Bei Phu Quoc handelt es sich um die größte Insel Vietnams, die im Golf von Thailand liegt. Auf der Insel gibt es eine große Artenvielfalt, daher sind dort auch ein Nationalpark und Meeresschutzgebiete eingerichtet worden. In den Meeresschutzgebieten befinden sich Seegraswiesen im Nordosten und ein Korallenriff im Süden der Insel. Im Meer vor Phu Quoc leben auch bedrohte Meeresschildkröten und der Dugong, eine Seekuh-Art.

Situation vor Ort

Im letzten Jahrzehnt hat sich Phu Quoc zu einem bedeutenden Ziel für Touristen entwickelt. 2015 kamen eine Millionen Tourist:innen auf die Insel, neunmal so viele Menschen wie die einheimische Bevölkerung.

Es wird erwartet, dass die Anzahl der Tourist:innen auf fünf Millionen steigt. Dies sorgt für eine explosive Zunahme von Hotels, Restaurants und anderer Infrastruktur für Tourist:innen – und zu einer drastischen Zunahme des Müllaufkommens. Es fehlen Kapazitäten, dieses stetig wachsende Müllvolumen einzusammeln und weiter zu behandeln.

Plastikmüll verschmutzt die Strände

Plastikmüll auf Phu Quoc (Vietnam) © Heide Kerber / ISOE
Plastikmüll auf Phu Quoc (Vietnam) © Heide Kerber / ISOE

Überall an Land, in Flüssen und im Meer sind Abfälle, insbesondere aus Plastik, zu finden. Der Plastikmüll verschmutzt nicht nur die Strände, sondert stört auch die Ökosysteme im Meer wie um Beispiel die Korallenriffe.

Vom Management der Schutzgebiete wird ein Müllsammel-Programm im Gebiet der Korallenriffe alle zwei Jahre durchgeführt, bei dem stetig wachsenden Müllvolumen ist diese Maßnahme jedoch nicht ausreichend.

Ursache des Eintrags von Meeresmüll aus dem Mekong Delta sind die fehlenden Kapazitäten zur Abfallentsorgung, also Deponien, Verbrennungsanlagen und Anlagen für Sortierung und Recycling von Müll.

Meistens wird der Müll in offenen Haufen in der Landschaft abgelagert, manchmal illegal in die Kanäle entsorgt oder kleine Müllhaufen liegen entlang der Straßenseiten. Verschärfend kommt hinzu, dass durch die Überflutungen in der Regenzeit der abgelagerte Müll in die Flüsse und Kanäle gelangen kann.

Projektvorhaben des WWF

Um diese Situation zu bewältigen, müssen alle Beteiligten aktiviert und an den weiteren Maßnahmen beteiligt werden. Gemeint sind Vertreter:innen öffentlicher Institutionen, privater Betriebe und letztendlich auch Privatpersonen. Die Aufgabe ist es, für Phu Quoc ein integriertes Abfallmanagementsystem zu entwickeln.

Die Ziele und Maßnahmen in dem geplanten Projekte sind folgende:

  • Unterstützung bei den Vertreter:innen der Entscheidungsträger:innen auf der kommunalen und politischen Entscheidungsebene zu gewinnen. Dies ist zum Beispiel das Volkskomitee [Peoples Commitee], die zuständigen Behörden für Umwelt oder für Tourismus. Aus diesen Institutionen sollen Impulse ausgehen, die Abfallmengen aus Kunststoffen zu reduzieren.
     
  • Der Privatsektor, vor allem die Bereiche Tourismus, Hotels und Gastronomie, soll dazu bewegt werden, innerhalb seiner Tätigkeitsbereiche Maßnahmen zur Abfallvermeidung und Reduktion zu ergreifen.
     
  • Mit einer Informationskampagne sollen u.a. Tourist:inneen, Einwohner:innen und Jugendliche angesprochen werden, um eine Reduzierung der Plastikabfälle zu erreichen. Auch ein Informationsprogramm für Schulen soll erarbeitet und eingesetzt werden.
     
  • Gemeinsam mit dem Schutzgebietsmanagement sollen lokale Fischer:innen und Touristikanbieter:innen für eine Beteiligung an jährlichen Abfallsammelaktionen gewonnen werden.
     
