Wie Perlen an einer Kette sollen daher eine Reihe von Nationalparks und anderen Schutzgebieten im Süden des brasilianischen Regenwaldes die vorrückenden Bagger und Motorsägen stoppen.
Dichter, fast unberührter Regenwald, traditionell lebende indigene Bevölkerungsgruppen wie die Mundurucu und die Kayabi plus eine vor Artenvielfalt strotzende Regenwald- und Flusslandschaft: All das prägt das Dreiländereck der brasilianischen Bundesstaaten Mato Grosso, Amazonas und Pará im südlichen Amazonasgebiet, wo die Flüsse Teles Pires und Juruena wie ein umgedrehtes „Y“ zum Amazonas-Nebenfluss Tapajos zusammenfließen.
Doch die Idylle trügt. Wo vor Kurzem noch undurchdringlicher Dschungel vorherrschte, sind heute oft nur noch verwüstete Flächen mit verkohlten Baumstümpfen und frisch eingesätem Grasland zu finden. Denn wo kein offizielles Schutzgebiet oder Indigenes Territorium ausgewiesen wird, fällt der Regenwald der näher rückenden Entwaldungsfront zum Opfer.
Die Bundesländer Rondonia, Mato Grosso und der südliche Teil Amazonas, in denen sich das Projektgebiet befindet, gehören zu den Gebieten mit den höchsten Entwaldungsraten des gesamten Amazonasbioms. Die illegale Holznutzung und die Rodung von Wäldern werden oft unter dem Einsatz gewalttätiger Mittel durchgesetzt. In der Folge werden Rinderweiden, aber auch zunehmend agro-industrielle Soja-Felder angelegt. Neben dieser flächendeckenden Rodung des Waldes werden vor Ort auch illegal Gold, Halbedelsteine und andere Bodenschätze gefördert.
Wie Perlen an einer Kette sollen daher eine Reihe von Nationalparks und anderen Schutzgebieten im Süden des brasilianischen Regenwaldes die vorrückenden Bagger und Motorsägen stoppen.
Schutzgebiete in einem riesigen Mosaik
Am 5. Juni 2006 wurde der Juruena-Nationalpark ausgewiesen. Mit einer Fläche von über 1,9 Millionen Hektar ist er so groß wie das Bundesland Sachsen. Im Jahr 2011 konnte das Schutzgebietsmosaik Amazonia Meridional geschaffen werden. Dieses besteht aus 40 Schutzgebieten, einschließlich mehrerer Nationalparks. Insgesamt sind hier sieben Millionen Hektar Amazonas Regenwald unter Schutz gestellt. Das entspricht einer Fläche so groß wie das Bundesland Bayern.
Unter Bolsonaros Politik wurde der Beirat des Mosaiks – so wie alle anderen Beiräte des Landes – aufgelöst. Somit ist die aktive Partizipation der lokalen Bevölkerung in der Verwaltung der Schutzgebiete defacto gestoppt worden. Ein Beirat ist ein Gremium, durch welches sich die Zivilgesellschaft und andere private Akteur:innen an der Politik beteiligen können. Im Fall von Schutzgebieten musste es bis vor Kurzen ein Beirat geben, da laut brasilianischem Recht die Parkverwaltung nicht ohne aktive und formelle Beteiligung der Betroffenen gemanagt werden darf.
Reisebericht vom Amazonas
Ziele und Ergebnisse im Rahmen eines vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) geförderten Projektes
Das Ziel des Projektes war der Schutz der Biodiversität bei gleichzeitiger nachhaltiger sozio-ökonomischer Entwicklung der lokalen Bevölkerung im Schutzgebietsmosaik Mosaico da Amazonia Meridional (MAM), Laufzeit: März 2017 bis August 2021.
Die Lebensbedingungen von 1.000 Familien im südlichen Amazonas Regenwald sollten verbessert werden. Dies geschah durch intensivere Partizipation im Schutzgebietsmanagement und gleichzeitig der Möglichkeit für die Bevölkerung, ein höheres, nachhaltiges Einkommen aus dem sieben Millionen Hektar großen Schutzgebietsmosaik zu erwirtschaften.
