Die drei Indischen Panzernashörner – ein Männchen und zwei Weibchen – stammen aus einer geschützten Population von mittlerweile 46 Tieren, die vor 40 Jahren im Dudhwa-Nationalpark in Indien angesiedelt wurde. Seither waren die Dickhäuter in zwei Gehegen untergebracht, insgesamt etwa so groß wie die Fläche Kölns. Doch um Inzucht zu vermeiden, müssen die Nashörner sich mit anderen Populationen verbinden können.
Aus dem Anhänger eines Traktors klettert ein Nashorn auf ein freies Feld vor angrenzenden Wäldern. Ein kurzer Blick, dann rennt es los – in die Freiheit. Denn dieses Nashorn ist eines von drei Tieren, die gerade in Nordindien ausgewildert wurden. Weitere sollen folgen, damit sich die gefährdeten Panzernashörner in ihrer ursprünglichen Heimat wieder ausbreiten und gesund vermehren können.
Grenzübertritt erwünscht
Der Dudhwa-Nationalpark liegt im äußersten Norden Indiens an der Grenze zu Nepal. Die Landschaft gehört zur Terai Arc, dem fruchtbaren Tiefland am Fuße des Himalajas, das aufgrund seiner Artenvielfalt zu den bedeutendsten Ökoregionen unserer Erde zählt. Das Schutzgebiet ist über Wildtierkorridore mit zwei großen Nationalparks in Nepal verbunden. „Unsere Hoffnung ist, dass die freigelassenen Nashörner auch über die Grenze hinweg auf Partnersuche gehen“, so Katjuscha Dörfel, zuständig für Projekte in Südasien beim WWF Deutschland. „Die Freilassung ist ein entscheidender Schritt zur Förderung der genetischen Vielfalt und der Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten.“
„Unsere Hoffnung ist, dass die freigelassenen Nashörner auch über die Grenze hinweg auf Partnersuche gehen.“
Der große Moment
Unter Aufsicht des WWF Indien wurden Ende November 2024 die drei Nashörner nach und nach im Dudhwa Nationalpark freigelassen. Dafür mussten sie zunächst betäubt, tierärztlich untersucht und in großen Käfigen zu geeigneten Stellen transportiert werden.
Alle ausgewählten Nashörner sind zwischen zehn und 15 Jahre alt, gesund und haben keine engen familiären Beziehungen. Die weiblichen Tiere haben noch keine Kälber.
Derzeit halten sie sich in der Nähe ihres ehemaligen Geheges auf und wagen sich noch nicht weit aus dem Gebiet heraus. Das Leben in der Wildnis müssen sie jedoch nicht neu erlernen. Schon in ihrem riesigen, eingezäunten Areal haben sie Bedingungen wilder Nashörner vorgefunden.
Schutz gewährleisten
Trotzdem müssen die freigelassenen Tiere genau überwacht werden, um einerseits ihre Sicherheit zu gewährleisten, sie vor Wilderei zu schützen und andererseits vor allem Konflikte mit der lokalen Bevölkerung zu vermeiden. Die Nashörner wurden deshalb vor ihrer Freilassung mit Satellitenhalsbändern versehen. Der WWF Indien arbeitet außerdem eng mit dem WWF Nepal sowie den relevanten Behörden zusammen, um die gefährdeten Dickhäuter grenzübergreifend zu schützen.
Wie alles begann – und wie es weitergeht
Indische Panzernashörner, die größte der drei asiatischen Nashorn-Arten, sind laut Roter Liste „gefährdet“. Weltweit gibt es schätzungsweise nur noch knapp 4.000 Exemplare. Im Dudhwa-Nationalpark in Nordindien galten sie lange Zeit als ausgestorben.
Bis 1984 und 1985 insgesamt zehn Nashörner aus Nepal und Assam umgesiedelt und in sichere Gehege gebracht wurden. Bis heute ist die Population auf 46 Tiere angewachsen.
Die drei freigelassenen Nashörner sind die ersten von insgesamt zehn Tieren, die in den nächsten Wochen und Monaten ausgewildert werden.
Ein großer Schritt für den Artenschutz, der Hoffnung gibt für einen wachsenden und gesunden Bestand von Panzernashörnern in der Terai Arc.
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