  • Die Entwicklung der Abfallmengen und deren Entsorgungswege soll erfasst werden, um einen Erfolg der Maßnahmen zu überprüfen.
     
  • In einer zweiten Phase, die im Jahr 2021 begann, sollen verschiedene Methoden der Abfallverwertung untersucht und deren Anwendbarkeit eingeschätzt werden. Dabei werden Pilotprogramme für die Behandlung kleinerer Mengen an Kunststoffabfällen umgesetzt und Partnerschaften mit Unternehmen und potenziellen Investoren gesucht.
     
  • In das Projekt wird eine ganze Reihe von lokalen Institutionen und Partner eingebunden.

Projektfortschritt Oktober 2024

Müllentsorgung in Phu Quoc, Vietnam © Melanie Goemmel / WWF
Müllentsorgung in Phu Quoc, Vietnam © Melanie Goemmel / WWF

Verbessertes Abfallmanagement durch Pilotmodelle

Phu Quoc ist nach wie vor eine sehr beliebte Urlaubsinsel. Daher setzt das Projekt weiterhin auf Aufklärung und Verhaltensänderungen unter den zahlreichen vietnamesischen Tourist:innen. Im September 2023 wurde eine Kampagne mit dem Titel: „Verzichten Sie auf Plastik – weg vom Einwegplastik“ gelauncht. Die Website „Plastic Abstinence“ steht im Mittelpunkt der Kampagne und gibt zahlreiche Tipps, wie auf Einwegplastikprodukte verzichten werden kann. Dieses Tool soll vor allem vietnamesischen Tourist:innen dabei helfen, die Umweltauswirkungen von einzelnen Einweg-Plastikartikeln zu verstehen.

Expert:innen der Van Lang Universität haben im Sommer 2023 in Phu Quoc eine Forschungsarbeit über Ansätze zur Vermeidung, Reduzierung und Sammlung von schwimmendem Müll auf dem Duong Dong-Fluss durchgeführt. Eine nun in die Praxis umgesetzte Empfehlung war es, schwimmende Plattformen auf dem Fluss als Sammelstelle für den Restmüll von Booten zu installieren. Diese Plattformen wurden an geeigneten Stellen festgemacht, um den Müll von Fischerbooten beim Ein- oder Ausfahren in die Mündung des Duong Dong-Flusses zu entsorgen.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Verwaltung des Phu Quoc-Nationalparks gehört unter anderem die Überwachung der Meeresverschmutzung, die Beseitigung von Plastikrückständen an den Korallenriffen sowie die Pflege von Korallenaufzuchtstationen. In Koordination mit WWF-Vietnam, IUCN und anderen Organisationen fand vom 18. bis 20. Oktober 2023 vor Phu Quoc die zehnte Sammelaktion für Meeresabfälle an Korallenriffen statt. Dabei wurde an den Riffen etwa 70 Kilogramm Plastikmüll eingesammelt. Ende Oktober wurden Strandabschnitte gereinigt, die zum Phu Quoc Nationalpark gehören. An dieser Aktion nahmen mehr als 170 Teilnehmer:innen von Nichtregierungsorganisationen, Jugendverbände und Betrieben teil und sammelten fast 2,5 Tonnen Meeresmüll.

Politische Arbeit

Zahlreiche öffentliche Plätze auf Phu Quoc sind in der Vergangenheit immer wieder als neuralgische Punkte für die illegale Ablagerung von Abfällen aufgefallen. Dort kommt es häufig zu unsachgemäßer Entsorgung und Müllablagerung. Daher haben sich die lokalen Ämter für Ressourcenschutz und Wirtschaft mit Unterstützung des WWF dazu entschlossen, verstärkt auf Aufklärungsarbeit zu setzen, um das Bewusstsein von Fischer:innen, Kleinunternehmer:innen und der lokalen Bevölkerung für die Bedeutung der richtigen Müllentsorgung zu schärfen. Im November 2023 wurden durch die Behörden sechs Kameras zur Überwachung der illegalen Müllentsorgung auf dem Duong-Dong-Markt, dem Fluss Duong Dong und dem alten Flughafengelände installiert. Dadurch können nun Verstöße gegen die illegale Ablagerung von Müll besser kontrolliert und sanktioniert werden. Hintergrund dieser Maßnahmen ist es, der illegalen Entsorgung von Restmüll entgegenzutreten, um die Recyclingquote von sortenreinen festen Wertstoffen in der Restmüllfraktion zu erhöhen.

