Durch das Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“ sollen Deutschlands Flüsse und Auen wieder naturnaher werden. So entstehen Lebensräume für Tiere und Pflanzen und Landschaften, die Erholung für uns Menschen bieten. Der WWF setzt im Rahmen dieses Programms das Projekt „Auenrenaturierung an der Mittleren Elbe“ um.

Biber in der Auenlandschaft © Peter Ibe
Biber in der Auenlandschaft © Peter Ibe

Der WWF verfolgt eine langfristige Vision für die Landschaft an der Mittleren Elbe. Diese Vision bildet die Grundlage für alle Projekte, die der WWF im Rahmen des Bundesprogramms Blaues Band Deutschland durchführt.

So auch im aktuellen Projekt: Das Projektgebiet – und darüber hinaus das gesamte Naturschutzgebiet Mittelelbe zwischen Mulde und Saale – soll zu einem Referenzgebiet für naturnahe Auenlandschaften werden. Es soll beispielhaft zeigen, wie natürliche Auenlandschaften aussehen und funktionieren. Und welchen Wert solche gesunden Landschaften haben – für Mensch, Tier und Natur. Unterstützen Sie das Projekt mit Ihrer Spende und helfen Sie den Tieren, Menschen und der Natur vor Ort.

Ziele des WWF-Projekts an der Mittleren Elbe

Auf einer Fläche von rund 2.300 Hektar will der WWF Deutschland entlang der Mittleren Elbe wilde Auenlandschaften wiederherstellen. Der WWF engagiert sich seit Jahren in der Region und hat bereits viele Flächen erworben, die renaturiert werden können: 48 Prozent der Projektfläche sind schon im Besitz des WWF Deutschland.

Hochwasser im Auwald © Peter Ibe
Hochwasser im Auwald © Peter Ibe

Oberstes Ziel ist es, den Zustand der Auen im gesamten Gebiet langfristig so zu verbessern, dass die Auen dort die Zustandsklasse „sehr gering verändert“ erreichen.

Im Rahmen des Projekts sollen dazu unter anderem Auen-Biotope hergestellt werden, eine Extensivierung der Flächennutzung erreicht werden und ein angepasstes Bewirtschaftungsmanagement entwickelt werden. Dazu kommt die Förderung einer nachhaltigen Regionalentwicklung.

Informationen

Lage: Das Projektgebiet liegt in der Auenlandschaft der Mittleren Elbe, westlich von Dessau und grenzt hier nördlich direkt an die Ortschaft Großkühnau. Es erstreckt sich weiter in westlicher Richtung bis zur Stadt Aken. Nach Norden und Osten wird das Gebiet durch den Flussverlauf der Elbe begrenzt. Es umfasst den Elbabschnitt zwischen den Flusskilometern 262 bis 272 in Fließrichtung, wobei nur die linke Ufer- und Auenseite zum Projektgebiet gehören.

Größe: 2.300 Hektar

Lebensräume: Hartholzauenwald, Weichholzauenwald, Feuchtgrünland, Uferregion (Röhrichtzonen) und Gewässer (Altwasser, Fluss)

Projektträger ist das WWF-Büro Mittelelbe in Dessau, gefördert wird das Projekt durch das Förderprogramm Auen im Bundesprogramm Blaues Band Deutschland des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Vorgängerprojekte waren unter anderem das Naturschutzgroßprojekt „Mittlere Elbe“.

Die Auen der Mittleren Elbe sind bedroht

Temporäre Kleingewässer bieten wertvolle Lebensräume für z.B. Rotbauchunken © Peter Ibe
Temporäre Kleingewässer bieten wertvolle Lebensräume für z.B. Rotbauchunken © Peter Ibe

Große Teile der Auen im Projektgebiet haben laut dem letzten Auenzustandsbericht bereits die Klasse „gering verändert“ erreicht. Langfristig gesichert ist dieser Zustand allerdings nicht. Insbesondere die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre sowie langfristige Entwicklungen wie die Klimakrise und die fortschreitende Sohle-Erosion der Elbe stellen erhebliche Gefahren für den derzeitigen Zustand der Auen dar. Die Trockenheit führt unter anderem zu einem sinkenden Grundwasserspiegel, Hochwasserereignisse, die die Auen speisen, werden seltener und die Bäume durch den Trockenstress anfälliger für Schädlinge.

Wenn es doch zu Extremniederschlägen und Hochwasserereignissen kommt, bietet eine intakte Aue wiederum dem Wasser ausreichend Platz zur Ausbreitung. Ähnlich wie bei einem Schwamm wird das Wasser aufgenommen und gespeichert. Dadurch muss weniger Wasser über den Fluss abgeleitet werden. Die Fließgeschwindigkeiten werden reduziert, die Hochwasserlage entspannt und Schäden in flussabwärts gelegenen Gebieten können verringert oder sogar verhindert werden.

