Als Ribeirinhos bezeichnet man eine der traditionellen Bevölkerungsgruppen des Amazonas. Für 60 Familien ist die nachhaltige Ernte von Paranüssen eine sichere Einkommensquelle und das hilft auch dem in Brasilien besonders stark bedrohten Amazonas-Regenwald. Die WWF-Spende an die Ribeirinhos von Barra de São Manoel ist deshalb auch ein Hoffnungsschimmer für den Erhalt des Regenwaldes. Sie erfolgt im Rahmen eines BMZ-Bengo geförderten Projektes.
Sechs Tage hat die 3.000 Kilometer lange Reise gedauert. Dann waren vier Tonnen Geräte und Material endlich von der brasilianischen Hauptstadt Brasilia in der abgelegenen Gemeinde Barra de São Manoel im Juruena-Nationalpark am Amazonas angekommen. Ein Stromgenerator, drei Gefriertruhen, mehrere Verpackungsmaschinen, ein Trocknungsofen, außerdem eine Sortieranlage, Eisenwannen und Arbeitstische erleichtern nun die Arbeit der Ribeirinhos im Dorf.
Ribeirinhos sind eine traditionelle Bevölkerungsgruppe im Amazonasgebiet (neben den Indigenen und den Extrativistas). Sie leben entlang der Flüsse, leben von Fischerei oder kleinbäuerlicher Landwirtschaft und roden keine Bäume. Die traditionelle Ernte von Paranüssen ist eine Möglichkeit für ein nachhaltiges Einkommen.
Paranüsse werden nicht im klassischen Sinne „angebaut“: Die Früchte der wild im Regenwald wachsenden Bäume fallen auf den Boden, wo sie anschließend aufgesammelt werden können. Das macht sie zu einem der nachhaltigsten Agrarprodukte auf dem Weltmarkt. Auf Plantagen angebaut würden die Bäume keine Früchte tragen. Sie sind vom Ökosystem eines intakten Regenwaldes abhängig.
Die Paranuss wächst an bis zu 50 Meter hohen Bäumen in den Regenwäldern Südamerikas. Die lichtliebenden Bäume sind abhängig vom Ökosystem eines intakten Regenwaldes, in Plantagen würden sie keine Früchte tragen. Deshalb eignen sie sich so gut für nachhaltiges Wirtschaften. Ein einziger Paranussbaum kann tausende Nüsse tragen, die sich in runden, kokosnussähnlichen Kapseln verbergen. Von Dezember bis April dauert die Erntezeit, in der die Nusssammler in Barra de São Manoel derzeit bis zu 30 Tonnen Paranüsse vom Boden aufsammeln.
Das Sammeln der Nüsse ist eine beschwerliche Arbeit, bei der oft kilometerlange Wanderungen durch dichten Regenwald zurückgelegt werden müssen. Die Sammler bleiben wochenlang im Wald. In der Gemeinde Barra de São Manoel ist man jedoch zuversichtlich, dass sich die Lebensbedingungen durch die Spende des WWF Brasilien verbessern werden.
„Die Nusssammler in der Gemeinde sind begeistert. Viele Menschen, die die Tätigkeit aufgegeben haben, denken an eine Rückkehr. Wir sind dankbar! Es wird noch Arbeit für mehr Menschen geben, und der Wille, etwas zu unternehmen, hat sich unter den Familien breit gemacht, das ist gut", sagte Lucivaldo Batista dos Santos, der Präsident der lokalen Vereinigung Associação Agroextrativista e Turística da Barra do Tapajós.
Indirekt könnten von dem wirtschaftlichen Aufschwung bis zu 1.200 Familien profitieren, die am Fluss Tapajós in der Region zwischen den Staaten Amazonas, Mato Grosso und Pará leben. Dieser südliche Teil des Amazonas gehört zu den am stärksten von Entwaldung betroffenen Gebieten. Für Rinderweiden, industriellen Sojaanbau, aber auch illegale Goldsuche und den Bau von Wasserkraftwerken werden jedes Jahr riesige Flächen Regenwald abgeholzt.
Das Ziel: Ein Netzwerk von Schutzgebieten
Der WWF unterstützt seit mehr als einem Jahrzehnt Schutzgebiete und die lokale und traditionelle Bevölkerung in dem Gebiet zwischen dem Juruena-Nationalpark und dem Nationalpark Campos Amazonicos. Ziel ist die umfangreiche Vernetzung von Schutzgebieten. Der WWF will sieben Millionen Hektar des Amazonia Meridional Schutzgebietsmosaiks (MAM) vor Entwaldung und illegalen Aktivitäten schützen. Ein Gebiet, das der Fläche Bayerns entspricht.
Weil unter der Regierung Bolsonaros der Verwaltungsrat des Süd-Amazonas-Mosaiks (MAM) aufgelöst wurde, hat der WWF die Stärkung und Mitsprache der lokalen Bevölkerung durch das neu gegründete zivilgesellschaftliche Forum Allianz für die nachhaltige Entwicklung des Süden Amazoniens (ADSSA) gefördert. Diese wurde 2018 vom WWF zusammen mit mehreren Vertretern aus 9 Landkreisen des südlichen Amazonas und auch ehemaligen Vertreter des MAM gegründet.
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