Einbindung des Privatsektors und anderer Akteure

Als Multiplikator erster Güte zur Vermeidung von Plastikabfällen hat sich die Frauenunion Phu Quoc erwiesen. Zahlreiche Modelle zur Reduzierung des Gebrauchs von Kunststoffen im täglichen Leben wurden von den größtenteils ehrenamtlichen Helferinnen der Frauenunion über Social Media oder andere Plattformen verbreitet: 95 Prozent der ca. 2.000 registrierten Haushalte wenden mittlerweile Mülltrennung an. In einigen Gemeinden nutzen 75 Prozent der Haushalte keine Einweg-Plastiktüten mehr, sondern haben auf die Verwendung von langlebigen Einkaufskörben umgestellt. In den registrierten Haushalten wurde die Verwendung von Einwegplastik um über 50 Prozent reduziert; in vielen teilnehmenden Restaurants und Cafés hat die Verwendung von Einwegplastikstrohhalmen um über 60 Prozent abgenommen.

Projektfortschritt Oktober 2023

Die Auswirkungen der Pandemie auf den Projektfortschritt sind kaum noch zu spüren und mit dem Ende der Pandemie nimmt auch der Strom von Touristen auf die Insel wieder zu. Die Projektaktivitäten im Berichtszeitraum haben deutlich an Fahrt aufgenommen.

Verbessertes Abfallmanagement durch Pilotmodelle

Der Fluss Duong Dong auf der Insel Phu Quoc gilt als bedeutender lokaler Einleiter von Plastikabfällen ins Meer. Pro Tag gelangen über den Fluss etwa 125 kg Abfall in die küstennahen Gewässer. Damit gehört der Duong Dong zu den wichtigsten Quellen für Plastikmüllverschmutzung auf Phu Quoc. Um diese Menge zu reduzieren, koordinierte das Projekt im Berichtszeitraum mit den zuständigen Behörden und Anrainern ein Treffen, um Optionen zu diskutieren, wie der Eintrag ins Meer kurzfristig reduziert werden kann. Bei dieser Zusammenkunft einigten sich die Parteien darauf, eine schwimmende Barriere zu testen, die als „Müllfalle“ fungiert. Seit Anfang 2023 ist die Barriere nun in Betrieb in einem Seitenkanal, der zum Duong Dong Fluss führt. Durchschnittlich alle drei Tage wird die Barriere geleert. Pro Leerung werden etwa 90 kg Abfall abgetragen. Etwa 22 Prozent der Menge (20 Kg) sind Kunststoffe. Die schwimmende Barriere verhindert somit den Eintrag von täglich 6-7 kg Plastikmüll ins Meer. Seit dem Beginn der Maßnahme konnten dadurch etwa 1,86 Tonnen Kunststoffabfälle zurückgehalten und sachgerecht entsorgt werden.

Ebenfalls soll die Effizienz der Sammlung von Plastik- und anderen Haushaltsabfällen entlang des Flusses und seiner Kanäle mittelfristig gesteigert werden. Gemeinsam mit dem Volkskomitee der Stadt Phu Quoc und anderen Interessensvertretern werden Maßnahmen abgestimmt, um das Abfallmanagement entlang des Flusses Duong Dong zu verbessern und so zur Minimierung des Eintrags von Plastikmüll in die Küstengewässer beizutragen.

Politische Arbeit

Im Januar 2023 veröffentliche das Volkskomitee der Stadt Phu Quoc einen gemeinsam mit dem WWF entwickelten Aktionsplan zum Management von Kunststoffabfällen. Im Rahmen des Aktionsplans wurde ein Waste flow Diagramm erstellt und Handlungsschwerpunkte für den Kampf gegen den Eintrag von Plastikmüll definiert. Dazu gehören beispielsweise die verstärkte Anbindung von Siedlungsgebieten an die Müllabfuhr sowie die Reduzierung von Einwegverpackungen. Die Hauptziele des Plans lauten: (i) Reduzierung des gesamten in die Umwelt eingetragenen Kunststoffabfalls im Stadtgebiet um 30 Prozent bis Ende 2023; (ii) Einsammeln und fachgerechte Entsorgung von etwa 90 Tonnen Plastikmüll, der auf wilden Müllhalden verstreut liegt; (iii) Sensibilisierung für getrennte Abfallsammlung sowie Reduzierung von Plastikmüll und Einwegplastik in 1000 Haushalten und 100 Unternehmen sowie Kreuzfahrtschiffen, die in Phu Quoc anlegen.

