Inmitten des Annamiten-Gebirges in Laos befindet sich der Xesap-Nationalpark. In nahezu unberührter Natur leben hier viele Arten, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt.

Es ist scheu und so selten, dass es manche auch als „Asiatisches Einhorn“ bezeichnen. Erst im Jahr 1992 wurde das Saola-Waldrind entdeckt: Ein pflanzenfressender Paarhufer mit mittelbraunem Fell, charakteristisch weißen Flecken im Gesicht sowie spindelförmigen geraden Hörner, die sowohl Männchen als auch Weibchen tragen.

Ein etwa 5 Monate altes Weibchen des Saola-Rindes © David Hulse / WWF
Ein etwa 5 Monate altes Weibchen des Saola-Rindes © David Hulse / WWF

Eine wissenschaftliche Sensation war das damals. Dass es in den Wäldern noch große unentdeckte Säugetierarten geben würde, hatte zu der Zeit niemand erwartet. Selbst heute, mehr als 30 Jahre später, bleibt das Tier geheimnisvoll

Wie groß der Bestand ist, ist ebenso unbekannt wie nähere Details zu Paarungsverhalten und Ernährungsweise, denn nur zu fünf wissenschaftlich anerkannten Nachweisen für die Existenz der Saolas kam es seit der Entdeckung der Spezies. Der jüngste davon stammt aus September 2013. Damals gelangen Aufnahmen des Tieres durch eine WWF-Kamerafalle in Vietnam.

Einzigartige Flora und Fauna

Zu Hause ist das Saola-Waldrind nicht nur in Vietnam, sondern auch, wie einige weitere seltene Tiere, in Xesap, einem erst im vergangenen Sommer zum Nationalpark erklärten Gebiet im Annamiten-Gebirge in Laos. Insgesamt 202.300 Hektar in den Provinzen Salavan und Sekong umfasst die Fläche des Nationalparks. Satt grün bewaldete Täler, Karsthügel aus Kalkstein und schwindelerregend hohe Berggipfel zeichnen die Landschaft aus.

Doch nicht nur die Topografie weiß zu faszinieren: Flora und Fauna sind einzigartig, Xesap ist ein Biodiversitätshotspot, der seinesgleichen sucht. Aufgrund seiner abgelegenen Lage im Annamiten-Gebirge konnten sich in dem Nationalpark Arten entwickeln, die nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind. Zur Nachbarschaft des Saola gehören unter anderem das Roosevelt-Muntjac aus der Gattung der Hirsche, der auffällig bunte Rotschenklige Kleideraffe, das nachtaktive Annamitische Streifenkaninchen und der prächtige Perlenpfau.

Beobachtung durch Kamerafallen

Annamiten-Gebirge © Justin Mott / WWF US
Annamiten-Gebirge © Justin Mott / WWF US

Den Lebensraum für diese und alle weiteren Tiere und Pflanzen zu bewahren, aber auch weiter zu erforschen, ist Aufgabe des Nationalparks. Hier können Kamerafallen eine entscheidende Rolle spielen. Deren Aufnahmen ermöglichen es, die seltenen Tiere – ohne sie zu stören – in ihrem natürlichen Habitat zu beobachten und mehr über sie zu herauszufinden.

Sogar bislang unbekannte Arten könnten mithilfe der Kamerafallen neu entdeckt werden. Es ist davon auszugehen, dass es in der Mekong-Ökoregion, wo sich Xesap befindet, noch unzählige von ihnen gibt.

WWF trägt zur Ausweisung des Schutzgebiets bei

Mitarbeiter:innen des Nationalparks im Annamiten-Gebirge © WWF
Mitarbeiter:innen des Nationalparks im Annamiten-Gebirge © WWF

Der WWF ist nicht erst jetzt vor Ort. Schon in den vergangenen zehn Jahren hat der WWF das Naturschutzgebiet mit Projekten unterstützt, die gemeinsam mit Partnern wie dem deutschen Ministerium für Umwelt (BMUV), der Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) oder der KfW Entwicklungsbank zur Neuausweisung mit beigetragen haben. Diese ist ein Meilenstein, für den Naturschutz in Laos, wie in der Region.

Der Schutz bedrohter Tierarten wie der Saolas hat für den WWF auch im Xesap-Nationalpark Priorität. Insbesondere gilt es, illegale Rodungen und Wilderei zu verhindern. Der WWF plant, die Partnerschaften mit dem Forstamt und den Provinzämtern für Landwirtschaft und Forsten der Provinzen Salavan und Sekong sowie mit Distrikten und lokalen Gemeinschaften weiter zu stärken.

Mit vereinten Kräften soll so das Parkmanagement und der Biodiversitätsschutz dauerhaft verbessert, die Widerstandsfähigkeit der lokalen Gemeinschaften gefördert und ein langfristiger Naturschutz sichergestellt werden.

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