Wie behandelt man Hilfe suchende Menschen in einer Krankenstation ohne sauberes Wasser? Was bedeutet es für eine Familie, für wenige Liter Trinkwasser kilometerweit gehen zu müssen? Oder für ein Schulkind, wenn es in seiner Schule kein Wasser gibt? Zugang zu sauberem Trinkwasser ist in vielen Gegenden von Simbabwe alles andere als selbstverständlich. Und der Klimawandel, spürbar vor allem in Zeiten ungewohnter Dürre, macht die Sache nicht einfacher.

Lange Trockenperioden bringen auch mehr Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren mit sich, denn viele Menschen müssen sich das Wasser außerhalb der Dörfer holen und dafür weite Wege zurücklegen. Besonders Menschen, die in der Nähe von Schutzgebieten wohnen, begegnen dabei immer wieder Wildtieren – manchmal sogar mit tödlichem Ausgang.

Doch nicht nur die Menschen brauchen frisches Wasser, auch viele Wildtiere müssen immer weiter wandern, um an Wasser zu gelangen. Das bringt sie immer häufiger in die Nähe menschlicher Siedlungen – und das Potenzial für Konflikte steigt.

Hier gegenzusteuern, ist Teil eines umfangreichen Vorhabens des WWF in den beiden grenzüberschreitenden Naturschutzinitiativen KAZA und Unganisha. Ziel ist es, die Lebensgrundlagen der Menschen zu verbessern, die Gemeinschaften zu stärken, sie an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und Mensch-Wildtier-Konflikte zu entschärfen.

Wie sich die Hilfe vor Ort konkret gestaltet, zeigt ein Beispiel von vielen: Der Bau von Trinkwasserbrunnen in Simbabwe.

Ein Trinkwasserbrunnen für Malalume

Hwange Nationalpark © S.Felton
Hwange Nationalpark © S.Felton

Endlich: Das Dorf Malalume, das südlich des Hwange Nationalparks in Simbabwe liegt, hat einen eigenen Trinkwasserbrunnen! Damit hat die lange Zeit, in der nicht nur die Menschen des Dorfs, sondern auch die Krankenstation und das kleine Dorfzentrum ohne trinkbares Wasser auskommen mussten, ein Ende.

Mehrere Bohrungen waren zunächst ohne Ergebnis geblieben, doch dann die gute Nachricht: Die erste erfolgreiche Bohrung in der Gegend liefert jetzt sauberes Wasser und versorgt sowohl Krankenstation als auch das Dorfzentrum!

Die Bohrung eines weiteren Brunnens wird derzeit geplant. Er soll künftig der Huwana Secondary School zugute kommen, der ersten weiterführenden Schule des Bezirks Bulilima. Bislang waren die Menschen aus Malalume für ihre Wasserversorgung auf die Flüsse der Region angewiesen. Wenn auch der zweite Brunnen in Betrieb ist, werden insgesamt etwa 850 Menschen erstmals Zugang zu sauberem und sicherem Wasser haben.

„Ein Brunnen bedeutet insbesondere für viele Frauen sehr viel! Denn meist sind sie es, die täglich weit laufen müssen, um Wasser für ihre Familien zu holen.“

May Hokan, Projektmanagerin für das Südliche und Östliche Afrika beim WWF Deutschland

Auch Mabale bekommt bald einen neuen Brunnen

Auch im Dorf Mabale im Bezirk Hwange wird sich die Versorgung der Menschen mit Trinkwasser bald verbessern. Noch müssen viele Familien hier in nahe gelegene Dörfer laufen, wo sie maximal einen 20-Liter-Eimer voll Wasser aus dem dortigen Brunnen holen dürfen. Andere Familien sind noch auf einen alten Tiefbrunnen angewiesen, dessen Wasser nicht trinkbar und zudem schwer zugänglich ist: Eine ganze Stunde braucht es, um einen Eimer Wasser zu füllen. Der neue Trinkwasserbrunnen – einer der ersten in diesem Gebiet – soll künftig rund 300 Menschen sauberes Wasser liefern.

Zwei weitere Brunnen im Bezirk Binga, in der Nähe des Chizarira Nationalparks, sind bereits fertiggesellt – einer im Dorf Lubu, der andere im Dorf Muchesu. Die Menschen hier und in der Umgebung versorgten sich bislang vor allem an Wasserstellen, die sie von Hand in die Flussbetten gruben. Zugang zu sauberem Trinkwasser hatten sie bislang nicht. Die neuen Trinkwasserbrunnen in dieser Region kommen insgesamt rund 1.100 Menschen zugute.

Das bedeutet insbesondere für viele Frauen sehr viel! Denn meist sind sie es, die täglich weit laufen müssen, um Wasser für ihre Familien zu holen“, so May Hokan, Projektmanagerin für das Südliche und Östliche Afrika beim WWF Deutschland. „Deshalb wird das Wasser aus den Brunnen auch an strategisch wichtige Stellen außerhalb der Gemeindeschutzgebiete verteilt – das verkürzt die Wege für die Frauen.“

Welche Stellen eignen sich für den Brunnenbau?

Der Bau von Trinkwasserbrunnen erfordert schweres Gerät. © WWF Simbabwe
Der Bau von Trinkwasserbrunnen erfordert schweres Gerät. © WWF Simbabwe

Die Wasserpumpen der Brunnen arbeiten alle mit Solarstorm. Wo genau die Brunnen gebaut werden, ist eine wichtige Entscheidung, die das jeweils zuständige Rural District Council (RDC) als lokales Verwaltungsorgan zusammen mit den jeweiligen Ausschüssen für Umweltfragen des entsprechenden Bezirks trifft.

Für May Hokan ist die Organisation durch die Menschen vor Ort besonders wichtig. „Es beeindruckt mich zu sehen, wie gut die Gemeinden organisiert sind“, sagt sie. „Denn mit der Brunnenbohrung werden auch Prioritäten gesetzt.“ Und die lauten: Hotspots für Mensch-Wildtier-Konflikte entschärfen, sowie vor allem Krankenhäuser und Schulen versorgen.

Damit die Entnahme des Wassers nicht zu Lasten der Umwelt geht, wird jede potenzielle Bohrstelle von Hydrologen vorab genau geprüft: Ist die Lage günstig? Wie tief wird das Bohrloch sein? Wie ergiebig ist die Wasserstelle und wird sie aller Voraussicht nach von den Niederschlägen ausreichend wieder aufgefüllt?

Erst wenn diese Fragen zufriedenstellend beantwortet sind und die Nachhaltigkeit gegeben ist, wird der Auftrag zur Bohrung erteilt. Die Rural District Councils sind auch zuständig für die Verwaltung der Wasserstellen ihrer jeweiligen Distrikte, übertragen die Verantwortung für den täglichen Betrieb und die Instandhaltung der Brunnen und Solarpumpen jedoch an das jeweilige Water Point Committee, das von den Dorfältesten gewählt wird.

„Das Water Point Committee achtet auch darauf, dass nicht zu viel Wasser am Tag entnommen wird“, berichtet May Hokan. „Das ist wichtig, damit der Grundwasserspielgel stabil bleibt. Und wir wissen, dass die Brunnen in guten Händen sind.“
 

Das Projekt zur Klimaanpassung in Modellregionen von Unganisha und KAZA wird mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umgesetzt.

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