Bei Phu Quoc handelt es sich um die größte Insel Vietnams, die im Golf von Thailand liegt. Auf der Insel gibt es eine große Artenvielfalt, daher sind dort auch ein Nationalpark und Meeresschutzgebiete eingerichtet worden. In den Meeresschutzgebieten befinden sich Seegraswiesen im Nordosten und ein Korallenriff im Süden der Insel. Im Meer vor Phu Quoc leben auch bedrohte Meeresschildkröten und der Dugong, eine Seekuh-Art.

Situation vor Ort

Im letzten Jahrzehnt hat sich Phu Quoc zu einem bedeutenden Ziel für Touristen entwickelt. 2015 kamen eine Millionen Tourist:innen auf die Insel, neunmal so viele Menschen wie die einheimische Bevölkerung.

Es wird erwartet, dass die Anzahl der Tourist:innen auf fünf Millionen steigt. Dies sorgt für eine explosive Zunahme von Hotels, Restaurants und anderer Infrastruktur für Tourist:innen – und zu einer drastischen Zunahme des Müllaufkommens. Es fehlen Kapazitäten, dieses stetig wachsende Müllvolumen einzusammeln und weiter zu behandeln.

Plastikmüll verschmutzt die Strände

Plastikmüll auf Phu Quoc (Vietnam) © Heide Kerber / ISOE
Plastikmüll auf Phu Quoc (Vietnam) © Heide Kerber / ISOE

Überall an Land, in Flüssen und im Meer sind Abfälle, insbesondere aus Plastik, zu finden. Der Plastikmüll verschmutzt nicht nur die Strände, sondert stört auch die Ökosysteme im Meer wie um Beispiel die Korallenriffe.

Vom Management der Schutzgebiete wird ein Müllsammel-Programm im Gebiet der Korallenriffe alle zwei Jahre durchgeführt, bei dem stetig wachsenden Müllvolumen ist diese Maßnahme jedoch nicht ausreichend.

Ursache des Eintrags von Meeresmüll aus dem Mekong Delta sind die fehlenden Kapazitäten zur Abfallentsorgung, also Deponien, Verbrennungsanlagen und Anlagen für Sortierung und Recycling von Müll.

Meistens wird der Müll in offenen Haufen in der Landschaft abgelagert, manchmal illegal in die Kanäle entsorgt oder kleine Müllhaufen liegen entlang der Straßenseiten. Verschärfend kommt hinzu, dass durch die Überflutungen in der Regenzeit der abgelagerte Müll in die Flüsse und Kanäle gelangen kann.

Projektvorhaben des WWF

Um diese Situation zu bewältigen, müssen alle Beteiligten aktiviert und an den weiteren Maßnahmen beteiligt werden. Gemeint sind Vertreter:innen öffentlicher Institutionen, privater Betriebe und letztendlich auch Privatpersonen. Die Aufgabe ist es, für Phu Quoc ein integriertes Abfallmanagementsystem zu entwickeln.

Die Ziele und Maßnahmen in dem geplanten Projekte sind folgende:

  • Unterstützung bei den Vertreter:innen der Entscheidungsträger:innen auf der kommunalen und politischen Entscheidungsebene zu gewinnen. Dies ist zum Beispiel das Volkskomitee [Peoples Commitee], die zuständigen Behörden für Umwelt oder für Tourismus. Aus diesen Institutionen sollen Impulse ausgehen, die Abfallmengen aus Kunststoffen zu reduzieren.
     
  • Der Privatsektor, vor allem die Bereiche Tourismus, Hotels und Gastronomie, soll dazu bewegt werden, innerhalb seiner Tätigkeitsbereiche Maßnahmen zur Abfallvermeidung und Reduktion zu ergreifen.
     
  • Mit einer Informationskampagne sollen u.a. Tourist:inneen, Einwohner:innen und Jugendliche angesprochen werden, um eine Reduzierung der Plastikabfälle zu erreichen. Auch ein Informationsprogramm für Schulen soll erarbeitet und eingesetzt werden.
     
  • Gemeinsam mit dem Schutzgebietsmanagement sollen lokale Fischer:innen und Touristikanbieter:innen für eine Beteiligung an jährlichen Abfallsammelaktionen gewonnen werden.
     
  • Die Entwicklung der Abfallmengen und deren Entsorgungswege soll erfasst werden, um einen Erfolg der Maßnahmen zu überprüfen.
     
  • In einer zweiten Phase, die im Jahr 2021 begann, sollen verschiedene Methoden der Abfallverwertung untersucht und deren Anwendbarkeit eingeschätzt werden. Dabei werden Pilotprogramme für die Behandlung kleinerer Mengen an Kunststoffabfällen umgesetzt und Partnerschaften mit Unternehmen und potenziellen Investoren gesucht.
     
  • In das Projekt wird eine ganze Reihe von lokalen Institutionen und Partner eingebunden.

