Gemeinsam für den Wald: Indigene Territorien schützen
Stand: 15.06.2022
Wie grüne Inseln stehen Indigene Territorien in den Amazonas-Regenwäldern Brasiliens der Abholzung und Ausbeutung entgegen. Noch. Denn der Druck auf die Wälder wächst. Das bringt nicht nur die indigenen Völker vor Ort in Gefahr, sondern mit der Klimakrise uns alle. Der WWF Deutschland stellt sich mit seinem größten Projekt in Südamerika an die Seite der indigenen und traditionellen Völker in Brasilien.
Ökologischer Superlativ Amazonas
Amazonien: Das sind Nebelschwaden zwischen tiefgrünen Baumwipfeln, hunderte von Papageien, die über diesen Baumwipfeln kreisen und ikonische Arten wie Jaguar, Tapir, Faultier oder Flussdelfin, die weiter unten in den so lebendigen Stockwerken der riesigen Regenwälder ihr Zuhause haben. Die Artenvielfalt ist überwältigend, die Regenwälder des Amazonasgebietes gelten als grüne Lunge unserer Erde und in ihren Wasseradern und mächtigen Flüssen sprudeln bedeutende Süßwasservorräte.
Die große Bedeutung Indigener Territorien
Der Amazonasregenwald in Südamerika ist der größte noch zusammenhängende Tropenwaldkomplex der Welt und bedeckt fast fünf Prozent unserer Erdoberfläche. Auch sein kultureller Reichtum ist von unschätzbarem Wert: In Brasilien – dem Land mit dem größten Anteil am Amazonasregenwald – leben rund 305 indigene Völker mit mehr als 800.000 Menschen, die 274 verschiedene Sprachen sprechen und deren vielfältiges Kulturerbe eng mit dem Lebensraum Regenwald verknüpft ist.
Doch illegaler Goldabbau, Abholzung, neue Wasserkraftwerke und die Ausweitung von Land- und Viehwirtschaft bedrohen die Amazonasregenwälder zunehmend. Gerade unter der aktuellen brasilianischen Regierung hat der Druck auf indigenes Land stark zugenommen. Neue Gesetze sollen die geschützten Gebiete wirtschaftlicher Ausbeutung öffnen. Indigene Territorien sind jedoch bisher eine der wichtigsten Barrieren gegen die Abholzung. Nur 1,6 Prozent der Entwaldung zwischen 1985 und 2020 entfielen auf indigenes Land. 98 Prozent der natürlichen Vegetation in den indigenen Gebieten der Amazonasregion sind noch erhalten.
Gefährliches Gold
Gefährliches Gold
Das Leben der indigenen Gemeinschaften im Amazonasgebiet dreht sich um ihre Flüsse, Bäche und Fische. Eine der Bedrohungen für dieses Leben ist der Goldabbau, bei dem im großen Umfang Quecksilber eingesetzt wird, um das Edelmetall zu lösen. Quecksilber ist ein starkes Nervengift und kontaminiert das Wasser, seine Lebewesen und die Menschen, die an und von den Flüssen leben – auch weit flussabwärts. Dazu kommen Ausbaggerung und Abholzung. In den vergangenen zehn Jahren hat nicht nur die illegale Goldsuche im Amazonasbecken stark zugenommen. Derzeit liegen für 6,2 Millionen Hektar Goldabbauanträge auf indigenem Land und in Schutzgebieten vor.
Hilfe für die Indigenen: Größtes WWF-Projekt in Südamerika
Der Widerstand gegen die Ausbeutung ihrer Territorien und die Beschneidung ihrer Rechte kann für indigene Aktivist:innen Lebensgefahr bedeuten. Während die Bedrohung ihrer Gebiete wächst, werden sie in ihrer Gegenwehr vom Staat und anderen Stellen im Stich gelassen. Deshalb unterstützt der WWF die indigene und traditionelle Bevölkerung Brasiliens im Kampf um ihr Überleben und ihr Land. Es ist das größte Projekt des WWF Deutschland in Südamerika. 30 indigene Territorien, zwei Territorien traditioneller Völker und damit insgesamt fast 50.000 Menschen sollen unterstützt und eine Fläche von etwa 10,7 Millionen Hektar geschützt werden. Die Gebiete liegen in der größten Entwaldungsfront der Erde. Es sind neben den bereits bestehenden Schutzgebieten die letzten „grünen Inseln“, die sich der Abholzung entgegenstemmen.
