Thailand gehört zu den zehn Ländern weltweit, aus denen am meisten Plastikmüll ins Meer gelangt – mehrere zehntausend Tonnen jährlich. Schildkröten, Seekühe und die empfindlichen Ökosysteme leiden. Damit das aufhört, arbeitet der WWF mit thailändischen Gemeinden und Tourismusbetrieben gegen die Meeresverschmutzung. KI gestützte Satellitenbildanalysen sollen außerdem zeigen, auf welchen Wegen der Müll ins Meer gelangt.

Tödliche Plastikströme ins Meer

Seekühe sind durch Meeresplastik gefährdet © Philipp Kanstinger
Seekühe sind durch Meeresplastik gefährdet © Philipp Kanstinger

Thailand ist ein wirtschaftlich aufstrebendes Schwellenland und beliebtes Reiseziel in Südostasien. Doch das rasche Wirtschaftswachstum, Verstädterung und immer weiter steigende Tourismus-Zahlen sorgen für eine rapide Zunahme von festen Abfällen und insbesondere Einweg-Verpackungen aus Plastik. Die Müllentsorgung hält längst nicht Schritt, so dass von jährlich 2,5 Millionen Tonnen Plastikabfällen über fünf Prozent ins Meer gelangen.

Durch den Plastikmüll sterben jedes Jahr hunderte gefährdete Meerestiere in thailändischen Gewässern. Zwei Drittel davon sind Delfine und Seekühe. Mangroven, Seegraswiesen, Korallenriffe und Kleinorganismen am Meeresboden werden von sich ablagernden Tüten erstickt. Schildkröten und andere Tiere verwechseln die Kunststoffabfälle mit Nahrung und verenden qualvoll mit verstopften oder verletzten Innereien. Treibendes Plastik trägt Arten zudem weit durch das Meer außerhalb ihrer natürlichen Lebensräume.

Welcher Müll schwimmt in Thailands Meeren?

Es sind vor allem unzählige Plastiktüten, dicht gefolgt von PET-Flaschen und sonstigen Lebensmittelverpackungen. Dazu gehören auch Behältnisse von Lieferdiensten. Die lokalen Gemeinden und das Tourismus-Gewerbe haben beide ein hohes Aufkommen solcher Verpackungsabfälle. „Plastik braucht mehrere Jahrhunderte, um sich im Meer zu zersetzen. Dabei reichert es sich in Nahrungsketten an und setzt eine Vielzahl von Chemikalien frei”, verdeutlicht Marianne Henkel, Projektmanagerin Asien beim WWF Deutschland, die Auswirkungen.

WWF-Plastikprojekt auf Koh Tao und in Trang

Freizeittaucher auf einem Boot © Valerie Taylor / picture alliance
Freizeittaucher auf einem Boot © Valerie Taylor / picture alliance

An der West- und an der Ostküste Thailands unterstützt der WWF Tourismusbetriebe und Gemeinden darin, Plastikmüll zu vermeiden, sicherer zu entsorgen und besser zu recyceln.

Vor der Ostküste des Landes liegt im Golf von Thailand die Insel Koh Tao, bekannt und beliebt als Tauchparadies. Im Südwesten Thailands liegt die Provinz Trang und vor ihrer Küste in der Andamanen-See die Inseln Koh Muk und Koh Libong. Beide Meeresregionen bestechen durch eine große marine Artenvielfalt.

Auf Koh Tao und den Inseln Koh Muk und Koh Libong arbeiten wir mit Hotels, Gastronomie, Reiseveranstaltern und Tauchbasen zusammen, damit sie ihre Plastikabfall-Ströme besser verstehen, den Plastikverbrauch eindämmen und Abfälle sicherer und recycling-freundlich trennen und entsorgen können. Mit den Gemeinden Koh Tao und Trang arbeiten wir ebenfalls an der Vermeidung und einem besseren Management und Recycling von Plastikmüll.

