Es ist ein großer Erfolg für den Schutz der Terai Arc: Mit dem Titel „World Restoration Flagship“ zeichnet die UN seit 2021 jährlich die besten Beispiele für die groß angelegte und langfristige Wiederherstellung von Ökosystemen aus. Im Jahr 2024 ist die Terai Arc eines von sieben dieser ausgezeichneten Leuchtturmprojekte. Das bedeutet, dass Schutz und Wiederherstellung hier besonders gut und vielversprechend funktionieren und ist somit auch eine Auszeichnung für die Arbeit des WWF. Wir setzen uns in der Region schon sehr lange für den grenzübergreifenden Naturschutz und die Restaurierung der Ökosysteme ein. Seit 2004 wurden beispielsweise 66.800 Hektar Wald wiederhergestellt. „Die Auszeichnung der UN ist eine tolle Anerkennung der gemeinsamen Bemühungen von lokalen Gemeinden, Umweltorganisationen wie dem WWF und Regierungspartnern, die gemeinsam daran arbeiten, Wälder zu schützen und wiederherzustellen, den Artenbestand zu erhöhen und lebenswichtige Ökosystemleistungen zu verbessern”, so Katjuscha Dörfel, Südasien-Referentin beim WWF Deutschland.
Das Terai ist das fruchtbare Tiefland am Fuße des Himalajas. Es erstreckt sich über Indien, Nepal und Bhutan und ist geprägt von Grasländern, Savannenlandschaften, Feuchtgebieten, Flusslandschaften und deren jährlichen Überschwemmungsdynamiken. Die globale Bedeutung der dort vorkommenden Arten und Ökosysteme macht die Gegend zu einer der weltweit wichtigsten Ökoregionen und bedeutendem Projektgebiet für den WWF. Seit Februar 2024 ist die Terai Arc Landschaft eine von sieben neuen „World Restoration Flagships“ der UN, also eine der globalen Vorzeige-Landschaften zur Wiederherstellung von Ökosystemen. Eine Anerkennung auch für die Arbeit des WWF!
Zentraler Teil des gesamten Terai ist die sogenannte Terai Arc Landschaft (TAL), die sich entlang der Grenze zwischen Nepal und Nordwest-Indien über eine Strecke von 900 Kilometern erstreckt und ein Gebiet von 51.000 Quadratkilometern umfasst. Eine Fläche etwa so groß wie die Slowakei. Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr Tiger als hier. Auch Panzernashörner, Asiatische Elefanten, Wildhunde, Lippenbären und der vom Aussterben bedrohte Ganges-Flussdelfin sind in der Terai Arc beheimatet. Viele davon leben in einem der 14 Wildtierreservate oder Nationalparks.
UN zeichnet Terai Arc aus
Wandernde Tiger und Nashörner
In der Terai Arc arbeiten die Regierungen von Nepal und Indien mit Gemeinden und Umweltorganisationen wie dem WWF grenzübergreifend im Natur- und Artenschutz zusammen. Das Ziel: die Biodiversität über politische Grenzen hinweg zu erhalten und die räumlich getrennten Schutzgebiete durch Korridore zu verbinden.
Erste Erfolge sind bereits sichtbar: Schon wandern Tiger, aber auch deren Beutetiere und andere bedrohte Arten wie Nashörner zwischen den Schutzgebieten der Region umher, um neue Reviere zu erobern und Partner für die Paarung zu finden. Nur wenn das gewährleistet ist, können sich die großen Säugetiere ausreichend vermehren und sich deren Populationen dauerhaft erholen.
Terai Arc: Ein Paradies für Tiger
Besonderes Augenmerk des WWF in der Terai Arc Landschaft liegt auf dem Schutz der Tiger und Erhalt ihrer Lebensräume. An keinem Ort der Erde gibt es mehr Tiger als hier. Weite Flussauen, Wiesen und subtropische Wälder bieten einer großen Vielfalt von Arten eine Heimat – und damit den majestätischen Großkatzen ausreichend Nahrung. Über 1.100 Bengaltiger leben hier etwa derzeit. Die Zahl hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Die Terai Arc ist damit von größter Bedeutung für die Zukunft der Tiger.
Eine Landschaft gerät unter Druck
Doch die Schutzerfolge sind fragil. Denn nicht nur einige der ikonischsten Arten besiedeln neue Lebensräume, das Gebiet ist auch geprägt von einem starken Bevölkerungswachstum. Landnutzung für Landwirtschaft sowie menschliche Siedlungen und Infrastrukturentwicklung formen das fruchtbare Gebiet und zerschneiden Wälder und Grasland, bedrohen wichtige Ökosysteme und Wanderrouten der Tiger und anderer Wildtiere. Auf der Suche nach Feuerholz und Futter für ihre Nutztiere begeben sich Menschen in die Schutzgebiete und damit in Gefahr einer Begegnung mit Wildtieren.
