Eigentlich sind Trockenzeiten normal hier im Norden Kenias, jedoch nicht von dieser Dauer und in dieser Intensität. Kilometerweit müssen die Menschen mittlerweile laufen, um an Wasser zu kommen, vorbei an Kadavern von Elefanten, Giraffen und anderen bedrohten Wildtierarten, die hier beheimatet sind. Über 70 Prozent der Nutztiere – in absoluten Zahlen ungefähr 330.000 Rinder, Schafe und Ziegen – sind bereits der Dürre zum Opfer gefallen, ganze Viehherden verenden. Das bringt die Menschen im Marsabit County an den Rand ihrer Existenz: Sie haben kein Einkommen mehr und können ihre Familien nicht mehr ernähren.
Seit drei Jahren wütet eine verheerende Dürre in Kenia. Besonders betroffen ist die Region Marsabit im Norden Kenias: Die letzten Wasserquellen sind hier längst versiegt, der Boden völlig ausgetrocknet, Ernten zerstört. Wildtiere und Vieh verdursten qualvoll. Auch Menschenleben stehen auf dem Spiel. Der WWF hilft mit Lebensmitteln und Wasser – denn Regen ist nicht in Sicht.
Anfang 2022 haben wir bereits rund 1.500 Haushalte in den Regionen Marsabit und Garissa mit Lebensmitteln versorgt, 200.000 Liter Trinkwasser bereitgestellt und 2.000 Heuballen ausgegeben. Nun haben wir unseren Einsatz noch einmal verstärkt: Gemeinsam mit der zuständigen kenianischen Behörde, der National Drought Management Authority (NDMA), haben wir Ende Dezember in Marsabit Säcke mit Lebensmitteln verteilt. Darin: 2 Kilogramm Mais, Reis, Bohnen, Zucker, Öl und Tee. Damit profitieren 6500 Menschen von der Lebensmittelhilfe.
Denn diese Zahlen lassen Schlimmes befürchten: Über 250.000 Familien in der Region brauchen Lebensmittelhilfe, so ein aktueller Bericht der NDMA. Bis Ende Januar sollen noch einmal 50.000 Haushalte dazukommen, prognostiziert der Bericht. Und Marsabit ist nur eines von 20 Countys, in denen die Lage kritisch ist!
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Zuerst sterben die Tiere
Diese Dürre ist eine Klimakrise. In einer solchen Notsituation müssen wir sofort handeln. Wir zeigen nicht mit dem Finger auf andere, wir geben ihnen nicht die Schuld. Wir kommen zusammen, um sicherzustellen, dass wir die Menschen und unsere wertvolle Tierwelt in Kenia retten.
Erderhitzung verschärft die Situation
Mütter mit Kindern haben teilweise seit Tagen nichts mehr gegessen. In ihrer Not greifen sie auf wilde Wurzelknollen zurück, die nicht selten giftig sind. Auch die verbliebenen Ziegen fressen davon. Um irgendwie über die Runden zu kommen, fällen die Menschen Bäume und verkaufen sie als Holzkohle. Das wiederum hat fatale Auswirkungen auf die sowieso schon übernutzten natürlichen Ressourcen der Region. Auch der Handel mit Buschfleisch droht durch die anhaltende Dürre wieder aufzuflammen.
Die Situation in Marsabit und anderen betroffenen Regionen Ostafrikas erfordert unser sofortiges, gemeinsames Handeln: Denn diese Dürre ist eine Klimakrise, eine Krise für alles Leben: Das der Menschen, des Viehs und der Wildtiere!
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