Ein vom WWF mitentwickeltes Erkennungstool kann mithilfe von Satellitenbildern Müllhalden und -deponien erkennen. Das ist nicht nur ein bahnbrechender Erfolg für die Bekämpfung des Eintrags von Plastikmüll in die Umwelt in Vietnam, sondern diese Methode könnte auch bei der Bekämpfung des globalen Plastikproblems eine tragende Rolle spielen.
Vietnam ist bekannt für kilometerlange Strände, idyllische Reisfelder und eine boomende Volkswirtschaft. Plastikverpackungen sind mindestens so häufig wie in Deutschland und stellen das südostasiatische Land vor ein Entsorgungsproblem. Legale und illegale Müllhalden sind zahlreich und oftmals schlecht gesichert.
Besonders kritisch wird es, wenn sich die Müllansammlungen zu nah an Flüssen, Kanälen oder dem Meer befinden. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass der Müll durch Starkregen oder Wind ins Wasser gelangt und für verheerende Verschmutzung sorgt. Plastikmüll aus ungesicherten Müllhalden trägt wesentlich zur weltweiten Meeresverschmutzung bei – ein drängendes Problem, das insbesondere in südostasiatischen Ländern vorherrscht.
Ein neuronales Netzwerk liefert Daten
Global Plastic Watch (GPW) heißt das neue Tool, das flächige Ansammlung von Haushaltsabfällen in Satellitenbildern erkennt. Es greift dabei auf ein neuronales Netzwerk zu, das bestimmte Signale aus Satellitendaten analysiert und kombiniert.
Das Erkennungssystem wertet zunächst jeden Pixel (10m x 10m) einer Region aus, um zu klassifizieren, ob es Abfall enthält. Diese Pixelvorhersagen werden dann zu einer Heatmap kombiniert, welche Hotspots mit positiven Abfallvorhersagen identifiziert. Zu jedem dieser Orte werden dann Landnutzungsdaten und andere geographische Informationen gesammelt und ausgewertet, um eine endgültige Entscheidung darüber zu treffen, ob es sich tatsächlich um eine Müllhalde oder -deponie handelt.
Erfolgreiche Monitoring-Ergebnisse in Vietnam
Das hochtechnologische Erkennungstool wurde bereits umfassend getestet und zwischen Januar 2019 und Juni 2022 auf ganz Vietnam angewandt. Die Ergebnisse sind beeindruckend und erschreckend zugleich: So wurden 198 Ansammlungen von Abfällen entdeckt, von denen sich 20 Prozent innerhalb von sensiblen 250 Metern zum nächsten Gewässer befinden.
Der WWF konnte in seinen zehn Projektprovinzen insgesamt 17 Orte identifizieren, die ein besonders hohes Risiko haben, dass von dort Abfall in Meere und Flüsse gelangt. Hier setzt sich der WWF dafür ein, dass diese Standorte mittelfristig gesichert werden, zum Beispiel durch die Einfassung einer Mauer.
Bewertung der Materialzusammensetzung von Deponien
Das Abfallerkennungssystem erkennt feste Siedlungsabfälle. Besonders interessant ist dabei deren Anteil an Kunststoffabfall. Derzeit wird eine neue Generation von Hyperspektralsatelliten entwickelt, welche die Materialzusammensetzung einer Müllhalde oder -deponie aus der Ferne beurteilen können. Das soll dabei helfen, den Anteil an Plastik an einem Standort zu ermitteln.
Die Potenziale von Global Plastic Watch
Der große Vorteil des automatisierten Müllerkennungssystems: Man kann die zeitliche Änderung (Flächenzunahme) eines Standorts genau messen, anstatt sie nur zu modellieren. Es ermöglicht also das Überwachen der weltweiten Entwicklung von Abfallstandorten anhand eines einheitlichen Datensatzes.
Fazit: Global Plastic Watch könnte flächendeckend als Monitoring Instrument für das Abkommen zur Eindämmung von Verschmutzung durch Plastik eingesetzt werden, um das globale Plastikproblem langfristig zu bekämpfen. Wer sich selbst von dem Tool überzeugen möchte, der kann die Ergebnisse auf der Seite von Global Plastic Watch einsehen.
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