Konflikte zwischen Mensch und Tier
Durch die Überschneidung des Lebensraumes von Mensch und Tier kommt es unweigerlich zu Konflikten und es gilt, die für beide Seiten gefährlichen Begegnungen zu verhindern.
Der WWF fördert feste Straßenbeleuchtung in den Dörfern sowie mit Rinder-Dung betriebene Biogasanlagen und -öfen. So müssen die Frauen nicht mehr zum Feuerholzsammeln in den Wald. Und die Menschen treiben auch die Rinder nicht mehr in Schutzgebiete oder in die Wanderkorridore, sondern halten sie in Dorfnähe zusammen. In der Folge treffen Mensch und Tier seltener aufeinander, weniger Vieh wird von Tiger oder Leopard gerissen. Auch der zusätzliche Nutzen ist enorm: Es wird weniger Wald für Feuerholz abgeholzt und bleibt als Lebensraum und Rückzugsort für gefährdete Arten erhalten.
Trotz aller Vorsicht kann es dennoch zu Mensch-Tier-Konflikten kommen. Deshalb hat der WWF bereits Eingreiftruppen aufgestellt, die sofort vor Ort sind, wenn es zu Schäden kommt oder ein Tiger sich auffällig verhält. Ein Fonds unterstützt außerdem die Bauern finanziell, wenn Tiere gerissen werden. Er hilft auch, wenn Menschen von Tigern verletzt werden.
Freiwillige Naturschützer:innen sorgen dafür, dass Bauernfamilien, deren Rinder oder Ziegen von Tigern getötet wurden, Kompensationszahlungen erhalten. Sie unterstützen außerdem die wissenschaftliche Arbeit von Biolog:innen durch Wildtierzählungen oder das Aufstellen von Kamerafallen. Viele junge Menschen begeistern sich so stark für diese ehrenamtliche Arbeit, dass sie später auch Berufe im Naturschutz ergreifen.
Der Kampf gegen die Wilderei
Auch die Wilderei ist eine große Bedrohung in Terai Arc, die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen ist es das mangelnde Bewusstsein für die Bedeutung des Artenschutzes bei der Bevölkerung vor Ort, zum anderen die unzureichende Durchsetzung der Strafverfolgung und die oft schlechte grenzübergreifende Zusammenarbeit der Behörden. Die Grenzen in der Region sind „durchlässig“, weshalb Wilderer:innen die Region nutzen, um Tiere und deren „Produkte“ in benachbarte Länder zu schmuggeln.
Um den Kampf gegen die Wilderei dauerhaft zu sichern und auf die gesamte Terai Arc Landschaft auszuweiten, unterstützt der WWF verstärkt die grenzübergreifende Zusammenarbeit der Behörden in Strafverfolgung und Gesetzesvollzug – mit gemeinsamen Trainings, neuen Einsatzbüros und Kontrollposten. Mit Erfolg: Die Zusammenarbeit über die indisch-nepalesische Grenze hinweg verbessert sich, nicht nur beim Kampf gegen Wilderei. Es findet ein regelmäßiger Austausch zu vielen Themen statt und man unterstützt sich gegenseitig.
Bessere Lebensbedingungen für die Menschen
Damit auch die Menschen vor Ort vom Tigerschutz profitieren können – und für diesen einstehen, anstatt etwa selbst zu Wilderer:innen zu werden – hilft der WWF, alternative Einkommensquellen zu generieren.
Ökotourismus zum Beispiel kann eine wichtige Säule für den Naturschutz sein. In den lichten Wäldern und den Grasländern der Terai Arc lassen sich Tiger, Nashorn und Elefant leichter entdecken, als in dichten tropischen Wäldern. Der WWF entwickelte und unterstützt deshalb Konzepte – wie die Errichtung von Beobachtungstürmen oder privaten Unterkünften (Homestays) für Tourist:innen, die mitten im Tigergebiet liegen – so können die Gäst:innen die Natur hautnah erleben und die lokale Bevölkerung hat ein zusätzliches Einkommen.
Terai Arc erhalten und schützen
Die Terai Arc spielt eine weltweit entscheidende Rolle für den Erhalt der Tiger auf unserer Erde. Dazu müssen sich die Tiger in den Schutzgebieten vermehren, über Grenzen hinweg wandern und neuen Lebensraum erobern können. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns dabei, das große Potenzial der Terai Arc Landschaft als Tigerland zu sichern und weiter auszubauen.
- Mensch, Nashorn und Tiger in Gefahr
- Himalaja-Region - das Dach der Welt