3 Jahre dauerte der Konflikt zwischen den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) und der kolumbianischen Regierung. Ein Konflikt, der viele Menschenleben forderte und verheerende Folgen für die Natur hatte. 2016 wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet, doch der Frieden ist brüchig. Der WWF arbeitet seit über 25 Jahren in Kolumbien und seine Erfahrungen zeigen, dass Naturschutzinitiativen zur Friedenssicherung beitragen können. So wie das aktuelle WWF-Projekt „Amazonas-Kakao & Frieden“.

Trotz Friedensabkommens sind die Auswirkungen des Konflikts für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie die indigene Bevölkerung in den Departements Caquetá, Guaviare und Putumayo in Kolumbien weiterhin spürbar: Die Gefährdungslage ist nach wie vor hoch, da in der Region immer mehr illegale Nutzpflanzen für den Drogenhandel angebaut werden.

Zudem ist der Druck auf die  auf die Wälder und Schutzgebiete in der Region groß. Caquetá, Putumayo und Guaviare gehören zu den Departements mit der höchsten Entwaldungsrate. Zu den Hauptursachen zählen hier die Erschließung von Waldflächen für die Landnahme, der Anbau für illegale Zwecke, der illegale Holzeinschlag und die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzung auf nicht genehmigte Gebiete.

Naturschutzinitativen zur Friedenssicherung

Unterstützung der Menschen vor Ort durch Verbesserung der Lebensgrundlagen © WWF Kolumbien
Unterstützung der Menschen vor Ort durch Verbesserung der Lebensgrundlagen © WWF Kolumbien

Im Projekt „Protected Areas & Peace“, in dem der WWF in sechs Nationalparks arbeitet, zeigt der WWF bereits, dass Naturschutzorganisationen eine aktive Rolle bei der Friedenskonsolidierung im Land spielen können. Durch verschiedene Maßnahmen im Rahmen von „Protected Areas & Peace“ unterstützt der WWF die Menschen vor Ort dabei, in den vom bewaffneten Konflikt stark betroffenen Regionen ein neues soziales Netz aufzubauen und Konflikte friedlich - im Dialog - zu lösen. Ein wichtiges Element für den Erfolg solcher Friedensprojekte ist die Verbesserung der Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort.

Nachhaltige Lebensgrundlagen schaffen

Der Kakao soll möglichst nachhaltig angebaut werden und damit zum Vorteil von Menschen und Natur sein © Christian Garcia
Der Kakao soll möglichst nachhaltig angebaut werden und damit zum Vorteil von Menschen und Natur sein © Christian Garcia

Der WWF führt gemeinsam mit der kolumbianischen Organisation Alisos das Projekt „Amazonas-Kakao & Frieden“ durch, um durch nachhaltigen Kakaoanbau zum Friedensprozess beizutragen. Kolumbien ist nicht nur eines der artenreichtesten Länder der Welt, sondern bietet auch eine besondere Vielfalt an außergewöhnlichen und hochwertigen Kakaosorten. In Caquetá, Guaviare und Putumayo hat sich der Kakaoanbau zu einer produktiven Alternative entwickelt, die nicht nur ein legales wirtschaftliches Einkommen bietet, sondern auch den Druck auf die Wälder verringert und gleichzeitig zur Umsetzung des Friedensabkommens beiträgt. Bereits 40 Prozent des in Kolumbien angebauten Kakaos stammen aus alternativen Anbausystemen, die illegale Anbauflächen ersetzen.

Kakao statt Koka

Genau hier setzt das Projekt an. Die Kakaobäuerinnen und Bauern werden bei nachhaltigem Kakaoanbau unterstützt. Der Anbau im vielfältigen Agroforstsystem bietet den Bäuerinnen und Bauern eine Einkommensalternative zu illegalem Kokaanbau und trägt gleichzeitig dazu bei, das gerodete Flächen wieder aufgeforstet werden.

Kakao wird meist von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern angebaut, was weitere Herausforderungen mit sich bringt: Denn die Kooperativen der Kakaobäuerinnen und – bauern im Amazonasgebiet verfügen teilweise nicht über ausreichende Managementkapazitäten entlang der Kakao-Wertschöpfungskette. Auch hier setzt das WWF-Projekt an.

Ziele des Projekts „Amazonas-Kakao & Frieden

Die Situation der Kakaobauern:innen verbessern, das ist das Ziel des Projektes © WWF Kolumbien
Die Situation der Kakaobauern:innen verbessern, das ist das Ziel des Projektes © WWF Kolumbien

Das Projekt zielt darauf ca. 600 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie zehn Kooperativen in zahlreichen Aspekten wie Administration, Vermarktung auf dem nationalen und internationalen Markt, agrarökologischem Kakaoanbau, Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette und der Sichtbarkeit der Kooperativen auf politischer Ebene zu stärken.

Ein wichtiger Aspekt ist es, ein entwaldungsfreies Kakaoproduktionsmodell zu fördern, um den Druck auf die Amazonaswälder in Caquetá, Guaviare und Putumayo zu verringern und die Lebensbedingungen der Kakaobäuerinnen und -bauern in den prioritären Gebieten für die Umsetzung des Friedensabkommens zu verbessern.

WWF und Alisos legen im Projekt einen besonderen Schwerpunkt auf Frauen und Jugendliche. Derzeit liegt die durchschnittliche Beteiligung von Frauen in den Kooperativen bei 23 Prozent und von Jugendlichen bei sechs Prozent. Das Projekt wird die Beteiligung von Frauen und Jugendlichen übergreifend fördern.

Das Projekt gliedert sich in vier Teilziele

  • Unterziel 1: 

Die organisatorischen und strukturellen Kapazitäten der zehn am Projekt beteiligten Kooperativen, die nachhaltigen Amazonas-Kakao produzieren, sind gestärkt. 

  • Unterziel 2: 

360 Kakaobäuer:innen wenden agrarökologische Anbaumethoden, Naturschutzstrategien sowie entwaldungsfreie Produktion an. 

  • Unterziel 3: 

Die zehn Kooperativen bieten Kakao auf einem differenzierten Markt an, der soziale und ökologische Aspekte sowie entwaldungsfreie Produktion wertschätzt. 

  • Unterziel 4: 

Die Kakaokooperativen beteiligen sich an Entscheidungsgremien auf nationaler und internationaler Ebene und dies tragen damit zur Erfüllung von Punkt 4 des Abkommens „Cacao, Bosques y Paz“ im Amazonasgebiet bei. 

 

Das Projekt wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert. 

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