Sie sehen aus, wie aus der Zeit gefallen – massige, ein bisschen unförmig wirkende, graue Riesen: Dugongs. Bedächtig durchstreifen die bis zu 1.000 Kilogramm schweren, scheuen Gabelschwanzseekühe das tropisch warme Wasser rund um die Küsten Südostasiens.
Die immer stärker werdende Verschmutzung der Meere setzt den Seekühen zu. Dabei spielen die Dugongs eine wichtige Rolle im Ökosystem Meer.
Mehr als drei Meter lang und bis zu 70 Jahre alt können Dugongs werden. Die friedlichen Tiere müssen zum Atmen etwa alle sechs Minuten an die Oberfläche.
Gärtnerinnen unter Wasser
Dugongs sind Vegetarier und grasen stundenlang in den Seegrasfeldern auf dem Meeresgrund im flachen Wasser nahe der Küste. Sie fressen hauptsächlich den kohlehydratreichen Wurzelstock der Seegräser.
Mit ihrer großen Oberlippe entfernen sie die oberste Sedimentschicht, dann packen sie die Gräser und schütteln die Wurzeln frei. Dabei hinterlassen Seekühe zum Teil charakteristische Furchen und Rinnen in den Seegraswiesen. Diese Furchen sorgen dafür, dass mehr Sonnenlicht in die dichten Seegraswiesen gelangt, und sie so besser wachsen können.
Keine Feinde und dennoch bedroht
Dugongs leben in kleineren Gruppen, die in der Regel aus einem oder mehreren Weibchen und ihren Kälbern besteht. Viele Dugongs leben hingegen auch als Einzelgänger, an besonders ergiebigen Fraßstellen können sich aber durchaus bis zu 100 Tiere sammeln.
Dugongs haben keine natürlichen Feinde und dennoch sind die scheuen Tiere in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets vom Aussterben bedroht. Vor allem die Bestände in den Küstengewässern Südostasiens sind massiv unter Druck: Geisternetze und der Rückgang der Seegraswiesen setzen den Dugongs zu.
Meeresverschmutzung als größte Gefahr für Seekühe und Seegraswiesen
Der größte Feind der Dugongs ist der Mensch. Wurden die Tiere früher wegen ihres Fleisches gejagt, ist es heute vor allem die gigantische Müllflut, zu der Millionen Tourist:innen auf beliebten Inseln wie Phu Quoc in Vietnam oder Ko Libong in Thailand und ganz Südostasien beitragen, die den Gabelschwanzseekühen zusetzt.
Ihre Lebensräume, die Seegraswiesen, sind außerdem stark von Überdüngung, Sedimenteintrag durch Bodenerosion und Klimaveränderung bedroht. „Seekühe verheddern sich in Geisternetzen und ertrinken oder werden bei Zusammenstößen mit Booten von Schiffsschrauben schwer verletzt“, so Stefan Ziegler, Programmleiter im Fachbereich Asien beim WWF Deutschland.
Die Seegraswiesen sind durch die Fischerei mit Grundschleppnetzen bedroht, aber auch durch Abwässer, Umweltgifte und den Eintrag von (Plastik-)Müll. Die so wichtigen Wiesen gehen damit nicht nur als Weidegrund für Seekühe und Kinderstube für zahlreiche Fischarten verloren, sondern auch als bedeutender Sauerstofflieferant im Meer.
„Dugongs verlieren durch die zunehmende Verschmutzung ihre wichtigste Nahrungsquelle – die ohnehin weltweit schrumpfenden Seegraswiesen.“
Stefan Ziegler, Programmleiter im Fachbereich Asien beim WWF Deutschland
WWF-Projekte im Kampf gegen den Plastikmüll
Das sensible Meeresökosystem Südostasiens muss schnell und vor allem nachhaltig vom Plastikmüll befreit werden, um die Seekühe – und andere Meeresbewohner – vor dem Aussterben zu bewahren. In Thailand und Vietnam geht der WWF die Problematik seit einigen Jahren an – mit Erfolg.
Auf den vietnamesischen Inseln Phu Quoc und Con Dao finden regelmäßig Clean-Ups statt – also groß angelegte Säuberungsaktionen, bei denen der überall herumschwimmende Müll geborgen wird. Und auch das Sammeln und Wiederverwerten von Abfall geht voran, das Bewusstsein der Bevölkerung für die Problematik nimmt zu. Sie wissen, dass intakte Korallenriffe, eine große Artenvielfalt unter Wasser und saubere Strände für den Tourismus von immenser Bedeutung sind – und der ist eine wichtige Einnahmequelle für große Teile der Bevölkerung in Südostasien.
In den Gewässern vor der thailändischen Insel Koh Libong untersucht der WWF den Bestand der Seekühe. Mit Hilfe von schwimmenden Barrieren in den Flüssen soll der Eintrag von Plastikmüll in die Seegraswiesen verringert werden.
Dugongs als Tourist:innenmagnet
Auch die Dugongs sind in weiten Teilen ihres Lebensraums Baustein für den Tourismus. Sie sind eine Attraktion. Haben sich die scheuen Tiere einigermaßen an den Menschen gewöhnt, lassen sich die langsamen Riesen gut vom Boot aus, tauchend oder schnorchelnd beobachten. Doch vielerorts nahmen vor Corona die Besuche so Überhand, dass die Tiere aus ihrem Lebensraum, den Seegraswiesen, vertrieben wurden.
Deshalb ist es so wichtig, den Tourismus nachhaltig zu gestalten, im Einklang mit der Natur und mit Bedacht. Auch Tourist:innen können einen Teil dazu beitragen: unnötigen Plastikmüll im Urlaub vermeiden, Veranstalter von Ausfahrten zu Seekühen sorgfältig auswählen und sich vorab erkundigen, wie die Besucherzahlen begrenzt werden und was man tun kann, um die Tiere nicht zu stören.
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