Etwa 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Doch heute schwimmen in jedem Quadratkilometer der Meere hunderttausende Teile Plastikmüll. Seevögel verenden qualvoll an Handyteilen in ihrem Magen, Schildkröten halten Plastiktüten für Quallen, ganze Ökosysteme ersticken und Mikroplastik belastet auch uns Menschen.

Bald mehr Plastik im Meer als Fische?

Plastikmüll bedroht die Meere © richcarey iStock Getty Images
Plastikmüll bedroht die Meere © richcarey iStock Getty Images

Ob in der Tiefsee, in tropischen Regionen oder in Nord- und Ostsee: An jeder Küste der Welt findet man Plastikmüll. Geschätzte 80 bis 150 Millionen Tonnen Plastik schwimmen aktuell in unseren Ozeanen. Das entspricht dem Gewicht von 15.000 Eiffeltürmen oder der Hälfte der gesamten Weltbevölkerung. Größenordnungen, die unser Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigen. Und täglich wird es mehr.

Jedes Jahr fließt eine Plastikflut von mehr als 19 Millionen Tonnen Plastikmüll in unsere Meere und Gewässer. Wenn das so weitergeht, könnte es im Jahr 2050 nach Gewicht berechnet mehr Plastik im Meer geben als Fische.

Plastik vergeht nicht

Das größte Problem an unserem weltweiten Plastikmüll: Plastik verrottet nicht. Bis zur völligen Zersetzung können mehrere Hundert bis Tausende an Jahren vergehen. Bis dahin zerfällt es lediglich in immer kleinere Partikel. Hunderte von Jahren, in denen Plastik im Meer schwere Verwüstungen anrichtet. Aber auch als winziges Mikroplastik ist der Müll kaum weniger gefährlich und reichert sich in unseren Meeren immer weiter an. Wenn wir heute barfuß einen Strand entlanglaufen, haben wir neben den Sandkörnern meist auch viele feine Mikroplastikpartikel unter den Füßen. Und immer wieder werden kleinste Plastikteile in den Mägen von Walen und ihrer Beute gefunden.

Nano-Plastikteilchen werden durch die Luft über tausende Kilometer bis in die Arktis getragen, wo sie sich im Meereis anreichern. Sogar im Marianengraben, dem mit 11.000 Metern tiefsten Punkt der Weltmeere, wurde Plastikmüll gefunden. Es gibt kaum einen Winkel des Meeres und kaum ein Meerestier, das nicht in der einen oder anderen Weise vom Problem der Vermüllung der Meere mit Plastik betroffen ist.

Plastikmüll im Meer: Tödliche Gefahr

Albatros durch Plastik getötet © Claire Fackler / NOAA National Marine Sanctuaries / Marine Photobank
Albatros durch Plastik getötet © Claire Fackler / NOAA National Marine Sanctuaries / Marine Photobank

Ob als Plastiktüte im Magen, als tödliche Schlinge um den Hals oder als Giftstoff: Für Meerestiere gibt es keine Chance, dem Plastik zu entkommen. Auf der ganzen Welt wurde in den Mägen von über 240 Arten Plastikmüll gefunden. Wale und Delfine, Meeresschildkröten und Seevögel verhungern bei vollem Bauch, ziehen sich innere Verletzungen zu, ersticken und strangulieren sich. Fische verwechseln winzige Plastikteilchen mit Plankton, Korallenriffe ersticken unter Plastiktüten und Seegraswiesen sind über und über mit Mikroplastik bedeckt.

Auch herrenlose Fischernetze, sogenannte Geisternetze, werden immer öfter zur tödlichen Falle für viele Meeresbewohner. Sie verfangen sich häufig in Korallenriffen und schaden dort außerdem der Riffstruktur.

Drei Viertel des Mülls im Meer besteht heute aus Plastik und die Kunststoffproduktion auf unserer Erde steigt seit Jahrzehnten exponentiell. Ein ständig wachsendes Problem, das jedes Jahr zehntausende Tiere das Leben kostet.

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Global Plastic Navigator: Das ganze Ausmaß des Plastikmülls im Meer

Die Plastikverschmutzung unserer Meere ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit! Auch wenn wir in Deutschland die Vermüllung der Meere mit dem bloßen Auge oft nicht sehen, haben wir die Plastikkrise mit zu verantworten! Mit dem Global Plastic Navigator hat der WWF Deutschland eine interaktive Karte geschaffen, die das Ausmaß der Plastikvermüllung unserer Ozeane nun auch aus der Ferne sichtbar macht. Auf verschiedenen Ebenen veranschaulicht die Weltkarte die Bedrohung, die von Plastikmüll ausgeht: An der Oberfläche aller Ozeane wurde Plastik festgestellt. Von Flüssen ins Meer gespült, wird die Plastikflut dann durch Wind und Strömungen auf den Weltmeeren verbreitet. 

Auch Mikroplastik vergeht nie ganz

Mikroplastik aus dem Meer © GettyImages
Mikroplastik aus dem Meer © GettyImages

Kleine, feste und wasserunlösliche Plastikpartikel unter fünf Millimeter Größe  werden Mikroplastik genannt. Mikroplastikpartikel werden zwar kontinuierlich immer kleiner, aber nie vollständig abgebaut. Vor allem nicht am Meeresgrund, wo kaum Sonnenlicht hinfällt.

Unter dem Einfluss von Sonnenlicht zerfällt Mikroplastik in seine unsichtbaren, giftigen Bestandteile. Diese Gifte arbeiten sich über Generationen in der marinen Nahrungskette nach oben und können die Fruchtbarkeit und Gesundheit von Meerestieren beeinträchtigen. In Fischgerichten und Meeresfrüchten landet das Mikroplastik schließlich auch auf unserem Teller. Wie es im menschlichen Körper wirkt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Doch eines ist sicher: Plastik enthält oft auch schädliche Zusatzstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel.

