Wilderei bekämpfen, Abholzung verhindern und die Degradierung der Wälder stoppen – das waren die Ziele eines Projekts, das der WWF 2011 gemeinsam mit der KfW Entwicklungsbank in Südlaos und Vietnam startete. Das Projekt ist nun abgeschlossen und hat viel erreicht.

Das Projektgebiet

Das Projektgebiet liegt inmitten des Annamiten-Gebirges, das Zentralvietnam mit dem südlichen Laos verbindet. Entlang dieser Gebirgskette existiert noch eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete des asiatischen Festlandes mit großer Artenvielfalt und zahlreichen endemischen Arten – nach Ansicht des WWF eine der ökologisch wertvollsten Regionen der Erde.

Das Projektgebiet umfasst in Vietnam zwei Saola-Naturreservate und den Bach-Ma-Nationalpark sowie in Laos den Xesap-Nationalpark. Diese Gebiete sind über natürliche Waldkorridore mit den vietnamesischen Naturreservaten von Phong Dien und Song Thanh verbunden. Dieser Schutzgebietskorridor ist einer der wenigen in Südostasien, der zusammenhängend die Meeresküste mit den über 2.000 Meter hohen Gipfeln der Annamiten verbindet.

Ziel des Projekts und Bedrohungen

Saola in Vietnam © David Hulse / WWF
Saola in Vietnam © David Hulse / WWF

Das Projekt, das der WWF mit zahlreichen Partnerorganisationen und den Regierungen der beteiligten Provinzen Thua Thien Hue und Quang Nam in Vietnam sowie Salavan und Xekong in Laos umsetzte, hatte zum Ziel, rund 200.000 Hektar Wald besser zu schützen und das Schutzgebietsnetz auszuweiten.

So soll der Bergwald erhalten bleiben, in dem noch Gibbons und das erst Anfang der 1990er Jahr entdeckte und geheimnisvolle Saola leben. Der Bergwald ist nicht nur ein Hort großer Artenvielfalt, sondern auch ein wichtiger Wasserspeicher für die Küstenregionen.

Durch Abholzung und illegalen Holzeinschlag schrumpften die Waldgebiete in der Vergangenheit zusehends zu kleinen Inseln inmitten der gerodeten Flächen – die Degradierung der ökologisch wichtigen Waldkorridore bedroht die gesamte Ökoregion. Auch die Tierwelt war zunehmend durch Wilderei gefährdet. Der WWF und seine Partner in Vietnam und Laos wollten diese Trends der Zerstörung und des Artenverlustes stoppen.

Was das Projekt erreicht hat

Um diese Ziele zu erreichen, wurden Anreize für den Erhalt der biologischen Vielfalt geschaffen, Maßnahmen zur Eindämmung des illegalen Holzhandels umgesetzt und neue Schutzgebietsflächen ausgewiesen; außerdem erreichte das Projekt einiges im Kampf gegen den illegalen Wildtierartenhandel.

Größere Schutzgebiete

Morgenstimmung im Annamiten-Gebirge © WWF
Morgenstimmung im Annamiten-Gebirge © WWF

So wurde beispielsweise das Xesap-Schutzgebiet im Juni 2024 zum Nationalpark aufgewertet und um 49.000 Hektar auf insgesamt 202.300 Hektar erweitert. Der neue Park unterstützt die globale Biodiversitätsagenda und sichert einen wichtigen Lebensraum für viele bedrohte und skurril anmutende Arten, darunter das seltene Saola-Waldrind, der Roosevelt-Muntjak und der Rotschenklige Kleideraffe.

Auch das Naturschutzgebiet Hue Saola wurde 2024 um mehr als 4.000 Hektar erweitert. Zwischen dem Bach-Ma-Nationalpark und den Naturschutzgebieten Hue und Quang Nam Saola (Vietnam) sowie dem nationalen Schutzgebiet Xesap in den Provinzen Salavan und Sekong in Laos ist damit ein wichtiges Netzwerk von Schutzgebieten für die Wanderung von Wildtieren entstanden. Als nächster Schritt ist die Erweiterung des Naturschutzgebietes Quang Nam Saola geplant.

