Angetrieben von der tiefen Überzeugung, dass der Schutz der einzigartigen Natur ihres Landes nicht nachlassen darf, engagieren sich nepalesische Jugendliche im Chitwan National Park auch in der Corona-Krise für den Schutz ihres Waldes und seiner Wildtiere.
Während sie durch den Wald laufen, schlagen sie immer wieder mit Stöcken auf den Boden, um die Schlangen zu vertreiben. Taschenlampen schneiden dabei schmale Lichtstreifen in die Dämmerung. Auch jetzt, wo die Corona-Krise jede:n einzelne:n von ihnen hart trifft, lassen sie sich nicht aufhalten.
Mindestens 60 Haushalte sind in ihrer Existenz bedroht
In den dichten Wäldern der Terai-Arc-Landschaft im Süden Nepals an der Grenze zu Indien leben noch Tiger, Elefanten und Nashörner. Viele Gemeinden in dieser Region haben sich in den letzten Jahren bewusst am Schutz des Waldes beteiligt und sich gemeinsam mit Naturschützer:innen über die Rückkehr von Tigern und Nashörnern gefreut. Denn die eindrucksvolle Tierwelt und wunderschöne Natur Nepals sind die Garanten für erfolgreichen Ökotourismus, der vielen Menschen hier ihre Existenz sichert.
Doch dann kam das Corona-Virus, die Tourist:innen blieben aus.
Für mindestens 60 Familien, die im Chitwan Nationalpark sogenannte "Home Stays" betreiben, bedeutet das eine existenzielle Katastrophe. In den privaten Unterkünften können Touristen sonst bei den Familien wohnen und die nepalesische Kultur ganz nah erleben. Der Verkauf von biologisch angebautem Essen und traditionellem Kunsthandwerk sichert weitere Einkünfte. Circa 300 Dollar, die diese Familien so zusätzlich im Monat erwirtschaften konnten, fallen nun schon seit einem Jahr fast vollständig weg.
Von der Drehscheibe der Wilderei zum Vorbild für Südostasien
"Dass sich diese, vor allem jungen Leute zwischen 17 und 20 Jahren nun trotz der schwierigen Situation weiter klar zur Anti-Wilderei-Arbeit bekennen und sich dafür verantwortlich fühlen, ist großartig", so WWF Tiger-Expertin Kathrin Samson. "Es zeigt auch, dass es wirklich gelungen ist, eine Partnerschaft zwischen WWF, Regierung und der lokalen Bevölkerung in diesen Gebieten herzustellen."
Noch bis Anfang der 2000er Jahre galt das kleine Himalaja-Land zwischen Tibet und Indien als Drehscheibe von Wilderei und illegalem Wildtierhandel.
Heute ist Nepals entschlossener Einsatz für den Naturschutz und gegen Wilderei ein Vorbild für viele Länder in Asien. Dank der erfolgreichen Zusammenarbeit von Behörden, Gemeinden und Naturschutzorganisationen wie dem WWF konnte die Wilderei stark eingedämmt werden. Die Tigerzahlen haben sich seit 2009 sogar fast verdoppelt - eine beeindruckende Bilanz, die sonst nur noch Indien vorzuweisen hat.
Aufklären, Fallen suchen, Wildtiere zählen - jeder Einsatz ist freiwillig
Durch umfangreiche Bildungsmaßnahmen wächst gerade bei den Kindern und Jugendlichen das Bewusstsein für die Notwendigkeit, Nepals einzigartige Natur zu schützen. Die jüngeren engagieren sich in sogenannten Eco-Clubs, von denen es in ganz Nepal mehr als 500 gibt.
Rund 5.000 ältere Jugendliche ab 17 Jahren, darunter viele junge Frauen, nehmen freiwillig an Seminaren teil, leiten Jugendgruppen, sind als Wildhüter:innen im Wald unterwegs und helfen im Kampf gegen Wilderei, aber auch gegen die zunehmende Zerstörung der Wälder.
Sie sorgen dafür, dass Kleinbauern, deren Rinder von Tigern gerissen wurden, Kompensationszahlungen erhalten und unterstützen die wissenschaftliche Arbeit von Biolog:innen durch Wildtierzählungen oder das Aufstellen von Kamerafallen. Viele junge Menschen begeistern sich so stark für diese ehrenamtliche Arbeit, dass sie später auch Berufe im Naturschutz ergreifen.
Nepals Jugend braucht unsere Unterstützung
Muna Thapa vom WWF Nepal hebt besonders ihre Rolle bei der Aufrechterhaltung der lokalen Informationsnetzwerke hervor, denn Wilderei kann nur verfolgt werden, wenn die zuständigen Behörden auch rechtzeitig von ihr erfahren. Und er betont: "Die Notwendigkeit ihres Einsatzes kann in dieser Zeit nicht hoch genug bewertet werden: Regierungen und Naturschutzpartner wie der WWF müssen die Gemeinden und die Jugendlichen weiterhin unterstützen und ermutigen, diese Krise zu bewältigen."
Nepal ist eines von vielen Beispielen für die fatalen Folgen der Corona-Krise auf den Ökotourismus und den Naturschutz, wie wir sie zur Zeit überall erleben. Dass selbst eine so schwere Krise junge Menschen nicht davon abhält, sich für Naturschutz und bedrohte Tierarten einzusetzen, ist ein Zeichen der Hoffnung und Ermutigung für Naturschützer:innen auf der ganzen Welt.
Update: Vielen Dank für die großartige Unterstützung
Viele Menschen sind durch die Ausbreitung des Covid-19-Virus in existenzielle Not geraten. Und sehr viele WWF-Unterstützer:innen haben geholfen. Herzlichen Dank an alle! Mit Ihrer Spende haben Sie zahlreiche Communities in den WWF-Projektgebieten weltweit unterstützt und dafür gesorgt, dass jahrzehntelange Naturschutzarbeit zusammen mit den Menschen dort nicht durch Corona zunichte gemacht wurde. Der WWF setzt sich dafür ein, dass zukünftige Pandemien verhindert werden. Arten- und Naturschutzarbeit schützt vor Zoonosen.
- Mensch, Nashorn und Tiger in Gefahr
- Himalaja-Region - das Dach der Welt