Aktuell sterben im Amazonas mehr Arten in kürzester Zeit als irgendwo sonst auf der Welt. Wir müssen den größten zusammenhängenden Tropenwald unserer Erde unbedingt erhalten. Er ist einer der artenreichsten Lebensräume, den wir haben!
Zu keiner Tages- und Nachtzeit bleibt es stumm in den Regenwäldern des Amazonas. Die pulsierende Vielfalt des Lebens ist deutlich zu spüren. Nicht nur die majestätischen Jaguare und meterlangen Anakondas, auch unscheinbare und weniger bekannte Arten machen den Amazonas-Regenwald zu dem, was er ist. So zum Beispiel das größte Nagetier der Welt oder das scheue, reale Gegenstück des Kinderbuchhelden „Paddington Bär“. Doch an riesigen Entwaldungsfronten fallen die Bäume schneller, als manches Tier rennen kann.
Capybara – Im Amazonas lebt das größte Nagetier der Welt
Der indigene Name „Capybara“ bedeutet so viel wie „Herr des Grases“ und beschreibt die Ernährungsgewohnheiten der Nager eindeutig. Capybaras ähneln unseren Meerschweinchen und sind mit ihnen verwandt. Doch sie können über einen Meter lang und mehr als 75 Kilogramm schwer werden. Die auch Wasserschweine genannten Tiere sind ausgezeichnete Schwimmer, haben Schwimmhäute zwischen den Zehen und können lange Strecken tauchen. Sie leben in Herden von bis zu 20 Tieren, verständigen sich untereinander durch verschiedene Laute und brauchen viel Platz.
Wilde Capybaras gibt es nur in Südamerika. Zunehmend finden sie sich heute auf Rinderweiden wieder. In Regionen, in denen sie für ihr Fell und ihr Fleisch bejagt werden, sind sie selten geworden. Auch Waldverlust und Klimawandel betreffen die großen Nager, da sie auf Feuchtgebiete mit Verstecken und Wasserstellen angewiesen sind.
Tapir – Schwergewichtiger Vegetarier
Der Tapir mit seinem langen, beweglichen Rüssel und dem plumpen Körper ist das größte Landsäugetier Südamerikas und wie das Capybara tief mit dem Amazonas verwurzelt. Im traditionellen Glauben der Yanomami, der größten indigenen Volksgruppe im Amazonas-Gebiet, ist jeder Mensch ab Geburt mit einem Tapir oder Capybara verbunden. Wird das Tier getötet, stirbt auch der Mensch.
Über 300 Kilogramm können Tapire schwer werden. Ihr nach vorne zugespitzter Körperbau erleichtert ihnen das Vorankommen im dichten Dschungel. In vielen Ländern Südamerikas werden Tapire jedoch bejagt und die großflächige Zerstörung ihrer Lebensräume lässt Populationen nicht mehr zueinander finden. Tapire sind deshalb vom Aussterben bedroht.
Andenbär – Der echte „Paddington“
Der Anden- oder Brillenbär ist die einzige Bärenart in Südamerika und der einzig überlebende Vertreter der Familie der Kurzschnauzenbären. Tatsächlich erinnert die helle Gesichtszeichnung der scheuen Tiere manchmal an eine Brille rund um die Augen.
Andenbären leben so versteckt und sind so selten, dass man noch sehr wenig über sie weiß. Sie kommen hauptsächlich in den Andenstaaten Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien und Venezuela vor und ihre Lebensräume überschneiden sich mit dem Amazonas. Erst 2021 entdeckten Biolog:innen in Peru ein goldenes Exemplar der sonst schwarzen Andenbären.
Auch die bekannte Kinderbuchfigur „Paddington Bär“ hat eine goldene Fellfärbung und stammt laut Erzählung aus Peru. Doch der echte „Paddington“ könnte bald von unserer Erde verschwunden sein. Er ist beliebtes Ziel der Wilderei und sein Lebensraum wird kahlgeschlagen und zerschnitten von Rinderweiden und Plantagen. Nähern sich die Bären dann Menschen oder Vieh, werden sie aus Angst und Rache oft erschossen. Andenbären sind gefährdet, in unmittelbarer Zukunft auszusterben.
Die Anakonda ist eine der größten Schlangen der Welt. Nach indigenem Glauben hat sie den Fluss Amazonas geschaffen und gilt als Ursprung allen Lebens. Bis zu neun Meter lang und über 200 Kilogramm schwer können die Würgeschlangen im Ausnahmefall werden. Sie verschlingen ihre Beute im Ganzen und verdauen anschließend so lange, dass sie nur wenige Male pro Jahr überhaupt fressen müssen. Anakondas brauchen das Wasser, die Wälder und ihre Beutetiere des Amazonas. Gefährlich sind auch für sie die Brände, der Lebensraumverlust, Veränderungen im Klima und zum Beispiel der Bau von Dämmen oder Bergwerken.
