„Ich liebe die Unendlichkeit dieser Landschaft, ihre Weite, ihren Geruch, ihre Vielfalt, die Sonnenuntergänge, die Kultur. Ich liebe das einfach!“ Es ist nicht nur der Fluss Orinoco, für den Sofía Rincón lebt und schwärmt, sondern weit mehr.

Es ist die Orinoquía – das so fruchtbare wie artenreiche Orinoco-Becken, das sich über weite Teile Venezuelas und Kolumbiens erstreckt. Eine Region voller Leben, gespeist durch einen der wasserreichsten Flüsse der Welt.

Begeistert von Natur und Kultur

Sofía Alejandra Rincón Bermudez © Privat
Sofía Alejandra Rincón Bermudez © Privat

Sofía Alejandra Rincón Bermudez ist aufgewachsen in Bogota, der Hauptstadt Kolumbiens und hat ihre Liebe zur Orinoquía während des Biologie-Studiums entdeckt.

„Wir nennen das Gebiet die Llanos“, sagt sie und erzählt von den Feuchtsavannen der Tiefebenen, vom großen Abwechslungsreichtum der Natur, von Süßwasser-Ökosystemen und vom kulturellen Reichtum der Region, der ihr persönlich sehr wichtig ist. 

Landwirtschaft mit Jaguar: Bei den Cowboys der Orinoquía

Die Llaneros, Volk traditioneller Viehhirt:innen in der Orinoco-Ebene, sind bekannt für ihre Musik, die Weltkulturerbe ist, und leben in enger Verbundenheit mit der Savanne.

„Besucht man die Farmen der Llaneros, sieht man neben ihren Rindern auch Hirsche, Capybaras und viele Vögel – und bei jenen tief in der Savanne möglicherweise sogar Jaguare!“ Sofía Rincón arbeitet eng mit den Llaneros zusammen. 

Die Bewahrung und Stärkung ihrer nachhaltigen Landnutzung ist wichtige Säule im Kampf um den Erhalt einer Natur, der mehr und mehr Erschließung droht, um zum Beispiel in intensiver Landwirtschaft Palmöl anzubauen. 
 

„Wenn Du nur am Schreibtisch bleibst, stirbst du“

Weideflächen im Orinoco-Gebiet © Privat
Weideflächen im Orinoco-Gebiet © Privat

„Ich habe schon in ganz Kolumbien gearbeitet. Aber immer ging es um die Orinoquía.“ Seit Beginn ihrer Karriere vor 25 Jahren setzt sich Sofía Alejandra Rincón Bermudez für den Schutz der wertvollen Region ein, seit elf Jahren nun für den WWF Kolumbien

Heute ist sie 49 Jahre alt und – obwohl sie in einem großen Team arbeitet, wie die Biologin betont – das offizielle Gesicht der Arbeit des WWF in der Ökoregion Orinoquía

Sie koordiniert all die vielfältigen Maßnahmen: Vom Schutz ikonischer Arten, wichtiger Gebiete und Süßwasserökosysteme über die Landnutzungsplanung mit verschiedenen lokalen und nationalen Interessensgruppen bis hin zu nachhaltigen Lieferketten. „Von der Politik bis ins Feld“, wie Sofía Rincón sagt. Und könnte bei aller Koordination nicht leben, ohne regelmäßig selbst vor Ort, mit den Menschen und im Feld zu arbeiten: „Denn, wenn Du nur am Schreibtisch bleibst, stirbst du!“
 

Kampf auch für die Gleichberechtigung

Sofía Alejandra Rincón Bermudez hat sich immer durchgesetzt, auch wenn das – wie sie selbst sagt – in den lateinamerikanischen Ländern für Frauen nicht immer leicht ist. „Aber ich denke, meine Persönlichkeit ist stark genug, um diese Türen zu öffnen.“

In ihrer kleinen Familie sind die Rollen gleichberechtigt verteilt. Ein Team, das füreinander da ist – und in welchem ihr Mann einen großen Teil der Kindererziehung übernahm und ihr den Rücken frei hielt in Zeiten, als sie viel reisen musste.

„Ich kämpfe weiter für die Frauen und für die Gleichberechtigung. Denn mein Traum ist, in einer Welt zu leben, die von Gerechtigkeit gelenkt wird.“

Sofía Rincón, WWF Kolumbien

Bei der Arbeit war das nicht immer so, vor allem zu Beginn ihrer Karriere. Doch heute fühlt die Biologin sich beim WWF auch im Sinne der Gleichberechtigung angekommen: „Ich bin umgeben von großartigen, offenen, sehr bewussten und respektvollen Männern, mit denen ich arbeite.“ Gesegnet sei sie damit, sagt Rincón. „Aber ich kämpfe weiter für die Frauen und für die Gleichberechtigung. Denn mein Traum ist, in einer Welt zu leben, die von Gerechtigkeit gelenkt wird.“ 

Die verkannten Feuchtsavannen

Orinoco Fluss, Kolumbien © MKohut
Orinoco Fluss, Kolumbien © MKohut

„... Und in welcher Savannen endlich die Wertschätzung erfahren, die sie verdienen“, könnte man Sofía Rincóns Zitat weiterführen. Denn das ist es, wofür sie außerdem in den letzten fünf Jahren verstärkt und mit Leidenschaft kämpft. 

Endlich ein Bewusstsein zu wecken für die große Bedeutung der weiten Flächen, die im Orinoco-Becken fast die Hälfte des Jahres großflächig überflutet sind: „Die Savannen werden als Ökosystem völlig unterbewertet und als unproduktives Land missinterpretiert.“

Savannen gehören zu den größten und artenreichsten Gebieten der Erde und spielen eine wichtige Rolle für unser Klima. Denn im tief reichenden Wurzelwerk ihrer Gräser speichern sie Klimagase unter der Erde. 

Noch einmal betont Rincón auch die vielen unterschiedlichen Kulturen, die in den Savannen zu Hause sind und von ihnen leben. Wieder ist die Leidenschaft in ihrer Stimme deutlich zu hören. Die Biologin weiß, dass sie an der richtigen Stelle ist, dass sie weitermachen wird – und ist stolz auf das, was sie bisher schon erreicht hat. 

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