Zu diesen Herausforderungen kommt Covid-19 hinzu. Die Pandemie droht zunichtezumachen, was bisher für den Schutz der natürlichen Ressourcen und Lebensgrundlagen erreicht wurde: Wichtige Einnahmequellen brechen weg. Der Tourismus zum Beispiel ist essenziell für die Finanzierung der Arbeit in den selbst verwalteten Gemeindeschutzgebieten – Tourismus und Naturschutz sind eng miteinander verbunden.
Die weltweiten Reisebeschränkungen und die Maßnahmen vor Ort haben jedoch den Tourismus in Kenia und Tansania aber auch in Sambia und Simbabwe beinahe zum Erliegen gebracht. Unternehmen des Sektors verzeichnen horrende Verluste, und das hat schwerwiegende Folgen: Die Menschen sind verstärkt von Armut bedroht, ihre Ernährungslage wird schlechter, was wiederum einen Anstieg der Wilderei zur Folge hat.
Und auch der Naturschutz leidet unter dem immensen Rückgang der Einnahmen aus dem Tourismus: Geld, das jetzt bei der Finanzierung von Wildhüter:innen und Ausrüstung fehlt. Ein Beispiel: die Enduimet Wildlife Management Area (EWMA) in der Kilimanjaro-Amboseli-Ökoregion in Unganisha. Die EWMA ist eine der wichtigsten Migrationsrouten für Wildtiere in dieser Region, denn sie verbindet den Amboseli-Nationalpark in Kenia mit dem Kilimanjaro-Nationalpark in Tansania.
In dem Wissen, dass das wirtschaftliche Potenzial der EWMA im Tourismus liegt, arbeitete die EWMA hart daran, hier ein signifikantes Wachstum zu erzielen. Mit Erfolg: Insbesondere in den drei Jahren vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie zeigte sich ein Aufwärtstrend bei den Besucherzahlen. Für 2020 waren ambitionierte Ziele gesetzt: 5.000 Gäste sollten rund 300.000 USD einbringen – nur aus Tourismus.
Doch die Corona-Pandemie hat den Tourismus praktisch zum Erliegen gebracht, die Einnahmen bleiben aus. Mit verheerenden Folgen: Die EWMA war gezwungen, 13 Ranger:innen und zwei Management-Mitarbeiter:innen vorübergehend für drei Monate in einen unbezahlten Urlaub zu schicken. Das bedeutet: Ein Gebiet, das mehr als doppelt so groß ist wie der Amboseli-Nationalpark, hat zurzeit nur 25 Ranger:innen zum Schutz der Wildtiere.
Die Folge: ein Anstieg der Wilderei, vor allem durch die Jagd auf Buschfleisch. Wilderer aus der Stadt Longido und der Gegend um Ngarenairobi dringen nun per Motorrad in die Wildlife Management Area ein und jagen vor allem Giraffen, Zebras und Elenantilopen – eine ernsthafte Bedrohung für die Naturschutzbemühungen vor Ort.