Um diese Ziele zu erreichen, wurden eine Reihe von Aktivitäten identifiziert, mit deren Umsetzung im Berichtszeitraum bereits begonnen wurde: (i) Entwurf und Anwendung von Sanktionen für Verstöße im Umweltbereich, wie bspw. illegale Ablagerung von Abfällen; (ii) Kommunikation über verschiedene Kanäle (social media, Radio, Fernsehen, Lautsprecher) zu Abfalltrennung, Plastikreduzierung, Sammlung und Recycling; (iii) Förderung von Aufklärungsarbeit in Häfen, auf Schiffen und an den Touristenattraktionen der Stadt; (iv) Beseitigung von Müll hotspots: (v) Organisierte Sammlung für Fanggeräte und Plastikmüll im Meeresschutzgebiet Phu Quoc; (vi) Weiterführung der regelmäßigen öffentlichen Clean-ups im Rahmen des „Tags für die Umwelt“.

Einbindung des Privatsektors und anderer Akteure

Phu Quocs Wirtschaftsleistung hängt sehr stark von touristischen Dienstleistungen ab. Daher besteht ein großes Eigeninteresse, die Strände und das Meer sauber zu halten und langfristig von Plastikmüll zu befreien. Die regelmäßigen Müllsammelaktionen erregen daher große Aufmerksamkeit und eine hohe Beteiligung. Alleine im Februar und März 2023 hat das Vorhaben für die clean-ups über 225 Mitmachende mobilisieren können, darunter viele Einheimische aber auch internationale Touristen. Alleine durch diese Aktionen konnten in nur zwei Monaten 7.293 kg Abfall gesammelt werden. 506 kg des gesammelten Abfalls konnten als recyclefähige Wertstoffe weiter verwertet werden.

Projektfortschritt Oktober 2022

Auch das vergangene Berichtsjahr stand unter dem Schatten der weltweiten Covid-19-Pandemie. Bis in den Mai 2022 hinein kam es in Vietnam immer wieder zu länger anhaltenden Lockdowns. Projektaktivitäten mussten im letzten Jahr und vor allem in den letzten Monaten immer wieder eingeschränkt oder gar gestoppt werden.

Fischer sammeln Müll aus dem Meer

Ende 2021 hat der WWF gemeinsam mit der Distriktadministration und der Khai Hoan Seafood Private Enterprise das Modellprojekt „Ein Fischzug gegen Meeresmüll“ gestartet. 26 teilnehmende Fischereiboote der Khai Hoan Seafood Firma haben auf dem Meer treibende und eigene Plastikabfälle eingesammelt und an Land gebracht. Nun liegen die Ergebnisse der sechsmonatigen Versuchsphase vor: Durchschnittlich bringt jedes Fischerboot nach einer mehrtätigen Ausfahrt zwischen 160 Kilogramm und 210 Kilogramm Abfall ans Land zurück. Davon sind etwa 20 Prozent recyclefähige Wertstoffe wie Plastikflaschen und Getränkedosen. Insgesamt haben die 26 Fischereiboote der Khai Hoan Seafood Private Enterprise in sechs Monaten etwa 10,6 Tonnen Plastikabfälle angelandet.

Verbessertes Abfallmanagement

Durch die Anschaffung von Mülltonnen und Abfallbehältern für den öffentlichen Raum unterstützt der WWF Bemühungen gegen die wilde Entsorgung von Abfällen in abgelegenen Dörfern. Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 257 Mülleimer á 240 Liter, 25 Mülltonnen á 660 Liter sowie 50 kleine Behälter Mülltonnen á 80 Liter vom WWF finanziert und den Kommunalverwaltungen übergeben. Etwa 450 Haushalte in entlegenen Teilen der Insel profitieren von dieser Maßnahme. Durch die Bereitstellung der Behälter stieg die eingesammelte Abfallmenge bereits um 37 Prozent. Das bedeutet, dass mehr als ein Drittel des Siedlungsabfalls landet nicht mehr unkontrolliert in der Umwelt.

