Die riesigen Bäume des Entarara-Waldes in der Amboseli-Region in Kenia bildeten einst ein dichtes Blätterdach, das Feuchtigkeit spendete und Schutz vor der sengenden Sonne. Doch der Entarara-Wald wurde in der Vergangenheit durch menschliche Eingriffe stark geschädigt, bis nur noch wenige der Baumriesen übrig waren. Dank der Initiative engagierter Menschen vor Ort und der Unterstützung des WWF kehrt der Entarara-Wald langsam wieder zurück.

Raphael Leneo, Vorsitzender der Enatara Community Forest Association © WWF Kenia
Raphael Leneo, Vorsitzender der Enatara Community Forest Association © WWF Kenia

„Als ich jung war, war der Entarara-Wald ein Ort von unglaublicher Schönheit. Er war dicht mit üppigem Unterholz bewachsen und die hohen Bäume schienen endlos in den Himmel zu ragen“, erzählt Raphael Leneo, heute Vorsitzender der Entarara Community Forest Association (CFA).

Die Gemeinschaft hat es sich gemeinsam mit dem WWF zur Aufgabe gemacht, den Entarara-Wald wiederherzustellen, seine nachhaltige Nutzung zu fördern und für die Gemeindemitglieder alternative Einkommensmöglichkeiten zu schaffen.

Ein Ort mit hohem kulturellen Wert

Die Gemeinda am Entarara-Wald engagiert sich stark für die Wiederaufforstung © WWF Kenia
Die Gemeinda am Entarara-Wald engagiert sich stark für die Wiederaufforstung © WWF Kenia

„Ich erinnere mich, wie wir unter einem Baum namens ‚Oretiti‘ gebetet haben. Das war ein heiliger Ort für die Maa-Gemeinschaft“, erzählt Raphael.

„Gelegentlich brachte die Gemeinschaft dort Opfergaben dar, um den Wald für alles zu ehren, was er uns gegeben hatte. Er war nicht nur ein Ort von spiritueller Bedeutung, sondern auch eine Quelle traditioneller Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten. Der Wald war in jeder Hinsicht ein wichtiger Teil unseres Lebens.“

Ein eigenes Mikroklima

Doch der Wald ist bedroht, von dem einst dichten Blätterdach ist nicht mehr viel übrig. „Früher waren die meisten Bäume im Wald über 100 Jahre alt - heute sind es nur noch eine Handvoll“, berichtet Leneo.

„Es ist herzzerreißend, das mit anzusehen. Der Wald beherbergte einst eine vielfältige Flora und Fauna, und sein dichtes Blätterdach schuf ein kühles, beruhigendes Mikroklima in einer ansonsten heißen und trockenen Gegend. Wir hatten alles – Wasser für den Hausgebrauch, Wasser für das Vieh und einen Ort, an dem die Wildtiere gedeihen konnten“, sagt Leneo.

Nicht nachhaltige Nutzung schwächte den Wald

Mitte der 1960er Jahre begannen die Probleme, erinnert sich Raphael Leneo. Das Land rund um den Wald wurde für einzelne landwirtschaftliche Betriebe aufgeteilt und immer mehr Menschen siedelten sich an. Die Waldtiere verschwanden und der Wald begann zu leiden.

„Das einst reichlich vorhandene Wasser aus den nahe gelegenen Wassereinzugsgebieten des Waldes begann zu versiegen. Was einst ein blühendes, sich selbst erhaltendes Ökosystem war, wurde zu einem Ort, an dem die menschlichen Aktivitäten Vorrang hatten – und die Natur zahlte den Preis dafür.“

„Jedes Mal, wenn ich jetzt im Wald die Vögel zwitschern höre, erfüllt mich das mit Hoffnung. Die Klänge der Natur, die in den Wald zurückkehren, haben etwas Magisches. Sie erinnern uns daran, wie weit wir gekommen sind, aber auch daran, wie viel Arbeit noch vor uns liegt. Ich weiß, dass es bis zur vollständigen Wiederherstellung noch ein weiter Weg ist, aber ich bin zuversichtlich, dass Entarara mit dem Engagement der Gemeinde, der Unterstützung unserer Partner und dem weiteren Schutz des Waldes eines Tages wieder seine alte Pracht entfalten wird.“

Raphael Leneo, Vorsitzender der Enatara Community Forest Association (CFA).

Gemeinsam für den Wald

Baumpflanzungen im Entarara-Wald © WWF Kenia
Baumpflanzungen im Entarara-Wald © WWF Kenia

Seit 2017 gibt es Grund zur Hoffnung für den Entarara-Wald: In diesem Jahr beschloss die Bezirksregierung von Kajiado, alle landwirtschaftlichen Aktivitäten im Wald einzustellen. „Das war der Beginn der Wiederherstellungsbemühungen und von da an hat sich einiges verändert“, sagt Raphael Leneo.