Unsere indigenen Projektregionen in Brasilien
Grüne Inseln für Klimaschutz und Artenvielfalt
Über 16.000 verschiedene Baumarten wachsen in den Wäldern Amazoniens. Teilweise so dicht und hoch, dass einsetzender Regen bis zu zehn Minuten braucht, um den Boden zu erreichen. Doch selbst im Amazonas sind die Folgen der Klimakrise inzwischen zu spüren und der wichtige Regen bleibt immer häufiger aus. „Der Erhalt der letzten, großen noch zusammenhängenden Regenwälder Amazoniens ist entscheidend für den Klimaschutz“, so Dr. Konstantin Ochs, Projektmanager Südamerika beim WWF Deutschland. „Und die Indigenen Territorien Brasiliens mit ihrer bisher weitgehend intakten Natur sind zentral für jede Strategie zur Bekämpfung der Klimakrise, sowie zum Schutz der Artenvielfalt in Brasilien und weltweit.“
Was genau passieren soll
Im Mittelpunkt des Großprojektes steht die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen der indigenen und traditionellen Völker Brasiliens. Diese Vereinigungen sind seit Jahren vor Ort aktiv, kennen Belange und Bedrohungen, sind Sprachrohr und Vertreter der Rechte ihrer jeweiligen Gemeinschaft. Sie müssen gestärkt und ihre Kapazitäten ausgebaut werden.
1) Schutz der Territorien gegen illegale Eindringlinge Wir fördern die Ausbildung von indigenen Ranger:innen und unterstützen ihre Überwachungsmissionen - auch mit moderner Technologie wie zum Beispiel Kameradrohnen – und helfen bei der Weiterleitung an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden.
2) Auf- und Ausbau nachhaltiger Einkommen Nicht zerstören, was einen ernährt: Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit, das in unseren Industrienationen vergessen scheint, ist in indigenen Kulturen, die seit Jahrhunderten im Einklang mit der Natur leben, tief verankert. Durch die Unterstützung nachhaltiger Einkommensmöglichkeiten aus Waldprodukten (zum Beispiel der Paranuss) durch Fortbildungen, Zertifizierungen und das Erschließen neuer Märkte kann die biologische und kulturelle Vielfalt in Wert gesetzt werden.
3) Gesundheit schützen Wir fördern wissenschaftliche Untersuchungen zur Quecksilberbelastung, klären die örtliche Bevölkerung über Ursachen und Folgen auf, entwickeln gemeinsam Vermeidungsstrategien, und installieren Wasserversorgungssysteme in besonders betroffenen Gemeinden. Im öffentlichen Gesundheitswesen und für eine bessere Strafverfolgung des illegalen Goldabbaus schulen wir Personal in den verschiedenen Bereichen und stocken es auf.
4) Politische Beteiligung fördern Wir stärken die Beteiligung Indigener im öffentlichen und politischen Raum, fördern die Vernetzung der indigenen und traditionellen Völker im Projektgebiet, unterstützen lokale zivilgesellschaftliche Organisationen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit, bieten Rechtsberatung und ergreifen wichtige Maßnahmen, um Aktivist:innen vor physischen Angriffen und Rufmord zu schützen.
Naturwunder Paranuss
Paranüsse sind eines der nachhaltigsten Produkte der Erde. Denn man kann sie nur sammeln, sie können nicht angebaut werden. Auf Plantagen würden Paranuss-Bäume nicht gedeihen. Sie brauchen ein intaktes Waldökosystem, um Nüsse zu produzieren. Für die traditionellen Bevölkerungsgruppen Brasiliens bieten sie eine nachhaltige, sichere Einkommensquelle und verbinden die Jahrhunderte alten Kulturen mit dem Erhalt der Natur und ökologischen Vielfalt um sie herum.
Gemeinsam gegen die Zerstörung
Die indigenen und traditionellen Völker, die in und von den Wäldern Amazoniens leben, spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz ihrer Heimat, die immer schneller schwindet. Indigene Territorien können und müssen auch in Zukunft der Abholzung standhalten, um Klimastabilität, Artenvielfalt, Wasserkreisläufe und nicht zuletzt die indigenen Kulturen zu erhalten. Mit seinem größten Projekt in Südamerika, welches vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert wird, unterstützt der WWF DE die indigenen und traditionellen Gemeinden in Brasilien beim Kampf um ihre Territorien, ihre Rechte, ihre Traditionen, ihre Gesundheit und der Wälder. Für den Erhalt der Artenvielfalt auf unserem Planeten und den Schutz des Weltklimas. Denn nur gemeinsam können wir Amazonien retten – für uns alle.
Unterstützen auch Sie uns beim „Schutz indigener und traditioneller Völker Brasiliens“.
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