Charlotte Searle von Lion Landscapes © Lion Landscapes
Charlotte Searle von Lion Landscapes © Lion Landscapes

Kurzporträt Charlotte Searle

Charlotte Searle ist Post-Doktorandin und arbeitet seit 2017 für die Naturschutzorganisationen WildCRU – Wildlife Conservation Research Unit – und Lion Landscapes, die beide an die Universität Oxford angebunden sind. Aktuell koordiniert sie Studien in der Selous-Nyerere-Landschaft im Süden Tansanias, um Löwen und andere Beutegreifer noch besser zu verstehen und zu schützen. Im Blog von Lion Landscapes berichtet Charlotte unter anderem, woran sie Löwen unterscheiden kann, um die Entwicklung von Populationen besser analysieren zu können.

Charlotte sagt: „Der Aspekt der Umweltforschung, der mich am meisten interessiert, ist das Überleben der Wildtiere in vom Menschen beherrschten Landschaften. Der Konflikt zwischen Mensch und Wildtier ist eines der komplexesten Probleme, mit denen sich Naturschützer in diesem Bereich auseinandersetzen müssen, und stellt weltweit eine erhebliche Bedrohung für viele Arten dar.“

Kleines Juwel der Projektarbeit: Die Überquerung des Rufiji

„Im September und Oktober 2023 haben wir vier Löwen im Nyerere-Nationalpark mit GPS-Halsbändern ausgestattet“ erzählt Charlotte Searle. Eine Erkenntnis aus der Datensammlung war für die Naturwissenschaftlerin dabei besonders interessant: „Ein junges Männchen, das unser Team in der Nähe der Nordgrenze des Nyerere-Nationalparks besendert hatte, überquerte den Fluss Rufiji und hält sich nun im Selous-Wildreservat auf.“ Das sei der erste eindeutige Beweis dafür, dass Löwen diesen großen Fluss überquert haben, betont Charlotte Searle.

Sie ergänzt: „Das Spannende daran: Löwen können schwimmen, mögen es aber nicht besonders.“ Das nasse Fell wird im Wasser schwer und zieht das schwimmende Tier nach unten – keine gute Voraussetzung, um weite Strecken zu schwimmen. „Wenn es aber sein muss, gelingt es“, so Charlotte Searle. „Bei der Überquerung des Rufiji hat der besagte Löwe zwischen mindestens 90, vielleicht sogar bis zu 300 Meter im Wasser zurückgelegt.“ Dieses junge Männchen war wahrscheinlich auf der Suche nach einem Rudel von Weibchen, mit denen es sich fortpflanzen kann - was zeigt, wie wichtig diese großen Landschaften für die Erhaltung der genetischen Vielfalt sind.

WWF, WildCRU und Lion Landscapes in der Selous-Nyerere-Landschaft

Partnerorganisation: Lion Landscapes ist eine an die Wildlife Conservation Research Unit (WildCRU) angegliederte Naturschutz- und Forschungsorganisation, die in Tansania, Kenia und Sambia arbeitet. Sie setzt sich für gemeinschaftsbasierte Lösungen ein, die eine bessere Koexistenz zwischen Menschen und Großraubtieren ermöglichen. Durch die Kombination von lokalem Wissen mit Wissenschaft entwickeln sie wirksame, evidenzbasierte Strategien, die direkt auf die lokalen Bedürfnisse eingehen. In enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden werden dauerhafte Lösungen erarbeitet, die sowohl den Wildtieren als auch den Menschen in verschiedenen Landschaften hilft. Oberste Ziele: den Verlust von Wildtieren und Lebensräumen stoppen, um sicherzustellen, dass diese wertvoll bleiben; die durch Großraubtiere verursachten Kosten zu senken und Konflikte zu entschärfen sowie die lokalen Vorteile des Lebens mit diesen Arten zu erhöhen. Gemeinsam fördern diese Maßnahmen die langfristige Koexistenz und das Engagement der Gemeinschaft. Ihre Mission: den Bestand von großen Beutegreifern für lokale und globale Gemeinschaften wertvoll zu machen. Der WWF unterstützt das Projekt seit 2021.

Projektgebiet: Die Selous-Nyerere-Landschaft im Süden Tansanias ist eine der letzten verbleibenden Löwenhochburgen Afrikas. Kerngebiet ist das Wildreservat Selous (Selous Game Reserve) mit 18.020 km2 und dem Nyerere-Nationalpark, das mit 30.893 km2 Fläche so groß wie Belgien ist.

Projektziele: Besseres Verständnis der Populationen großer Beutegreifer; Unterstützung bei der Konzeption von Schutzplänen für große Beutegreifer im Selous-Wildreservat und dem Nyerere-Nationalpark (Stärkung der Forschungseinrichtungen und Schutzgebietsverwaltung)

Aktivitäten: Forschungsmaßnahmen (z.B. Analyse von Tierspuren, Kamerafallen, GPS-Halsbänder); Schulungen (Ausbildung von lokalen Wissenschaftler:innen und Naturschützer:innen); Schutz des Viehbestands; gemeinschaftlichen Nutzen schaffen (u.a. Bildungsstipendien); die Verringerung von Gefahren für die Wildtiere.

https://www.lionlandscapes.org/selous-nyerere

https://www.wildlifeconservationaction.org/

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