Ob „Coffee to-go“ oder Mittagessen für’s Büro: Die Verpackungen für Speisen und Getränke zum Mitnehmen belasten in Herstellung und Entsorgung unsere Umwelt und das Klima enorm. Es ist dringend an der Zeit, eine Mehrweg-Wende einzuläuten. Doch die seit Anfang des Jahres geltende Mehrwegangebots-Pflicht für Cafés und Restaurants macht sich noch kaum bemerkbar. Wir arbeiten daran, dass sich das ändert.

Einweg: Sackgasse mit Folgen

Einweg-Plastikverpackungen © GettyImages
Einweg-Plastikverpackungen © GettyImages

Im Jahr 2022 wurden in der Gastronomie in Deutschland fast 14 Milliarden Speisen und Getränke in Verpackungen verkauft. Nicht einmal ein Prozent dieser Verpackungen war wiederverwendbar. Über 250.000 Tonnen Einweg-Behältnisse landeten im Müll. (WWF & GVM 2023)

Doch die Herstellung von Einweg-Verpackungen verbraucht immense Ressourcen. Allein für Pappbecher werden in Deutschland jährlich etwa 17.500 Tonnen Papier benötigt. Dafür müssen über 26.000 Bäume gefällt werden. Jeder einzelne Becher verschlingt in der Produktion außerdem bis zu zwei Liter Wasser. (Deutsche Umwelthilfe e.V., 2021)

Weltweit ist Kunststoff in der Umwelt ein großes Problem

Besonders problematisch sind Einwegverpackungen aus Kunststoff. Die Herstellung und Entsorgung von Plastik verursacht jährlich weltweit mehrere Gigatonnen Treibhausgasemissionen (OECD, 2022). Gelangen die Verpackungen in die Umwelt, belasten sie Tiere, Menschen und das gesamte Ökosystem. Einwegplastik macht gewichtsmäßig den größten Anteil der Kunststoffverschmutzung im Meer aus. Bis zu 23 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in unseren Ozeanen – das entspricht etwa zwei Lastwagenladungen pro Minute.

Neue Mehrweg-Angebotspflicht: Noch nicht im Handel angekommen

To Go Mehrwegbecher und Einwegbox © GettyImages
To Go Mehrwegbecher und Einwegbox © GettyImages

Seit 01. Januar 2023 gilt für Restaurants, Cafés, Bistros und Imbisse mit Speisen und Getränken „to go“ die neue Mehrweg-Angebotspflicht. Das bedeutet, dass zumindest alle größeren Betriebe mit über 80 Quadratmetern oder mehr als fünf Angestellten für Speisen und Getränke außer Haus Mehrweg-Verpackungen anbieten müssen. Doch eine WWF-Mehrwegumfrage aus 2023 unter Kund:innen zeigt: Falls dies überhaupt geschieht, ist es viel zu wenig sichtbar. Zu selten wird auf Schildern oder Tafeln darüber informiert und der großen Mehrheit der Befragten ist überhaupt keine Veränderung aufgefallen. Darüber hinaus sind die meisten Betriebe, die Gerichte zum Mitnehmen anbieten, ohnehin kleiner. Für sie gilt die neue Mehrweg-Pflicht nicht. Trotzdem sollten sie sich nicht aus der Verantwortung stehlen.

Hallo Mehrweg! Wir müssen endlich die Wende einleiten

Würde alles „Take-away“ nur noch in Mehrweg-Behältnissen verkauft, könnten wir alleine in Deutschland jährlich fast 500.000 Tonnen CO2 einsparen und unsere Kunststoffabfälle bis 2040 um fast eine Million Tonnen verringern. Mehrweg endlich eine echte Chance zu geben, ist deshalb ein wichtiges Ziel des WWF. Seit Jahrzehnten steigen unsere Einweg-Verpackungsabfälle an, ein Ende ist bisher nicht in Sicht. Dabei hat Deutschland das Potential, führend in der Mehrweg-Wende in Europa zu werden.

Was sind überhaupt Mehrwegverpackungen und welche Arten gibt es?

Mehrweg-Verpackungen © GettyImages
Mehrweg-Verpackungen © GettyImages

Mehrwegverpackungen sind dafür gemacht und bestimmt, nach Gebrauch vielfach erneut zum gleichen Zweck verwendet zu werden. Das können eigene Behältnisse der Kund:innen sein, die sie mitbringen, befüllen lassen und zu Hause spülen. Besonders effektiv für die Mehrweg-Wende im Gastronomiebereich sind aber Angebote von wiederverwendbaren Verpackungen durch die Restaurants und Cafés, die an möglichst vielen verschiedenen Stellen zurückgegeben werden können. Zum Beispiel gegen Pfand oder mit Hilfe einer App.

Wo gebe ich Mehrweg-Verpackungen ab? Die Herausforderungen der Mehrweg-Wende

Zu wenige und zu unübersichtliche Möglichkeiten für die Rückgabe von Mehrweg-Geschirr sind laut unserer WWF-Mehrwegumfrage einer der wichtigsten Gründe, doch lieber zu Einweg zu greifen. Sinnvoll ist deshalb, dass sich Betriebe zusammenschließen und einen gemeinsamen Bestand an Mehrweggefäßen verwalten und nutzen. Oder – noch besser – dass sie die Mehrweg-Verpackungen aus einem sogenannten Poolsystem anbieten, was überregional verfügbar und möglichst weit verbreitet ist.