Die Tierwelt erholt sich

Gerettetes Schuppentier mit Jungem in Vietnam © Suzi Eszterhas / Wild Wonders of China / WWF / www.wildwondersofchina.com
Schuppentier mit Jungem in Vietnam © Suzi Eszterhas / Wild Wonders of China / WWF / www.wildwondersofchina.com

Der wohl schönste Lohn für die Naturschützer:innen, die an dem Projekt beteiligt waren: Die Tierwelt erholt sich! Ranger:innen installierten auf ihren Patrouillen 140 Kamerafallen in Laos und Vietnam und konnten bei ihrer Arbeit seltene und endemische Arten häufiger dokumentieren, darunter Schuppentiere, Annamitische Streifenkaninchen und Perlenfasane. Auch zahlreiche andere Wildtierbestände zeigen eine signifikante Bestandserholung.

Die Zahl der in der Fläche ausgelegten Schlingfallen ging seit den Anfängen des Vorhabens im Jahr 2012 um 90 Prozent zurück und wird als aussagekräftiger Indikator für die Reduzierung des Jagddrucks gewertet. Um diese positive Entwicklung zu festigen, wurde die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Vietnam und Laos durch formelle Vereinbarungen gestärkt – denn Naturschutz macht nicht an Landesgrenzen halt. Ebenfalls erfreulich: Die vietnamesische Regierung übernimmt größtenteils die Finanzierung der Maßnahmen, so dass die Nachhaltigkeit der erreichten Ziele dauerhaft gesichert ist

Kampf gegen die Wilderei

Schlingfallen aus dem Thua Thien Hue Saola-Naturreservat in Vietnam © WWF-US / Justin Mott
Schlingfallen aus dem Thua Thien Hue Saola-Naturreservat in Vietnam © WWF-US / Justin Mott

Ein zentrales Element des Projekts war die Bekämpfung der Wilderei. Ranger:innen entfernten während ihrer Patrouillen in Vietnam über 120.000 Schlingfallen, und zerstörten 516 illegale Lager von Wilderern. Doch der Kampf gegen die Wilderei beschränkt sich nicht auf die Wälder, sondern setzt auch bei den Konsument:innen von Wildfleisch an: Über einen Zeitraum von fünf Jahren setzte das Projekt eine Strategie zur Verhaltensänderung um, um die Nachfrage nach Buschfleisch und Wildtierprodukten zu senken.

So startete die Stadt Tam Ky im Jahr 2022 die Initiative „Bush Meat-Free City“ mit dem Ziel, den Handel mit Buschfleisch bis 2030 zu beenden. Die Kampagne hatte Erfolg: Ein Vergleich der Erhebungen zum Wildtierkonsum von 2020 bis zum Ende des Projekts zeigte einen bemerkenswerten Rückgang: Die Stadt Hue verzeichnete einen Rückgang von 23,37 Prozent, Tam Ky einen Rückgang von 30,03 Prozent. Das Zusammenspiel der umgesetzten Aktivitäten aus Waldhüter:innenpräsenz, Dorfentwicklungsfonds in den Pufferzonengemeinden der Schutzgebiete sowie Kampagnen zur Nachfragereduktion nach Buschfleisch in den urbanen Zentren zeigt Wirkung.

Arbeit für die Menschen

Naturschutz funktioniert nur mit den Menschen, deshalb wurde die lokale Bevölkerung von Anfang an eng in die Projektaktivitäten einbezogen. Und es wurden Wege gesucht und gefunden, den Menschen zu einer nachhaltigen Lebensgrundlage zu verhelfen: So profitierten mehr als 3.500 Menschen von Dorfentwicklungsfonds und Gemeinden schlossen sich zusammen, um ihr Land zu schützen.

Die Arbeit in den Annamiten geht weiter

Wenn ein Projekt endet, beginnt ein neues. Die Arbeit des WWF Vietnam zum Schutz der Wälder, der Wildtiere und der Menschen in den Zentralen Annamiten geht weiter, damit das grüne Herz dieser Region auch für künftige Generationen schlägt.

Finanziert wurde das Projekt von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) über die KfW Entwicklungsbank mit 7 Millionen Euro sowie vom WWF Deutschland mit 0,75 Millionen Euro. Weitere Partner gaben noch 0,75 Millionen Euro dazu.

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