Armadillo – Der Gepanzerte„Die Gepanzerten“ bedeutet der spanische und englische Name „Armadillos“ für Gürteltiere und beschreibt ihre Knochenplatten, mit denen sie sich – zu einer Kugel zusammengerollt – vor Feinden schützen. Wo sie leben, halten Armadillos die Böden gesund, gut durchlüftet und aufgelockert. Denn sie graben nach Würmern und Insekten, bauen Tunnel und Erdhaufen. Leider sind heute viele Arten der Gürteltiere vom Aussterben bedroht. Auch im Amazonas gefährden der Verlust und die Zerschneidung ihrer Lebensräume, sowie die Jagd auf ihr Fleisch und ihre Panzer die nachtaktiven Tiere mit den mausähnlichen Gesichtern und Ohren.
Rosa Flussdelfin – Vergiftet im GoldrauschAmazonien ist durchzogen von großen Flusssystemen, Heimat für einen der beeindruckendsten Delfine unserer Erde: Der Amazonas-Flussdelfin ist der größte und stämmigste Süßwasserdelfin der Welt. Durch die Haut scheinende Blutgefäße geben ihm eine mehr oder weniger auffällige Rosafärbung. Seine flexible Wirbelsäule ist an ein Leben in Leben in flachen, stark bewachsenen Gewässern und Überschwemmungswäldern angepasst. Doch Staudämme zerschneiden seine Lebensräume und Wanderrouten. Viele der Delfine sind außerdem mit Quecksilber vergiftet, das beim Goldbergbau eingesetzt und achtlos in der Natur entsorgt wird.
Schillernde Vögel – Fast 1.300 ArtenEs sind vor allem die unzähligen Vögel, die den Amazonas-Regenwald geräuschvoll zum Leben erwecken und in den buntesten Farben schillern lassen. Bekannt für sehr laute Rufe sind die Tukane mit ihren überdimensionalen, auffälligen Schnäbeln. Eher leise und summend lassen sich dagegen winzige, funkelnde Kolibris hören, die rückwärts und kopfüber fliegen können. Auch Eulen gibt es im Amazonas-Gebiet und mit den Aras große, bunte und sehr intelligente Papageien. Die Harpye, kräftigster und einer der größten Greifvögel der Welt ernährt sich hauptsächlich von Affen und Faultieren. Ein ganz besonderer Vogel ist der plumpe, aber sehr hübsche und gesellige Hoatzin, dessen Verdauungssystem eher einem Wiederkäuer ähnelt und der nicht ohne Grund auch Stinkvogel genannt wird. Hoatzins können nur eingeschränkt fliegen und sind von Abholzung und Waldbränden besonders betroffen. Doch auch die anderen fast 1.300 Vogelarten des Amazonas brauchen ihre Bäume und Baumwipfel, den Nektar der Blüten, die Insekten und anderen Beutetiere des Waldes zum Überleben.
Jaguar – Noch wenig erforschtDer Jaguar ist wohl eines der markantesten Tiere des Amazonas. Er steht an der Spitze der Nahrungskette und braucht extrem viel Platz. Mit bis zu 135 Kilogramm Gewicht ist der Muskelprotz die größte Katzenart Amerikas und hat das kräftigste Gebiss aller Großkatzen. Jaguare können nicht nur klettern, sondern auch hervorragend schwimmen. Trotzdem leben sie in Überschwemmungswäldern während der Regenzeit oft monatelang in Baumkronen, ohne eine Tatze auf den Boden zu setzen.
Der Amazonas ist ihr letztes, großes Rückzugsgebiet. Fast 90 Prozent aller auf unserer Erde verbliebenen Jaguare leben heute im Amazonas-Becken. Doch auch hier könnten sie verschwunden sein, bevor die immer noch sehr geheimnisvollen Großkatzen überhaupt richtig erforscht sind.
Schutzgebiete wirken!
Wo der Jaguar überlebt, überlebt die Vielfalt des Amazonas! Denn Jaguare sind anspruchsvoll. Indem wir ausreichend große, gesunde Lebensräume mit viel Deckung und Beutetieren für die markanten Großkatzen erhalten, schützen wir das gesamte Ökosystem und unzählige andere seiner Tier- und Pflanzenarten.
Unsere Erde braucht ihre Tropenwälder. Mehr als die Hälfte aller Landtierarten lebt in tropischen Regenwäldern, obwohl diese nicht einmal drei Prozent unseres Planeten bedecken. Es dürfen nicht noch weniger werden!
Wieviel wir bewirken können, zeigen bereits 21 verschiedene Schutzgebiete und 37 indigene Territorien, die der WWF im Amazonas-Gebiet bis heute unterstützt. Hier lebt nachweislich eine deutlich höhere Vielfalt an Arten als in anderen Regionen des Amazonas und weitaus weniger Wald und Natur gehen verloren. Wir müssen die Gebiete weiter schützen und dringend ausweiten.