Die Fischerei mit Grundschleppnetzen ist besonders verheerend, wenn sie in empfindlichen Ökosystemen stattfindet. In diesen Ökosystemen leben Organismen mit besonders langen Regenerationszeiten. Das gilt beispielsweise für Lebensräume in Wassertiefen zwischen 200 und 600 Metern. Hier in der Tiefsee richtet die Grundschleppnetzfischerei große Schäden an, denn die hier lebenden Arten wachsen und vermehren sich besonders langsam. Einen zu hohen Fischereidruck oder die Zerstörung ihres Lebensraums können sie nicht verkraften.
Tonnenschwer und riesengroß: Grundschleppnetze arbeiten sich durch den Meeresboden und können mit einem einzigen Schlepp ganze Unterwasserlebensräume wie Kaltwasserkorallenriffe zerstören. Aber auch in flacheren Zonen sind die Grundschleppnetze problematisch und mit einer umweltverträglichen Fischerei in der Regel unvereinbar.
Grundschleppnetze zerstören Lebensraum
Heute wird bis in 2.000 Meter Tiefe Tiefseefischfang betrieben. Vielfältige und empfindliche Lebensgemeinschaften wie Seeberge, Tiefseeschwämme und so genannte Korallengärten brauchen hunderte bis tausende von Jahren, um zu entstehen und sind daher besonders schützenswert. Der WWF hat dazu beigetragen, dass die EU und regionale Fischereiorganisationen sowie einzelne Fangnationen große Flächen solcher empfindlicher Ökosysteme für die grundberührende Fischerei gesperrt haben. Allein im Nordostatlantik sind dies mehr als 600.000 Quadratkilometer, die sich auf folgende Gebiete verteilen: Norwegische und irische Kaltwasserkorallenriffe, Rockall und Hatton Bank, Mittelatlantischer Rücken, Gewässer um die Azoren, die Kanaren und um Madeira.
Des Weiteren ist eine grundberührende Fischerei in Schutzgebieten grundsätzlich abzulehnen, wenn explizit die Lebensräume am Meeresgrund das Schutzgut darstellen. Grundschleppnetzfischerei kann unter Umständen akzeptabel sein, wenn der Meeresboden und seine Bewohner wenig empfindlich sind. Zum Beispiel auf Sandböden, die dynamisch und von einer schnellwachsenden opportunistischen Fauna besiedelt sind und sich vergleichsweise schnell von Störungen erholen können.
Grundschleppnetze in Nord- und Ostsee
Auch in flacheren Meeresgebieten wie Nord- und Ostsee können Grundschleppnetze große Schäden verursachen, die Lebensgemeinschaften der Weichböden massiv verändern und wichtige Steinriffe, Muschelbänke und andere artenreiche Oasen am Meeresgrund zerstören. Der WWF setzt sich dafür ein, dass vor allem in EU-Meeresschutzgebieten mit nach EU-Recht schützenswerten Lebensräumen die Fischerei mit mobilen, grundberührenden Geräten unterbleibt oder stark eingeschränkt wird. In der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee betrifft dies Gebiete wie die Doggerbank, das Borkum- und Sylter Außenriff, den Adlergrund und die Oderbank sowie das Wattenmeer.
Pelagische Schleppnetze
Ganz anders verhält es sich mit den sogenannten pelagischen Schleppnetzen, die ohne Bodenberührung auskommen. Sie werden zum Fang von pelagischen Arten durch das freie Wasser gezogen. Dazu gehören Schwarmfische wie Hering, Wittling oder Makrele. In seltenen Fällen werden mit diesen Schleppnetzen auch Fische gefangen, die etwas näher am Boden leben, wie zum Beispiel Kabeljau oder Seelachs. Diese Netze haben geringere Umweltauswirkungen, da sie den Boden nicht schädigen und weniger Beifang produzieren.
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