Projektfortschritt Oktober 2024

Müllentsorgung in Phu Quoc, Vietnam © Melanie Goemmel / WWF
Müllentsorgung in Phu Quoc, Vietnam © Melanie Goemmel / WWF

Verbessertes Abfallmanagement durch Pilotmodelle

Phu Quoc ist nach wie vor eine sehr beliebte Urlaubsinsel. Daher setzt das Projekt weiterhin auf Aufklärung und Verhaltensänderungen unter den zahlreichen vietnamesischen Tourist:innen. Im September 2023 wurde eine Kampagne mit dem Titel: „Verzichten Sie auf Plastik – weg vom Einwegplastik“ gelauncht. Die Website „Plastic Abstinence“ steht im Mittelpunkt der Kampagne und gibt zahlreiche Tipps, wie auf Einwegplastikprodukte verzichten werden kann. Dieses Tool soll vor allem vietnamesischen Tourist:innen dabei helfen, die Umweltauswirkungen von einzelnen Einweg-Plastikartikeln zu verstehen.

Expert:innen der Van Lang Universität haben im Sommer 2023 in Phu Quoc eine Forschungsarbeit über Ansätze zur Vermeidung, Reduzierung und Sammlung von schwimmendem Müll auf dem Duong Dong-Fluss durchgeführt. Eine nun in die Praxis umgesetzte Empfehlung war es, schwimmende Plattformen auf dem Fluss als Sammelstelle für den Restmüll von Booten zu installieren. Diese Plattformen wurden an geeigneten Stellen festgemacht, um den Müll von Fischerbooten beim Ein- oder Ausfahren in die Mündung des Duong Dong-Flusses zu entsorgen.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Verwaltung des Phu Quoc-Nationalparks gehört unter anderem die Überwachung der Meeresverschmutzung, die Beseitigung von Plastikrückständen an den Korallenriffen sowie die Pflege von Korallenaufzuchtstationen. In Koordination mit WWF-Vietnam, IUCN und anderen Organisationen fand vom 18. bis 20. Oktober 2023 vor Phu Quoc die zehnte Sammelaktion für Meeresabfälle an Korallenriffen statt. Dabei wurde an den Riffen etwa 70 Kilogramm Plastikmüll eingesammelt. Ende Oktober wurden Strandabschnitte gereinigt, die zum Phu Quoc Nationalpark gehören. An dieser Aktion nahmen mehr als 170 Teilnehmer:innen von Nichtregierungsorganisationen, Jugendverbände und Betrieben teil und sammelten fast 2,5 Tonnen Meeresmüll.

Politische Arbeit

Zahlreiche öffentliche Plätze auf Phu Quoc sind in der Vergangenheit immer wieder als neuralgische Punkte für die illegale Ablagerung von Abfällen aufgefallen. Dort kommt es häufig zu unsachgemäßer Entsorgung und Müllablagerung. Daher haben sich die lokalen Ämter für Ressourcenschutz und Wirtschaft mit Unterstützung des WWF dazu entschlossen, verstärkt auf Aufklärungsarbeit zu setzen, um das Bewusstsein von Fischer:innen, Kleinunternehmer:innen und der lokalen Bevölkerung für die Bedeutung der richtigen Müllentsorgung zu schärfen. Im November 2023 wurden durch die Behörden sechs Kameras zur Überwachung der illegalen Müllentsorgung auf dem Duong-Dong-Markt, dem Fluss Duong Dong und dem alten Flughafengelände installiert. Dadurch können nun Verstöße gegen die illegale Ablagerung von Müll besser kontrolliert und sanktioniert werden. Hintergrund dieser Maßnahmen ist es, der illegalen Entsorgung von Restmüll entgegenzutreten, um die Recyclingquote von sortenreinen festen Wertstoffen in der Restmüllfraktion zu erhöhen.

Einbindung des Privatsektors und anderer Akteure

Als Multiplikator erster Güte zur Vermeidung von Plastikabfällen hat sich die Frauenunion Phu Quoc erwiesen. Zahlreiche Modelle zur Reduzierung des Gebrauchs von Kunststoffen im täglichen Leben wurden von den größtenteils ehrenamtlichen Helferinnen der Frauenunion über Social Media oder andere Plattformen verbreitet: 95 Prozent der ca. 2.000 registrierten Haushalte wenden mittlerweile Mülltrennung an. In einigen Gemeinden nutzen 75 Prozent der Haushalte keine Einweg-Plastiktüten mehr, sondern haben auf die Verwendung von langlebigen Einkaufskörben umgestellt. In den registrierten Haushalten wurde die Verwendung von Einwegplastik um über 50 Prozent reduziert; in vielen teilnehmenden Restaurants und Cafés hat die Verwendung von Einwegplastikstrohhalmen um über 60 Prozent abgenommen.

Der WWF sagt Danke!

Ihre Unterstützung leistet einen wichtigen Beitrag zur Verminderung des Eintrags von Plastik in unsere Weltmeere und somit für den Naturschutz im Allgemeinen. Der WWF bedankt sich für die Zusammenarbeit in der Ursachenbekämpfung der Meeresvermüllung durch Plastik – Ihr Engagement für den Meeresschutz ist unbezahlbar!

Setzen Sie sich für die Meere und gegen Plastik ein