Ein einfacher menschlicher Schnupfen kann für Menschenaffen wie Gorillas oder Bonobos tödlich enden. Zoonosen werden Infektionskrankheiten genannt, die von Tieren auf den Menschen übergehen und andersherum. Auch bei der aktuellen Corona-Pandemie wird ein zoonotischer Ursprung vermutet. Der Begriff setzt sich zusammen aus den griechischen Worten zoon (Lebewesen) und nosos (Krankheit).
Die Übertragung von Viren zwischen Mensch und Wildtieren ist im Naturschutz nicht erst seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie Thema. Ob Anthrax, Marburg oder Ebola: Gut ausgestattete Dschungel-Labore verhindern in besonders gefährdeten Regionen im Kongobecken die Ausbreitung von Krankheiten. Dazu gehört nun auch Corona.
Wechselseitige Übertragung
In Naturschutzprojekten, in denen sich Menschen und Wildtiere nahe kommen, ist die gegenseitige Ansteckungsgefahr besonders groß. Es gehört deshalb seit Jahren zur Arbeit des WWF, die Entstehung von Epidemien zu verhindern und die Gesundheit der Menschen in möglichen Hotspots für Krankheitsausbrüche zu verbessern. Zum Wohl der Menschen genauso wie der Tiere. Denn die Gefahr von Ansteckungen besteht in beide Richtungen.
Wildlab: Dschungel-Labor in Dzanga-Sangha
Dichte Wälder beheimaten ikonische Arten wie Leoparden, Flusspferde, Waldelefanten, Gorillas und Schimpansen: Im Süden der Zentralafrikanischen Republik liegt das Schutzgebiet Dzanga-Sangha. Mitten im Dschungel können hier in einem mobilen Labor Kot- und Urinproben von Wildtieren bis hin zur DNA analysiert werden. Regelmäßig werden im Labor Proben der hier lebenden Tiere und Menschen auf Krankheitserreger untersucht. So lässt sich die Verbreitung von Zoonosen schnell erkennen. Ziel ist der Aufbau eines Frühwarnsystems vor gefährlichen Krankheitsausbrüchen wie zum Beispiel Ebola und nun Corona.
Seit 2015 gibt es das Dschungel-Labor in Dzanga-Sangha. Inzwischen sind eine Tierärztin und ein Gesundheitsassistent ständig vor Ort, um schnelle Hilfe zu gewährleisten und bei der Diagnose von Krankheiten entscheidend Zeit zu sparen. Denn nur durch sofortige Quarantänemaßnahmen lässt sich die Ausbreitung bestimmter Viren kontrollieren. Die Menschen im Schutzgebiet können gegen diverse Infektionskrankheiten geimpft werden. Und auch Corona-Tests sind möglich!
Neues Labor in Kamerun
Auch in den dichten Regenwäldern des Campo-Ma’an-Nationalparks im Süden Kameruns gibt es seit April 2019 ein voll funktionsfähiges Feldlabor für molekularbiologische Untersuchungen und Tests auf Viren, Bakterien und Parasiten. Wie in Dzanga-Sangha dient das Labor den im Schutzgebiet arbeitenden Menschen und ihren Familien als mobile Klinik - zur Vorsorge und Behandlung durch vom WWF eingestellte Ärzt:innen und Spezialist:innen.
Gesundheit der Menschen zum Schutz der Tiere
Dzanga-Sangha und Campo Ma’an gehören zu den letzten Rückzugsgebieten der vom Aussterben bedrohte Flachlandgorillas. Eine wirksame Maßnahme zu ihrem Schutz ist der Ökotourismus, der dem Erhalt der Tiere großen Wert beimisst und wichtige Einkommensalternativen zur Plünderung der Wälder schafft. Doch Tourismus und die Habituierung – also Gewöhnung – von Gorillas an den Menschen bedeuten immer auch ein Aufeinandertreffen von Wildnis und Zivilisation. Unerlässlich ist deshalb die umfassende Vorsorge und Gesundheitsüberwachung der Menschen, die im Ökotourismus und Naturschutz arbeiten und der habituierten und nicht habituierten Wildtiere in den Schutzgebieten.
Aufklärung kann viel verhindern
Wie werden Krankheiten übertragen? Was sind Zoonosen? Wie kann ich mich und die Wildtiere schützen? Welche Hygienemaßnahmen sind wichtig? Und was muss ich unbedingt beachten, wenn ich in den Wald gehe? Verschiedene Kampagnen und Aktionen sensibilisieren und informieren die Menschen in Dzanga-Sangha und Campo Ma’an umfassend. Ein effizientes Instrument dafür ist das Lokalradio, das mit seinen aufklärenden Inhalten viele Menschen erreicht.
Durch Sensibilisierungsmaßnahmen wie Radiosendungen, Workshops und Verhaltensregeln ist die Bevölkerung in und um unsere Projektgebiete bereits erfahren im Umgang mit Epidemien und besonders hohen Hygienestandards.
Durch die bestehende mobile Gesundheitsüberwachung in Form von Feldlaboren ist der WWF in Campo Ma'an und Dzanga-Sangha gut vorbereitet, um gegen die Verbreitung des Corona-Virus vorzugehen. Gesundheitszustand und Lebensgrundlage der ländlichen Anrainerbevölkerung um die Schutzgebiete verbessern sich stetig.
Nur unter Einbezug lokaler Akteure können die aufwendigen Projekte realisiert werden. Der WWF arbeitet deshalb mit regionalen wie nationalen Partnern und dem Helmholtz-Institut für One Health zusammen. Ihre Expertise und Unterstützung ist ausschlaggebend für die stetige Verbesserung der Gesundheitsvorsorge von Tier und Mensch. Die positiven Resultate beim Gesundheitsmonitoring bestärken uns darin, weiterzumachen und gemeinsam mit unseren Partnern nun auch Corona den Kampf anzusagen.
- Kongo-Becken
- Dschungel-Labor: Hilfe für Menschenaffen und Menschen