Bis zum Projektende im August 2021 wurden lokale Kapazitäten und Strukturen für ein partizipatives, effektives Management des MAM gestärkt. Die nachhaltigen Einkommensmöglichkeiten der lokalen Bevölkerung sind durch die Nutzung natürlicher Ressourcen der MAM-Schutzgebiete gestiegen.
Beispielhafte Maßnahmen:
- Durchführung von Informationsverbreitungs- und bewusstseinsbildenden Aktivitäten in Bezug auf die Bedeutung des Juruena Nationalparks für den Schutz natürlicher Ressourcen und die Vorteile der öffentlichen Nutzung der MAM-Schutzgebiete.
- Die Gemeinde erstellte einen Businessplan für Tourismus.
- Jugendliche der traditionellen Gemeinde haben gelernt, das Internet zur nachhaltigen Entwicklung zu nutzen.
- Die Gemeinden erhielten Ausrüstungen zur Steigerung nachhaltiger Paranussproduktion.
- Es wurde Unterstützung beim Bau, der Instandsetzung und der Schaffung einer Gemeindetourismusinfrastruktur gewährleistet.
- Aus- und Fortbildungen im Bereich Unternehmensführung, Organisationsbildung, gemeinschaftliche Projekte und Marketing für die Gemeindetourismusaktivitäten wurden bereitgestellt. Außerdem gab es Fortbildungen hinsichtlich Paranussernte, -trocknung, -lagerung und -transport. So beziehen einhundert Familien heute qualifizierte Einkommen aus Tourismusaktivitäten als Gemeindeunternehmer oder Geschäftspartner von Agenturen. 800 Familien sind wiederum ausgebildet in der Ernte und Vermarktung von Paranüssen.
- Eine Paranussproduktionsanlage in der Gemeinde Barra de São Manoel wurde installiert und wir heute von der Gemeinde selbst geführt – ebenso ein Trocken- und Lagerhaus. Die Gemeinde kann dadurch etwa 87 Tonnen Paranüsse als Jahresernte bearbeiten. Die Gemeindemitglieder trocknen und lagern diese unter Anwendung der gelernten neuen Hygiene- und Qualitätsstandards. Nach der Weiterverarbeitung werden sie anschließend, beispielsweise an lokale Supermärkte, verkauft.
Im Rahmen der Covid-19-Pandemie kam es zu ungeplanten Notmaßnahmen, die 2020/2021 durchgeführt wurden:
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Nothilfe für die Bevölkerung, insbesondere die Grundversorgung mit Lebensmitteln: Es wurden über 7.000 Familien, bzw. über 35.000 Indigene, traditionelle Gruppen und Notleidende vor Ort, die freiwillig in Isolation leben, für mindestens zwei Monate mit dem Nötigsten versorgt. Hierzu wurden mehr als 170 Tonnen Lebensmittel, Hygieneartikel und Masken im Projektgebiet verteilt.
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Notausstattung für Gesundheitsbehörden: Das lokale Gesundheitspersonal von zehn Gesundheitsbehörden der Landkreise im Projektgebiet wurde mit dem Wesentlichen ausgestattet. Hierzu zählen beispielsweise über 7.000 Liter Ethylalkohol, Gesichtsmasken, Fieberthermometer sowie die Wartung von Fahrzeugen und Schiffen.
So geht es weiter:
- Wir bleiben weiterhin vor Ort im Juruena-Nationalpark beziehungsweise in der Gemeinde Barra de São Manoel.
- Die Gemeinden vermarkten ihre eigenen, selbst verarbeiteten Paranüsse in lokalen Supermärkten.
- Die 7 Millionen Hektar Schutzgebietsfläche dürfen weiter bestehen bleiben. Sie wurden nicht aufgelöst beziehungsweise verkleinert (PADDD), wie es in anderen Teilen des Südamazonas der Fall war.
- Die Zivilgesellschaft kann mit der neuen Allianz auf lokaler Ebene mehr Einfluss ausüben als die bisherigen Schutzgebietsbeiräte.
- Im Jahr 2023 soll die Arbeit in die nächste große Phase übergehen.
- ARPA Schutzgebiete
- Putumayo Projekt
Weitere Projektinformationen