Wie gelangt das Plastik ins Meer?

Neben Plastik aus der Schifffahrt oder Fischerei wird Plastik hauptsächlich von Land aus über Flüsse in die Meere eingetragen. Dies passiert vor allem in Ländern, in denen die Sammlung von Abfällen nicht richtig funktioniert. Einer Studie der OECD zufolge ist eine unzureichende Abfallwirtschaft zu 82 Prozent für die Einträge von Plastikmüll in die Umwelt verantwortlich. Oft fehlt das Geld, um den Müll einzusammeln, zu sortieren und weiter zu behandeln, wie zum Beispiel durch Recycling. Viel zu häufig liegen ungeschützte Müllkippen nahe an Flüssen oder gar direkt an der Küste. Auch der Müll, den Deutschland in andere Länder exportiert, kann mit Pech auf solchen ungesicherten Müllkippen landen. Über 750.000 Tonnen Plastikmüll hat Deutschland in 2021 in asiatische Länder exportiert!

Wie Mikroplastik direkt ins Meer gespült wird

Abgesehen von der langsamen Zersetzung größerer Plastikteile gelangt Mikroplastik aus verschiedenen Quellen auch direkt in Umwelt und in Gewässer. So werden die kleinen Plastikpartikel manchmal Kosmetikprodukten, wie zum Beispiel Peelings, beigemengt. Mikroplastik kann aber auch durch Abrieb von Kunststoffmaterialien wie beispielsweise Autoreifen entstehen oder beim Waschen synthetischer Textilien, wie Polyester. Auf diese Weise kann Mikroplastik über das Abwasser in Flüsse und Meere oder auch den Boden gelangen. Der Abrieb von Autoreifen wird in Deutschland derzeit als die größte Quelle des Eintrags von Mikroplastik in die Umwelt bewertet.

Plastikmüll im Meer in Deutschland

Plastikmüll am Strand © Fraunhofer UMSICHT
Plastikmüll am Strand © Fraunhofer UMSICHT

Auch deutsche Inseln leiden unter dem Müllproblem. Auf Mellum nahe Wilhelmshaven findet sich jede Menge angeschwemmter Abfall am Strand. Die Nordseeinsel ist nicht bewohnt und es gibt keinen Tourismus. Auf Mellum wird weder Müll verursacht noch entsorgt. Deshalb sind die Insel und ihr Strand ein eindeutiger Indikator für die Verschmutzung der Nordsee – ein Indikator, der schon mal auf 100 Metern Strand über 700 Teile Müll aufweist.

Das Treibgut am Mellumer Strand besteht zu etwa 80 Prozent aus Plastik. Hier finden sich Plastikbecher, Flaschen, Styropor und beispielsweise Luftballonschnüre, in denen sich Seevögel verheddern können. So klein die Insel Mellum ist, sie zeigt das Ausmaß des Müllproblems in unseren Meeren.

Plastik im Meer kommt uns teuer zu stehen

Neben den Umweltschäden leiden auch bestimmte Branchen der Wirtschaft unter dem Plastikmüll. Für viele Strandbadeorte gehört das allmorgendliche Wegräumen von Plastikmüll mittlerweile zum festen Ritual. Allein für den asiatisch-pazifischen Raum entstehen der Tourismusbranche jährlich Kosten von 622 Millionen Dollar. Auch die Schifffahrt ist betroffen, wenn sich Netze in Schrauben verfangen oder Plastikmüll in Ansaugstutzen gerät. Regierungen und die Gesellschaft müssen für jeden Dollar, den die Hersteller in die Plastikproduktion investieren, mindestens zehnmal so viel bezahlen, um die negativen Auswirkungen zu beheben.

Gegen den Müll im Meer: Wir müssen handeln!

Der Müll in den Meeren ist ein globales Problem und wir müssen jetzt handeln, um es zu lösen. Abgesehen von weltweiten, wirksamen Gesetzen gegen den Plastikwahn und besonders schädliche und unnötige Plastikprodukte, müssen Hersteller von Kunststoffen und insbesondere Verpackungen konsequent zur Verantwortung gezogen werden. Verbraucher:innen können zu Hause zum Schutz unserer Meere beitragen, indem sie Plastikabfälle vermeiden und recyceln. Doch auch Schiffsmüll darf beispielsweise nicht mehr im Meer landen, illegale Entsorgungen müssen viel stärker geahndet werden.

Der WWF fordert die Bereitstellung von Müllsammelstellen für die Seeschifffahrt und Unterstützung bei der Bergung von im Meer verloren gegangener Netze. Wir arbeiten außerdem intensiv in den Ländern, aus denen der meiste Müll ins Meer gelangt, leisten Aufklärungsarbeit, verbessern die Abfallwirtschaft und kämpfen mit verschiedenen Maßnahmen gegen die zahlreichen ungesicherten Müllkippen, von denen teilweise auch europäischer Müll ungehindert in Gewässer weht.
Doch der beste Müll ist immer noch der, der gar nicht erst entsteht. Kunststoffprodukte und insbesondere Verpackungen müssen auf ihre Umweltverträglichkeit und Eignung für die Kreislaufwirtschaft überprüft und unnötiges Plastik – zum Beispiel von Einmalprodukten - unbedingt vermieden werden. Hier sind alle gefragt: Von der Politik über Wirtschaft und Wissenschaft bis hin zu den Verbraucher:innen weltweit.

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