Sowohl in den Wäldern als auch in den Grünlandbeständen und den Auengewässern sind bereits jetzt erhebliche Beeinträchtigungen zu verzeichnen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und den Status quo zu erhalten bzw. den Zustand langfristig sogar weiter zu verbessern, braucht es geeignete Maßnahmen – und die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Das Wissen um den Wert naturnaher Auen muss in der Gesellschaft verankert werden. Deshalb bezieht der WWF im Projekt „Auenrenaturierung an der Mittleren Elbe“ die lokalen Akteur:innen von Anfang an mit ein. Die Menschen und Entscheidungsträger:innen vor Ort gestalten mit und werden direkt am Projekt beteiligt. Dazu gehört auch die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung der Region und den Tourismus und die Menschen vor Ort mit einzubinden.

Naturnahe Auen an der Mittleren Elbe – wie das gelingt

Doch wie erreicht der WWF nun das Ziel, die Auen an der Mittleren Elbe zu erhalten und ihren Zustand zu verbessern und langfristig zu sichern?

Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick

Flutrinne anbinden

Ziel dieser Maßnahme ist es, zwei Flutrinnensysteme wiederherzustellen. Sie fördern die Vernetzung des Flusses mit der Aue und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Auenzustands sowie eines naturnahen Abflusses der Elbe. Es ist die Hauptmaßnahme im Projekt.

Weichholzauen-Standorte wiederherstellen

Weichholzauen sind an der Mittleren Elbe nur noch reliktartig ausgeprägt, aber essenziell für eine naturnahe Auenlandschaft. Deshalb soll auf einer Fläche von etwa 14 Hektar ein großflächiges, dynamisch überflutetes und reich strukturiertes Mosaik aus Baum- und Strauchweiden sowie anderen für Weichholzauen typischen Pflanzenarten entstehen. Auf vier Hektar wird als Intitialpflanzung neuer Weichholzauenwald angelegt.

Entwässerungssysteme anpassen

Für die nachhaltige Entwicklung und Sicherung von Auenwiesen und Feuchtlebensräumen muss der Wasserhaushalt großflächig verbessert werden. Denn diese Lebensräume sind zunehmend von Austrocknung betroffen. Das derzeitige Entwässerungssystem wirkt sich weiter negativ auf die Auenwiesen und Feuchtgebiete aus, deshalb soll großflächig wieder ein günstiger Wasserhaushalt hergestellt und Wasser in der Landschaft gehalten werden.

Kleingewässer anlegen

Unter anderem durch gezielte Abgrabungen soll ein Biotopkomplex aus Röhricht-, Hochstauden- und Feuchtwiesenbereichen entstehen, der von etwa 25 Kleingewässern und Flutmulden durchzogen wird. So entsteht wertvoller Lebensraum für Arten wie Rotbauchunke und das Tüpfelsumpfhuhn.

Auengrünland entwickeln

Im Projektgebiet gibt es 120 Hektar Auengrünland, das unterschiedlich bewirtschaftet wird. Es soll mit Hilfe verschiedener Maßnahmen aufgewertet und angepasst bewirtschaftet werden. Um das zu erreichen, wird ein Grünland-Entwicklungskonzept erarbeitet: So werden unter anderem standorttypische Pflanzen gesät; und das Gebiet soll von Schafen und Rindern zur Landschaftspflege beweidet werden.

Altgewässer renaturieren

Ziel dieser Maßnahme ist es, durch Entnahme eines Wegedammes, der durch das Altgewässer Obersee / Untersee verläuft, die ökologische Verbindung zwischen beiden Gewässerteilen vollständig wiederherzustellen.

Mehr Hartholzauenwald schaffen

Auf einer Fläche von etwa drei Hektar soll neuer Hartholzauenwald entstehen. Vorgesehen sind vor allem Stiel-Eichen, aber auch Wildobstbäume sowie auentypische Staucharten wie Schlehe, Weißdorn und Hartriegel. Außerdem gibt es im Projektgebiet zahlreiche forstlich geprägte Waldbestände, darunter auch etwa sechs Hektar nicht standortgerechte Kiefern-Monokulturen. Davon sollen etwa 3,5 Hektar in gesunden und artenreichen Auenwald umgewandelt werden.

„Es reicht nicht mehr, nur Naturschutz zu wollen. Deshalb schützen wir mit dem 'Blauen Band' die Natur entlang der Mittleren Elbe. Viele seltene Arten und Lebensräume haben hier ein Zuhause gefunden, das man im dicht zersiedelten Deutschland lange suchen muss.“

Florian Kaduk vom WWF-Büro Mittelelbe

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