Der Kaukasus-Maral (Cervus elaphus maral), eine im Kaukasus endemische Unterart des Rotwildes, steht symbolisch für viele Wildarten, die durch direkte Verfolgung wie Wilderei und Lebensraumzerstörung stark dezimiert oder lokal ausgerottet wurden.

Der einst im Kaukasus weit verbreitete Maral gilt seit den 1950er Jahren in Armenien als lokal ausgestorben. In anderen Regionen des Kaukasus gibt es noch fragmentierte Rückzugsgebiete, wie zum Beispiel den Borjomi-Kharagauli-Nationalpark in Georgien.

Im Norden Armeniens arbeitet der WWF seit 2014 an der Wiederansiedlung des Maralhirsches. Die Wiederansiedlung ist auch ein wichtiges Instrument, um die Bestände des Persischen Leoparden in Armenien wieder aufzubauen. Denn Marale sind neben anderen Schalenwildarten eine wichtige Beute für die Großkatze.

Lebensraum für Maral-Hirsche

Maral-Hirsch mit GPS-Sender im Diljan Nationalpark © Aurel Heidelberg / WWF
Maral-Hirsch mit GPS-Sender im Diljan Nationalpark © Aurel Heidelberg / WWF

Zunächst begann der WWF in Zusammenarbeit mit dem armenischen Umweltministerium, ein Konzept für die Wiederansiedlung des lokal ausgestorbenen Kaukasus-Marals in Armenien zu entwickeln. In einem ersten Schritt untersuchte der WWF in einer Machbarkeitsstudie, ob sich verschiedene potenzielle Wiederansiedlungsgebiete in Armenien für das Vorhaben eignen.

Der über 24.000 Hektar große Diljan-Nationalpark im Norden Armeniens wurde als mögliches Wiederansiedlungsgebiet für den Maral identifiziert. Seine Laubwälder mit vielen Buchen und Eichen und anderen unterschiedlichen Waldbiotopen bieten nach Einschätzung von Expert:innen einen idealen Lebensraum für mindestens 400 bis 500 Marale. Zudem verfügt der Nationalpark über die notwendigen personellen Kapazitäten, um die Wiederansiedlung in diesem Gebiet langfristig zu betreuen.

Nachdem das Wiederansiedlungsgebiet im Diljan-Nationalpark feststand, plante der WWF ein knapp zehn Hektar großes Wildgatter mit angrenzendem Maral-Zuchtzentrum sowie einer dazugehörigen Touristeninformation und weiterer notwendiger Infrastruktur, wie zum Beispiel Winterfutterstellen. Im Frühjahr 2017 wurde das Auswilderungsgatter mit Mitteln des WWF, des Caucasus Nature Fund (CNF) und vielen anderen fertiggestellt.

Ersten Marale streifen durch die Wälder

 Maral-Hirsche mit GPS-Halsband im Diljan-Nationalpark © WWF Armenien
Maral-Hirsche mit GPS-Halsband im Diljan-Nationalpark © WWF Armenien

Im März 2018 traf die erste Zuchtgruppe in der Auswilderungsstation ein. Seitdem werden die Tiere erfolgreich aufgezogen und die Nachkommen in den Nationalpark entlassen.

Um wichtige wildbiologische Daten, zum Beispiel über die Raumnutzung der Tiere und über die Bejagung durch Raubtiere, zu erfassen und den Erfolg der Auswilderung zu überprüfen, werden einige Tiere mit GPS-Halsbändern ausgestattet. Die gleichzeitige terrestrische Überwachung durch die Wildhüter:innen des Nationalparks und die Wildbiolog:innen des WWF sowie die von den Halsbändern generierten GPS-Daten, sind für den Schutz und das Überleben der Marale besonders in der Anfangsphase im Winter der Auswilderung von großer Bedeutung.

Um das Risiko der Inzucht innerhalb der Maral-Population zu minimieren, werden Marale aus verschiedenen Regionen des Kaukasus die Zuchtgruppen im Diljan-Nationalpark bilden. Neben dem vom WWF geschulten Personal des Nationalparks begleiten ein Tierarzt des Eriwaner Zoos und ein Wildbiologe des WWF die Aufzucht und spätere Auswilderung.

Unterstützen Sie die WWF-Arbeit im Kaukasus

  • Über den Wolken im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland Kaukasus

    Gletscher, Wälder, Wüsten, Steppen: Der Kaukasus ist eine Region der ökologischen Superlative. Viele ARten kommen nirgendwo sonst auf der Welt vor. Weiterlesen ...