Es gibt ein Informationsdefizit. Cafés und Restaurants brauchen mehr Informationen darüber, welche Lösungen es schon gibt. Die Rückgabe und Spülung der Behältnisse müssen vereinfacht und mehr Konsument:innen für die Mehrweg-Idee gewonnen werden. Betriebe müssen für das Thema sensibilisiert und unterstützt, aber auch in der Umsetzung der Gesetze kontrolliert werden.

Sind Mehrweg-Verpackungen wirklich nachhaltiger als Einweg-Verpackungen?

Verschiedene Mehrweggefäße als Auswahl © LIFE e.V.
Verschiedene Mehrweggefäße als Auswahl © LIFE e.V.

In den meisten Fällen, ja. Wie umweltfreundlich Mehrweg-Lösungen tatsächlich sind, hängt aber von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören ganz wesentlich möglichst viele Nutzungen – im Fachjargon die Umlaufhäufigkeit. Die Anzahl der Umläufe, also wie oft eine Mehrwegverpackung genutzt wird, hängt wiederum stark von der Akzeptanz in der Bevölkerung ab.

Es kommt außerdem darauf an, wie umweltverträglich das Gefäß ist – mit Blick auf sein Material, die Produktionsart und seine Recyclingfähigkeit. Weiterhin eine Rolle spielen die Transportwege der Gefäße und die Abfüll- und Waschprozesse. Für möglichst nachhaltige Spül- und Waschvorgänge sorgen eine effiziente Spüllogistik, sparsamer und umweltschonender Spülmitteleinsatz und die Nutzung von Ökostrom.

Wie wir Mehrweg Schwung geben

Mehrweg einfach machen

Wir vom WWF möchten, dass Mehrweg Standard wird. Noch ist der Weg dorthin steinig. Doch die neue Mehrwegangebotspflicht ist ein wichtiger Impuls, den wir jetzt nutzen können und müssen.

Bereits seit einigen Jahren arbeiten wir daran, die Hürden aus dem Weg zu räumen, damit es sobald wie möglich selbstverständlicher wird, „to go“ in wiederverwendbaren Verpackungen mitzunehmen:

 

  • Kräfte bündeln und „mehrweg.einfach.machen“
    Gemeinsam mit unseren Partnern ProjectTogether und dem Mehrwegverband haben wir eine Umsetzungsallianz ins Leben gerufen, die konkrete Lösungen für drängende Herausforderungen entwickelt und austestet, neue Ideen einbringt, erprobte Ansätze verbreitet und Akteure vernetzt. Das Motto ist Programm: mehrweg.einfach.machen!
  • Forschung: Wo stehen wir wirklich?
    Nur wenn wir die realen Probleme kennen, können wir sie lösen. Durch Studien zu Mehrweg und unsere Mehrwegumfrage haben wir herausgefunden, woran es bisher hakt.
  • Mehrweg-Reporter
    Wir haben eine interaktive Deutschlandkarte entwickelt, auf welcher Kund:innen und Betriebe eintragen können, wo sie Mehrweg anbieten beziehungsweise entdeckt haben.
  • Kampagne: Akzeptanz fördern auf allen Ebenen
    Mit Hilfe einer deutschlandweiten Kampagne überzeugen wir Betriebe und Kund:innen von der Notwendigkeit und Machbarkeit der Mehrweg-Wende und unterstützen Cafés und Restaurants in der Umsetzung, zum Beispiel mit praktischen Informationsflyern.
  • Wegweiser Mehrweg
    Die Informationsplattform „Wegweiser Mehrweg“ stellt zum ersten Mal relevante und durch einen Beirat geprüften Informationen, Tipps, Best-Practice-Beispiele und Vorlagen rund um das Thema Mehrweg gebündelt auf einer Webseite zur Verfügung. Hier finden Interessierte, Gastronom:innen, Städte und Kommunen oder Veranstalter:innen die Informationen, die sie brauchen, um Mehrweg erfolgreich umzusetzen. 
  • WWF Akademiekurs „Verpackungen im Alltag reduzieren“
    In den Kursen unserer WWF-Akademie können alle Interessierten tiefer in wichtige Nachhaltigkeitsthemen einsteigen. In diesem Fall auch in die Themen Lebensmittelverpackungen und Mehrweglösungen.

Weitere Informationen zum Thema Mehrweg

  • Mehrweggefäß wird befüllt © LIFE e.V. Nie wieder Einweg? Der weite Weg zur Mehrwegroutine

    Seit dem 1. Januar 2023 sind Unternehmen, die Essen zum Mitnehmen verkaufen, verpflichtet neben der Einweg- auch eine Mehrwegverpackung anzubieten. Weiterlesen ...

  • Plastiktüte auf einer Koralle im Indo-Pazifischen Ozean © Jürgen Freund / WWF WWF und KALDEWEI: Gemeinsam gegen Plastikmüll

    Die Zusammenarbeit, die im Herbst 2022 um weitere fünf Jahre verlängert wurde, will dazu beitragen, die Plastikverschmutzung der Meere zu beenden. Weiterlesen...

  • Verpackungsmüll © Elizabeth Dalziel / WWF-UK WWF Akademie: Verpackungen im Alltag reduzieren - so geht's!

    In diesem Kurs wollen wir Ihnen nützliche Faustregeln an die Hand geben, mit denen Sie nachhaltige und ökologische Entscheidungen treffen können und so Ihren Verpackungsverbrauch im Alltag reduzieren. Weiterlesen...