Politische Arbeit

Der Duong Dong Fluss auf Phu Quoc ist nicht nur der größte Fluss der Insel, sondern spielt auch eine maßgebliche Rolle beim Eintrag von Abfall ins marine Ökosystem. Eine vom WWF durchgeführte Untersuchung ergab, dass täglich etwa 125 Kilogramm Plastikmüll über den Fluss ins Meer gelangen. Aufbauend auf der WWF Studie haben die politisch Verantwortlichen nun einen Masterplan entwickelt, welche Maßnahmen umgesetzt werden müssen, damit der Fluss künftig nicht mehr als Vorfluter für den Eintrag von Müll in die Küstengewässer genutzt wird. Das Vorhaben befasst sich neben zahlreichen Infrastrukturmaßnahmen unter anderem mit der Sammlung und Trennung von Haushaltsmüll, Kunststoffen sowie der Installation von Abfallsieben an Regenwassereinlässen, um Müll einzufangen, bevor dieser das Abflusssystem verstopft.

Einbindung des Privatsektors

Gemeinsam mit der örtlichen Abteilung für Kultur und Information hat der WWF ein Forum zur Förderung des Informationsaustausches zwischen Unternehmen und der Inselverwaltung ins Leben gerufen. Das Forum soll in erster Linie dazu dienen, den Privatsektor verstärkt in die Pflicht zu nehmen, freiwillig Maßnahmen zur Vermeidung und Reduzierung von Plastikmüll sowie dem Recycling von festen Wertstoffen umzusetzen. Einen ersten praktischen Erfolg des Forums gibt es bereits zu vermelden: Gemeinsam mit der lokalen Initiative „Phu Quoc Clean and Green“ (PQC&G) konnte der WWF das Reiseunternehmen John Tour dazu bewegen, monatliche Reinigungseinsätze zu organisieren. John Tour stellt die Logistik, wie beispielsweise Boote, bereit, damit Reinigungsaktionen auch in abgelegenen Teilen Phu Quocs oder auf kleinen vorgelagerten Inseln durchgeführt werden können. WWF und PQC&G mobilisieren etwa 70 Freiwillige pro Einsatz. So können mittlerweile bei jeder Aktion mehr als 1,5 Tonnen Abfall eingesammelt werden. Immer mehr junge Leute, die derzeit in der Stadt Phu Quoc studieren, leben und arbeiten, wissen von dem Programm und melden sich freiwillig, um an der Reinigung der Umwelt der Insel mitzuwirken. Seit Beginn des Programms konnten so auf Phu Quoc insgesamt 5.050 kg Abfall gesammelt werden, darunter 2.590 kg Plastikmüll.

Projektfortschritt Oktober 2021

Auch das vergangene Berichtsjahr stand unter dem Schatten der weltweiten Covid-19-Pandemie. In den vergangenen zwölf Monaten kam es in Vietnam immer wieder zu länger anhaltenden Lockdowns. Mit frühzeitigen, gezielten Eingriffen und harten Quarantänevorgaben hatte Vietnam bei der Eindämmung von Covid-19 zunächst guten Erfolg, doch in der letzten Zeit haben die Fall- und Todeszahlen drastisch zugenommen.

Besonders die Provinzen im südlichen Landesteil, zu denen auch die Projektprovinz zählt, sind besonders stark von der Pandemie betroffen.

Projektaktivitäten mussten im letzten Jahr und vor allem in den letzten Monaten immer wieder eingeschränkt oder gar gestoppt werden.

Verbessertes Abfallmanagement

In den beiden Dörfern Da Chong und Bai Bon hat der WWF vor einigen Jahren eine gemeindebasierte getrennte Abfallsammlung und Verwertung initiiert. Im vergangenen Jahr wurde durch diese Maßnahme der Eintrag von circa 4,2 Tonnen Plastikmüll in die bedrohten Seegraswiesen verhindert. In den beiden Kommunen wurden im gleichen Zeitraum insgesamt 122,7 Tonnen Haushaltsabfälle gesammelt. Durch die Corona-Pandemie haben jedoch etwa 50 Prozent der teilnehmenden Haushalte im Dorf Da Chong ihre Einkommensquelle durch den Verkauf von frisch gefangenem Fisch verloren und konnten die monatlichen Gebühren nicht mehr zahlen. Der WWF hilft aus und finanziert die kommunale Abfallsammlung anteilig weiter. Die geplante Ausweitung dieses Modells auf andere Dörfer konnte im Berichtsjahr nicht weiter vorangebracht werden.

