Uns erreichten auch Fragen: Zu den geplanten Maßnahmen, zu den Ursachen und auch zu einzelnen Fotos. Lesen Sie hier die Fragen und Antworten nach, oder hören Sie unserem Kollegen Johannes dabei zu, wie er die Fragen vor Ort beantwortet.
In den letzten Wochen haben wir Sie um Hilfe gebeten: Die massive Dürre hat schon mehr als 250 Elefanten in der Region im Norden Kenias das Leben gekostet. Unmengen an Tieren sind verhungert und verdurstet, darunter mehr als 100 Netzgiraffen. Der WWF aktiviert sein weltweites Netzwerk und organisiert Hilfe vor Ort: Für die Tiere – für die Menschen. Auch aus Deutschland kam Hilfe. Unser Mitarbeiter Johannes Kirchgatter ist vor Ort und koordiniert zusammen mit dem WWF Kenia und vielen Partnerorganisationen die Maßnahmen.
„Dank Ihrer Hilfe ist es möglich, dass der WWF ein großes Paket an Maßnahmen schnürt, um den Tieren, den Menschen und der Natur insgesamt hier vor Ort zu helfen. Wir konnten mehrere Brunnen bohren und fast 7.000 Menschen, die in einem wichtigen Wildtierkorridor leben, mit Lebensmitteln versorgen, sodass sie nicht darauf angewiesen sind, für ihren Lebensunterhalt Wildtiere zu töten. Wir konnten mit Ihrer Hilfe Wasser, Heu und Nahrungsmittel in die Region bringen und wir können nun gemeinsam mit den Menschen vor Ort und vielen Partner:innen eine Strategie entwickeln, dass auch in Zukunft Mensch und Natur – auch unter Dürreverhältnissen – überleben können. Dazu entwickeln wir nicht nur Brunnen und Regeln für die Wassernutzung, wir entwickeln auch Korridore für Wildtiere und Gemeindeschutzgebiete. Zusätzlich helfen wir den Menschen dabei, ihre Landnutzung, ihre Viehzucht und ihre Landwirtschaft so anzupassen, dass sie auch während einer Dürre funktionieren. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bei Ihnen bedanken, denn ohne Ihre Hilfe wären alle diese Maßnahmen nicht möglich.“
Fragen aus der Community
Zum einen wird die Situation enorm durch die Klimakrise verstärkt , die vom Menschen und insbesondere von den Industrienationen, verursacht wurde. Eine Entwicklung, wie wir sie jetzt erleben, wird durch das Voranschreiten der Klimakrise weiter zunehmen. Zum anderen wird das Problem vor Ort verschärft, weil Menschen und Tiere um die wenigen Wasserquellen konkurrieren. Die menschliche Bevölkerung wächst, die Wirtschaft wächst ebenfalls, der Wasserbedarf steigt stark an und viele Gebiete, in denen die Tiere früher Wasser finden konnten, sind heute besiedelt, umzäunt oder von Häusern und Gärten und Landwirtschaft umgeben. Die Tiere gelangen deshalb nicht mehr an Quellen und Gewässer. Der WWF arbeitet deshalb daran, Korridore für Wildtiere offen zu halten oder wieder zu öffnen, Zäune zu entfernen, um den Tieren Zugang zu Wasser zu verschaffen, aber auch damit die Tiere zwischen den Schutzgebieten frei wandern können. Zum Beispiel, um Dürren und anderen Naturkatastrophen wie Feuern auszuweichen.
Elefanten ohne Stoßzähne: Sind die Tiere wirklich aufgrund der Dürre gestorben oder durch Wilderei?Woran die Tiere gestorben sind, lässt sich meist relativ leicht belegen. Wenn Ranger:innen einen Tierkadaver im Schutzgebiet oder anderswo in der Savanne finden, wird sofort festgestellt, woran das Tier gestorben ist. Es werden Tierärzt:innen hinzugezogen und die Stoßzähne werden sichergestellt. Deshalb sieht man auf den Fotos, die der WWF zeigt, meist keine Stoßzähne, denn diese werden von den Ranger:innen oder den Mitarbeiter:innen des WWF sofort beschlagnahmt und in einem sicheren Lager verwahrt. Die Stoßzähne werden erfasst, es werden Proben genommen, um mit Genanalysen unter anderem festzustellen, woher das Tier stammt und zu welcher Gruppe es gehörte.
