprogramm für Wisente. Seit 2019 konnte hier eine komplett neue Population aufgebaut werden. Ziel ist es, bis 2028 mindestens 100 Tiere im Nationalpark auszuwildern.
  • Im aserbaidschanisch-georgischen Grenzgebiet werden seit 2013 Persische Kropfgazellen ausgewildert.
  • Im nordarmenischen Dilijan-Nationalpark werden seit 2018 in einem zehn Hektar großen Wiederansiedlungszentrum Kaukasus-Marale gezüchtet und hier auf die Auswilderung vorbereitet. Die ersten Tiere wurden bereits in den Nationalpark entlassen.

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  • Über den Wolken im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland Kaukasus

    Gletscher, Wälder, Wüsten, Steppen: Der Kaukasus ist eine Region der ökologischen Superlative. Viele ARten kommen nirgendwo sonst auf der Welt vor. Weiterlesen ...