Förderung der Kreislaufwirtschaft

Durch die Zusammenarbeit mit dem Tourismussektor konnte auch während der Pandemie das Interesse und die Bereitschaft zahlreicher Hotels für die Vermeidung und Reduktion von Plastik-Einmalverpackungen aufrechterhalten werden. Mehr als 40 Hotels haben mittlerweile eine entsprechende Selbstverpflichtung unterschrieben. Zahlreiche Vorträge zur Mülltrennung und Kompostierung wurden abgehalten. Das Pilotprojekt zur Gemeinschaftsgarten- und Mülltrennung, das den Plastic Innovation Contest gewonnen hat, befindet sich aktuell in der Planungsphase.

Politische Arbeit

Im April 2021 traf sich der WWF mit zahlreichen Behördenvertretern und präsentierte die Ergebnisse der Forschung zur aktuellen Situation des Abfallaufkommens in der Stadt sowie vorläufige Ergebnisse zur Bewertung der Rate des Kunststoffabfallaufkommens im Duong Dong Fluss, dem größten Fluss auf der Insel. Etwa 125 kg Plastikmüll gelangen pro Tag über den Fluss ins Meer. Aufbauend auf diesen Ergebnissen hat der WWF damit begonnen, das Bewusstsein für das Problem des Plastikmülls nicht nur in den lokalen Schulen, sondern auch durch außerschulische Aktivitäten zu stärken. Dazu gehört u.a. auch die Aufforderung der Distriktregierung, einen regelmäßigen der Tag der Umwelt für Phu Quoc durchzuführen.

Meeresschutz konkret

Im März wurde eine Veranstaltung mit dem Titel „Reduce plastic waste in schools“ mit mehr als 1.600 Schüler:innen, Lehrer:innen und politischen Entscheidungsträger:innen abgehalten. Jede Schule auf Phu Quoc war auf dieser Veranstaltung vertreten. Im September 2021 ist ein Vorhaben angelaufen, das der WWF gemeinsam mit der Distriktadministration und einem Unternehmen initiiert hat: 26 Fischereiboote, die zur Khai Hoan Seafood Private Enterprise gehören, werden in den kommenden Monaten als „Plastikfischer“ in See stechen. Dieses Modellprojekt läuft unter dem Namen „Ein Fischzug gegen Meeresmüll“. Die Idee ist, dass die Plastikfischer auf dem Meer eingesammelten Meeresmüll an Land bringen und dort verkaufen.

Projektfortschritt Oktober 2020

Das Berichtsjahr wurde vor allem durch die weltweite COVID-19 Pandemie überschattet. Bereits im Februar des laufenden Jahres gab es in Vietnam einen ausgeprägten Lockdown. Mit frühzeitigen, gezielten Eingriffen und harten Quarantänevorgaben hatte Vietnam bei der Eindämmung von COVID-19 Erfolg und es gab insgesamt bis Ende September 2020 nur etwas mehr als 1.000 bestätigte Infektionen im ganzen Land. Das öffentliche Leben wurde frühzeitig heruntergefahren, die Schulen geschlossen und Versammlungen verboten. Davon waren auch unsere Mitarbeiter vor Ort betroffen und Projektaktivitäten mussten gestoppt oder stark eingeschränkt werden. Ab Mitte Mai waren allerdings wieder Workshops und Treffen mit den Partnern möglich und Aktivitäten wurden zügig angeschoben, um den Rückstand bei der Projektumsetzung aufzuholen.

  • Das Dorf Da Chong auf der Insel Phu Quoc grenzt direkt an ein marines Schutzgebiet, in welchem es noch intakte Seegraswiesen gibt. Da dort aufgrund der schlechten Straßenanbindung keine staatlich organisierte Müllabfuhr stattfindet, hat der WWF eine gemeindebasierte getrennte Abfallsammlung und Verwertung initiiert. In einem Pilotvorhaben mit circa 40 teilnehmenden Haushalten wird der Müll in verschiedene Fraktionen getrennt. Der gesammelte organische Abfall wird kompostiert und größtenteils für den Anbau von Gemüse direkt vor Ort verwendet. Seit Beginn der Operationalisierung des Vorhabens Anfang 2020 wurden insgesamt 10,6 Tonnen Abfall gesammelt, wovon etwa 3,1 Tonnen auf Kunststoffe anfielen.
     