2018 ließ die Regierung von Kajiado den gesamten 23 Hektar großen Wald offiziell vermessen. Die Markierung der offiziellen Grenzen ist noch im Gange. Die Vermessung ist wichtig, um zu verhindern, dass die an den Wald angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen weiter in den Wald hineinwachsen. Aber auch um zu erkennen, welche Waldflächen bereits degradiert sind und zurückgewonnen werden können. Das schafft rechtliche Anerkennung und Klarheit über die Ausdehnung des Waldes, damit die Behörden Schutzmaßnahmen wirksam durchsetzen können.

Das Jahr 2019 markierte einen Wendepunkt: Auf sieben Hektar besonders geschädigter Flächen wurden mehr als 10.000 Bäume gepflanzt. „Das war keine schnelle Lösung, aber es war ein Anfang. Ein Versprechen, dass der Wald heilen könnte“, sagt Leneo.

Seit 2022 ist der WWF Kenia im Entarara-Wald aktiv und arbeitet gemeinsam mit den lokalen Gemeinden daran, dem Wald seine ursprüngliche Schönheit und Funktion zurückzugeben.

Invasive Arten stören das Ökosystem

Ein großes Problem, das auf den ersten Blick eher klein erscheint, sind invasive Arten im Entarara-Wald. Invasive Arten wie Lantana (Wandelröschen) breiten sich in der ganzen Region aus und verdrängen einheimische Arten. Für die Gesundheit und Vielfalt des Waldes ist es wichtig, solche Pflanzen zu entfernen. Gemeindemitglieder gehen nun regelmäßig durch den Wald, um zu verhindern, dass sich Lantana wieder unkontrolliert ausbreitet.

Gemeindebasierter Waldschutz

Eröffnung des Bienenhauses im Entarara-Wald mit Ministern aus der Umgebung © WWF Kenia
Eröffnung des Bienenhauses im Entarara-Wald mit Ministern aus der Umgebung © WWF Kenia

Eine der ersten Maßnahmen des WWF vor Ort war die Gründung einer gemeindebasierten Waldschutzinitiative, der Enatara Community Forest Association (CFA), deren Vorsitzender Raphael Leneo heute ist.

„Der WWF hat die organisatorischen Kapazitäten der Vereinigung aufgebaut und unter anderem Gemeindescouts ausgebildet, die nun im Wald patrouillieren und ihn vor weiteren Eingriffen schützen“, erzählt Raphael. „Allein ihre Präsens hat uns geholfen, den Wald vor illegalen Aktivitäten zu bewahren.“

In Zusammenarbeit mit der kenianischen Forstbehörde und der Regierung des Bezirks Kajiado hat die CFA eine Verwaltungsstruktur und einen partizipativen Waldbewirtschaftungsplan entwickelt. „Dieser Plan hat unsere Bemühungen zur Wiederherstellung des Waldes grundlegend verändert“, sagt Leneo.

„Er bindet die Gemeinde auf allen Ebenen ein und stellt sicher, dass alle am Wiederaufbauprozess beteiligt sind und die Zukunft des Waldes gesichert ist. Der partizipative Waldbewirtschaftungsplan hat uns einen Rahmen für langfristige Nachhaltigkeit gegeben und uns geholfen, den Wald verantwortungsvoll zu bewirtschaften und ihn für zukünftige Generationen zu schützen.“

Den Wald nachhaltig nutzen

Baumpflanzung im Entarara Wald © WWF Kenia
Baumpflanzung im Entarara Wald © WWF Kenia

Eine nachhaltige Nutzung des Waldes ist entscheidend, damit der Wald langfristig gesund wird und bleibt. Die Menschen in der Region sind auf die Ressourcen des Waldes angewiesen und brauchen eine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ohne den Wald zu belasten. Dafür hat die Entarara CFA drei verschiedene Möglichkeiten entwickelt, in den Gemeinden etabliert und Menschen gefunden, die sich dafür engagieren: Bienenzucht, Baumschulen und Ökotourismus.

„Eine der spannendsten Maßnahmen war der Aufbau einer Imkerei, die dank der Unterstützung des WWF etabliert werden konnte“, erzählt Leneo. „Die Bienen haben bereits einen Großteil der 100 Bienenstöcke besiedelt – ein gutes Zeichen für die Zukunft.“ Die Bienen helfen den Menschen nicht nur, indem sie Honig als Einkommensquelle produzieren, sie sind auch wichtige Bestäuber und fördern durch ihre unermüdliche „Arbeit“ die Artenvielfalt im Wald.

Auch die beiden anderen Gruppen leisten einen wichtigen Beitrag zur Wiederherstellung des Entarara-Waldes: Die Baumschulgruppe konzentriert sich auf die Aufzucht von einheimischen Bäumen und Obstbäumen. 100.000 Setzlinge will die Gruppe jährlich verkaufen, um die Wiederaufforstung zu unterstützen und Einkommen zu schaffen. Die Ökotourismusgruppe plant, Geld für einen Waldschutzzaun zu sammeln, das Bewusstsein für die Bedeutung des Waldes zu schärfen und Picknick- und Campingplätze zu entwickeln, die für den Ökotourismus wichtig sind.

Gefördert durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) © IKI
Gefördert durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) © IKI

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz sowie von der Internationalen Klimainitiative finanziert.

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