Auf fast 1.200 Quadratkilometern haben Forschungsteams des Elephant Listening Projektes in den Wäldern des Dzanga-Sangha Schutzgebietskomplexes akustische Aufnahmegeräte installiert, um die Geräusche der Elefanten und die Schüsse der Wilderer mitzuschneiden. Dzanga-Sangha liegt im äußersten Südwesten der Zentralafrikanischen Republik im Kongobecken und ist eine der bedeutendsten Ökoregionen unserer Erde, die den seltenen Waldelefanten genau wie zum Beispiel Schimpansen, Leoparden und den Westlichen Flachlandgorillas eine wichtige Heimat bietet. Die Region ist Teil des länderübergreifenden Weltnaturerbe Sangha Trinational.
Elefanten trompeten nicht nur laut. Viel häufiger verständigen sie sich durch ein niederfrequentes Grollen, das wir Menschen oft nicht hören, aber manchmal spüren können. In den Wäldern Zentralafrikas arbeiten Forscher:innen an einem beeindruckenden Archiv von fast einer Million Stunden an Geräuschen. Akustisch überwachen sie bedrohte Waldelefanten und wollen ihre Sprache verstehen lernen.
Waldelefanten führen ein Leben im Verborgenen. In der dichten Vegetation ihrer Lebensräume sind sie schwer zu entdecken. Trotzdem fallen sie seit Jahrzehnten in großer Zahl der Wilderei zum Opfer. Denn ihre Stoßzähne sind härter als die anderer Elefantenarten und das Elfenbein ist dadurch besser zu bearbeiten. Außerdem bietet das undurchsichtige Dickicht ihrer Wälder den Wilderern ebenfalls Deckung. Doch sowohl die Elefanten als auch ihre Widersacher sind im dichten Wald zwar selten zu sehen, aber beide sind zu hören.
Tonaufnahmen im Wald: Das Elephant Listening Project
Wo sind die Elefanten?
Systematisch erfassen die Aufnahmegeräte des Elephant Listening Projektes Geräusche im Regenwald. So lässt sich bestimmen, wann sich die Elefanten wo in den Wäldern aufhalten und welche Gebiete sie bevorzugt nutzen – um sie besser schützen zu können. Auch Veränderungen in ihrem Lautäußerungsverhalten, zum Beispiel in Gegenwart von Wilderern, können mit Hilfe der bioakustischen Forschung erfasst werden.
Akustische Verfolgung der Wilderei
Ihre Daten melden die Wissenschaftler:innen in regelmäßigen Abständen der Schutzgebietsverwaltung in Dzanga-Sangha. Von fast noch größerem Interesse als die Erkenntnisse über die Elefanten sind dabei Erkenntnisse über die Wilderei: Aufgezeichnete Schüsse und andere vom Menschen verursachte Geräusche werden systematisch ausgewertet, um die illegale Jagd in Zukunft besser vorhersagen und Anti-Wilderei-Patrouillen besser planen zu können.
Wer steckt hinter dem Elephant Listening Project?
Elephant Listening bedeutet soviel wie „den Elefanten zuhören“. Das Elephant Listening Project ist ein Forschungsprojekt des K. Lisa Yang Zentrums für Bioakustik im Naturschutz an der Cornell Universität Ithaca. Der WWF ist wichtiger Partner des Projektes, schon sehr lange in Dzanga-Sangha aktiv und arbeitet vor Ort mit den Forscher:innen zusammen.
Was hat er gesagt? – Die Sprache der Elefanten erlernen
Das Forschungsteam in Dzanga-Sangha überwacht die Elefanten nicht nur, sie wollen sie auch besser verstehen. Auf der Dzanga Bai, einer großen, natürlichen Waldlichtung, beobachten sie ihr Verhalten, bringen es mit den verschiedenen Elefantengeräuschen in Verbindung und erstellen eine Art Wörterbuch: Eine Datenbank, in welcher den Lauten Kategorien zugeordnet werden. Die Elefantensprache ist äußerst komplex und die Wissenschaft steckt diesbezüglich noch in den Kinderschuhen. Lange wusste man nicht einmal, dass die Elefanten die meiste Zeit mit Tönen kommunizieren, die wir Menschen gar nicht hören können.
Entdeckung: Elefantensprache mit Tiefgang
Elefanten verständigen sich großenteils über Laute nahe des Infraschallbereichs, die unter der menschlichen Hörgrenze liegen. Das entdeckte Bioakustik-Forscherin Katy Payne, Begründerin des Elephant Listening Projektes, 1984 in einem Zoo. Vor dem Elefantengehege nahm sie Vibrationen wahr, die sie sich nicht erklären konnte. Heute machen die Forscher:innen in Dzanga-Sangha die Infraschall-Töne in Form sogenannter Spektrogramme sichtbar. Ein Spektrogramm ist die bildliche Darstellung von Frequenzen. Betrachtet man diese genauer, wird deutlich, wie vielschichtig diese Kommunikation ist.
Elefanten sind hochsoziale Wesen
Die Waldelefanten nutzen ihre niederfrequenten Rufe nicht nur, um über größere Entfernungen mit ihrer Gruppe zu kommunizieren, sondern auch in vielen verschiedenen Zusammenhängen, um den Umgang miteinander zu gestalten. Elefanten sind sehr soziale, hochintelligente Wesen mit starken Familienbanden. Das besser zu verstehen und zu beweisen ist weiteres Ziel des Projektes.
Verstehen lernen heißt schützen lernen
Wer die Elefantensprache versteht, kann besser beurteilen und belegen, wie sehr Elefanten beispielsweise durch Abholzung oder Ölbohrungen in ihrer Umgebung beeinträchtigt werden. Und wer weiß, wo sich die Waldelefanten wann bevorzugt aufhalten, kann sie vor Wilderei schützen. Das Elephant Listening Project ist nicht nur in Dzanga-Sangha, sondern auch in weiteren Nationalparks aktiv. Denn noch immer weiß man viel zu wenig über die sensiblen Dickhäuter und ihre versteckte Lebensweise macht es schwer, sie zu erforschen. Doch wir brauchen die Waldelefanten auf unserem Planeten. Sie sorgen für gesunde Regenwälder, verteilen auf ihren Wanderungen Pflanzensamen und fördern durch ihr Fressverhalten gar eine bessere Kohlenstoffspeicherung.
Das kommende Jahrzehnt könnte entscheidend sein für das Überleben der gesamten Art – und ausreichend Daten sind eine wichtige Grundlage für den Schutz der Waldelefanten.
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