  • Bereits seit einiger Zeit arbeitet der WWF auf Phu Quoc mit 40 Unternehmen und Eigentümern aus dem Hotelsektor und Nahrungsmittelherstellern zusammen, um Maßnahmen umzusetzen, die der Reduktion von Einwegplastik dienen. Die Mobilisierung zeigt Wirkung, denn bereits nach einem Jahr wurden bei einer repräsentativen Umfrage unter 15 der beteiligten Firmen 9,5 Tonnen Verpackungsmaterial eingespart. Des Weiteren wurden 50 Tonnen Verpackungsmaterial eingesammelt und wiederverwertet.
     
  • Gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung Phu Quoc wurde vereinbart, zweimal im Jahr in der Kernzone des Schutzgebiets ein coral reef cleaning durchzuführen. Unter der Aufsicht der Nationalparkbehörde säubern Taucher des Schutzgebiets gemeinsam mit Tauchlehrern und erfahrenen Hobbytauchern einen vorher bestimmten Korallenabschnitt. Bergung, Wiegen und Protokollierung der Zusammensetzung des Meeresmülls wird von Freiwilligen unterstützt. Ende August wurden bei der Aktion innerhalb von fünf Tagen 500 kg Meeresmüll geborgen, etwa 325 kg davon waren Plastikabfälle aller Art, darunter auch Geisternetze.
Projektfortschritt Oktober 2019
  • Gespräche mit Hoteleigentümern wurden intensiviert und acht weitere Hotels bzw. Tourismus-Unternehmen haben sich zur Reduzierung von Einwegprodukten verpflichtet.
  • Mit 65 Lehrern wurden diverse Workshops durchgeführt, um praktische Umweltschutz-Maßnehmen für den Schulalltag zu entwickeln.
  • Zusammen mit dem Wirtschaftsamt und der Abteilung für Fischerei der Provinz Kien Giang gab es Informationsveranstaltungen zur Reduzierung des direkten Eintrags von Plastik in das Meer.
  • Die Distrikt-Frauenvereinigung von Phu Quoc lud den WWF Vietnam ein, einen Vortrag über Plastikmüll zu halten. Der Frauenverband hofft, die Aufklärungskampagne fortzusetzen, um gemeinsam mit dem WWF Plastikmüll zu reduzieren.
  • Am 8. Juni fand der World’s Ocean Day mit mehr als 600 Teilnehmern aus verschiedenen Gruppen statt, darunter Regierung, Unternehmen, Schulen, Einheimische, Touristen usw. 
  • Nach dem Ocean’s Day haben das Volkskomitee des Distrikts (DPC) und das Amt für natürliche Ressourcen und Umwelt (DONRE) offiziell einen weiteren Entwurf des Aktionsplans bis 2021 beantragt. Der DPC-Vorsitzende hat offiziell eine stärkere Beteiligung und Diskussion aus dem privaten Sektor gefordert. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die öffentliche Diskussion des Plastikmüllproblems gesellschaftlich zu verankern.
  • In allen öffentlichen Gebäuden hat das DPC die Ausgabe von Einwegplastikflaschen untersagt
  • Die Dörfer Bai Bon und Da Chong haben die endgültige Absichtserklärung zur Einrichtung eines gemeinschaftlichen Managements der Abfalltrennung und Sammlung anorganischer Abfälle unterzeichnet. Ebenfalls wurden 16 Rollmüllcontainer angeschafft und an die Dorfgemeinschaften übergeben.

Der WWF sagt Danke!

Ihre Unterstützung leistet einen wichtigen Beitrag zur Verminderung des Eintrags von Plastik in unsere Weltmeere und somit für den Naturschutz im Allgemeinen. Der WWF bedankt sich für die Zusammenarbeit in der Ursachenbekämpfung der Meeresvermüllung durch Plastik – Ihr Engagement für den Meeresschutz ist unbezahlbar!

Setzen Sie sich gegen die Plastikflut ein