Am Anfang steht das Wissen

Welche Abfallmengen welcher Art fallen insgesamt an? Welcher und wieviel Plastikmüll ist darunter? Wie wird der Abfall bisher entsorgt oder wiederverwertet? Wie viel gelangt ins Meer und auf welchen Wegen? Ohne eine Situationsanalyse lassen sich keine passenden Maßnahmen entwickeln. Wir untersuchen deshalb mit Gemeinden und Tourismusbetrieben ihre Abfallströme von der Erzeugung über den Transport bis zur Entsorgung und Wiederverwertung.

Welche Maßnahmen stoppen die Plastikflut ins Meer?

Bewusstseinsbildung für den Umgang mit Plastik in einer Schule in Trang © WWF Thailand
Bewusstseinsbildung für den Umgang mit Plastik in einer Schule in Trang © WWF Thailand

Der Analyse der Abfälle folgen konkrete Empfehlungen. Tourismusbetriebe können abgesehen von der Mülltrennung zum Beispiel Nachfüllstationen für das Trinkwasser anbieten und Seife in Mehrwegbehältern.

In den Kommunen schärfen Workshops mit Schulkindern das Problembewusstsein ganzer Haushalte und verdeutlichen die Notwendigkeit, Müll zu vermeiden und zu trennen. Auf Verwaltungsebene muss das Management des weiterhin vorhandenen Plastikmülls verbessert werden, um die Mülleinträge ins Meer kurzfristig nennenswert zu verringern. Dazu gehören separate Mülltonnen für die Trennung auf Haushalts- oder Blockebene bis hin zu besser gesicherten Deponien, damit kein Plastik davon geweht wird und Müll-Auffangnetzen in Flüssen. Auch bei diesen Maßnahmen unterstützen wir die Gemeinden.

Plastic Smart Cities: Städte gegen Plastik in der Natur

Unterzeichnung der Plastic Smart Cities Absichtserklärung in Trang © WWF Thailand
Unterzeichnung der Plastic Smart Cities Absichtserklärung in Trang © WWF Thailand

Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Koh Tao und der Provinzhauptstadt Trang geschieht im Rahmen der globalen Plastic Smart Cities-Initiative des WWF. Seit 2018 helfen wir in Afrika, Asien und Europa Städten und Küstenzentren dabei, ihre Plastikverschmutzung zu verringern. Die Plastic Smart Cities-Initiative stellt ambitionierten Kommunen einen Baukasten erprobter Instrumente zur Verfügung, wie auch eine Plattform für den gegenseitigen Austausch.

Detektivarbeit per Satellit und KI

Zudem sollen Satellitenbilder zeigen, wie und von wo der Müll ins Meer gelangt und dies effektiv verhindern. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz wertet der WWF Satellitendaten aus, um Müllansammlungen schnell entdecken und gegebenenfalls sichern zu können. Befindet sich ungesicherter Müll beispielsweise in der Nähe von Flussufern, besteht durch Überschwemmungen und Winde ein hohes Eintragsrisiko ins Meer.

Zusammen gegen den Meeresmüll in Thailand

Es braucht viele Hebel, um zu verhindern, dass immer mehr Plastikmüll in die artenreiche Meeresumwelt Thailands gelangt. Mit Förderung des Bundesumweltministeriums arbeitet der WWF deshalb gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GiZ) und der Koordinierungsstelle des Umweltprogramms der Vereinten Nationen für die Meere Ostasiens (UNEP COBSEA) daran, dass Plastikabfälle vermieden, die Kreislaufwirtschaft gestärkt und die politischen Rahmenbedingungen verbessert werden.

Die Arbeit des WWF mit Tourismussektor und Gemeinden sorgt für entscheidende Verbesserungen auf lokaler Ebene und dient Modellbeispiel für weitere Länder in der Region Südost-Asien. Auf nationaler Ebene in Thailand unterstützt die GIZ die Entwicklung eines Regelwerks für die Erweiterte Produzentenverantwortung (EPR), um bereits bei den Herstellern von Verpackungen anzusetzen.

Durch ein abgestimmtes, wirksames Vorgehen auf der regionalen, nationalen und lokalen Ebene will der WWF mit seinen Partnern die Plastikmüll-Einträge ins Meer verringern und die Artenvielfalt der Meeresökosysteme in Thailand und der Region schützen.

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