Kämpft der WWF im Norden Kenia allein gegen die Dürre an?Der WWF hat viele Unterstützer:innen beim Kampf gegen die Dürre im Norden Kenias. Auf der einen Seite sind da natürlich die Spender:innen, die mit ihrem Geld die Arbeit des WWF erst möglich machen. Auf der anderen Seite arbeitet der WWF mit Partnerorganisationen zusammen. Dazu zählen staatliche Einrichtungen sowie andere Organisationen, die vor allem humanitäre Arbeit leisten, sodass wir gemeinsam sehr viel erreichen können. Der WWF versucht in einem umfassenden Paket aus Maßnahmen, der Dürre zu begegnen, um Wildtieren und Menschen gleichermaßen zu helfen. Dabei geht es nicht nur darum, akute Nothilfe durch Wasser, Futter oder Lebensmittel zu leisten, sondern nachhaltige Strategien zur Anpassung an die Klimakrise zu entwickeln und gemeinsam mit den Menschen vor Ort umzusetzen. Dazu errichtet der WWF beispielsweise eine Vielzahl von Brunnen und Wasserstellen, die sowohl den Menschen als auch den Wildtieren zur Verfügung stehen. Der WWF versucht auch, die durch die Dürre zunehmenden Mensch-Wildtier-Konflikte zu minimieren. Zum Beispiel mit Hilfe sicherer Stromzäune um Schulen herum, die mit Solarenergie betrieben werden. Diese Zäune verhindern, dass Elefanten oder andere Wildtiere in die Schulen eindringen und die dortigen Wassertanks aufbrechen. Der WWF sorgt dafür, dass es Wasserstellen für Wildtiere und Vieh und Brunnen für Menschen gibt, sodass getrennter Zugang zum Wasser möglich ist und Konflikte verringert werden. Der WWF arbeitet außerdem daran, Wanderkorridore zwischen den Schutzgebieten offen zu halten, sodass die Wildtiere frei wandern können und Orte finden, an denen noch Nahrung, Wasser und Lebensraum vorhanden ist.
Verschlimmern die Brunnen, die der WWF gemeinsam mit Partner-Organisationen vor Ort baut, das Problem nicht langfristig noch?Die Brunnen, die mit Hilfe des WWF errichtet werden, sind so ausgelegt, dass sie nicht mehr Wasser fördern als sich im Laufe der Zeit neu bilden kann. Dadurch ist sichergestellt, dass der Grundwasserspiegel nicht abgesenkt wird und die wenigen kostbaren Wasserressourcen nicht übernutzt werden.
Wie sehr verstärkt die Klimakrise die Dürre im Norden Kenias? Oder ist die Klimakrise sogar Ursache für die extreme Dürre?Dürren und andere Naturkatastrophen werden aufgrund der vom Menschen verursachten Klimakatastrophe wesentlich häufiger und extremer als bisher. Durch die Erhitzung der Atmosphäre verändern sich Luft- und Meeresströmungen und es kommt vermehrt – gerade in Gebieten wie dem Horn von Afrika, zu dem Nord-Kenia gehört – zu regelmäßigen und viel länger andauernden Dürren als früher. Diese Dürren sorgen dafür, dass zahlreiche Tiere verdursten und verhungern. Und auch die Situation der Bevölkerung vor Ort verschlechtert sich dadurch massiv. Der WWF versucht nun, die Bedürfnisse von Mensch und Natur wieder in Einklang zu bringen und den Menschen vor Ort dabei zu helfen, sich an die Auswirkungen der Klimakrise anzupassen. Dazu gehört nicht nur eine Strategie zur Wasserversorgung, sondern auch die Anpassung der Viehhaltung und – ganz wichtig – der Aufbau von Korridoren und Lebensräumen für die Wildtiere.
Hören Sie unseren Podcast: Johannes Kirchgatter berichtet aus Kenia.
Lampen an für den Schutz von Vieh (und Löwen)
Auf seiner Fahrt durch Kenia hatte Johannes Kirchgatter auch die Chance, einen Stall für Ziegen zu besuchen, der vor kurzem mit Prädatorenlichtern ausgestattet wurde. Diese Lichter, die an den Ställen für Nutztiere angebracht werden, blinken nachts und verhindern so effektiv, dass Löwen oder Leoparden in die Gehege der Ziegen, Kühe oder Schafe eindringen.
Bedarf riesengroß
So gut die Hilfe auch ist, so weit die Fortschritte auch gehen: Die Not ist unendlich. Solange es nicht oder nur sehr wenig regnet, müssen wir weiter helfen. Das Ziel: Eine langfristige Strategie zur Klimaanpassung. Der globale Süden ist nicht für die Klimakrise verantwortlich, aber in besonderem Maße bedroht. Helfen wir in der Not und darüber hinaus.
- Dürre in Kenia: Wenn das Leben austrocknet
- Dürre in Kenia: Retten wir eine ganze Generation