Gut leben können – mit dem Jaguar als Nachbarn

Die Menschen, die im kolumbianischen Amazonasgebiet leben, haben ganz besondere Nachbarn: Jaguare. Die ikonischen Raubkatzen kommen in den von Menschen genutzten Landschaftsteilen besonders häufig vor, so eine Studie des WWF aus dem Jahr 2023. Die Arbeit des WWF in den Jaguar-Schutzkorridoren trägt dazu bei, dass sich die Menschen mit dem Jaguar in ihrem Territorium aussöhnen und gute Wege des Zusammenlebens finden – auch durch die Verbesserung der Lebensgrundlagen der Menschen.

Wenn Jaguare durch von Menschen bewohnte Gebiete streifen, birgt das Gefahren. Immer wieder reißen die Raubkatzen Kühe oder andere Tiere der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. „Dadurch ist die Sicht auf die Jaguare oft negativ“, sagt Dirk Embert vom WWF Deutschland. „Für die Menschen hier ist der Verlust eines Nutztieres existenzbedrohend.“

Eine Initiative des WWF im Jaguar-Schutzkorridor in Guaviare, einem dünn besiedelten Departement im Südosten Kolumbiens, setzt hier an: Die Menschen sollen sich mit dem Jaguar aussöhnen – zum Schutz der majestätischen Raubkatzen und ihres Lebensraums. Das gelingt unter anderem, indem die Menschen vor Ort zum Beispiel in das Monitoring der Tierarten in ihrem Territorium einbezogen werden. Wenn die Menschen die atemberaubende Tier- und Pflanzenwelt, die sie umgibt, bei ihrer täglichen Arbeit erleben, sind sie auch bereit, sich für ihren Schutz einzusetzen.

Strategien für einen nachhaltigen Lebensunterhalt

In Guaviare werden zahlreiche Projekte zum Schutz des Jaguar durchgeführt © Juana Lara
In Guaviare werden zahlreiche Projekte zum Schutz des Jaguar durchgeführt © Juana Lara

Entscheidend dabei ist ein Ansatz, der das Wohlergehen der lokalen Gemeinschaften nicht außer Acht lässt. Nur wenn die Menschen die Wälder weiterhin für ihren Lebensunterhalt nutzen können und gemeinsam mit ihnen neue Wege im Umgang mit den natürlichen Ressourcen gefunden werden, kann Jaguarschutz gelingen.

Genau das geschieht auch im Jaguar-Schutzkorridor in Guaviare. Hier werden Projekte umgesetzt, die den Menschen, die in den Korridoren leben, eine nachhaltige Lebensgrundlage sichern und gleichzeitig die einzigartige Artenvielfalt und Natur der Region bewahren. Im Rahmen der Initiative werden derzeit Pilotprojekte durchgeführt, die sich beispielsweise auf den nachhaltigen Anbau von Kakao, die nachhaltige Vieh- und Geflügelzucht oder die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus konzentrieren.

Die im Korridor lebenden Familien sind eng in diese Prozesse eingebunden und profitieren direkt wirtschaftlich davon. Aber auch das Wissen über das Management solcher Produktions- und Organisationssysteme kommt den Menschen vor Ort zugute. Ziel ist es, die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern, ohne die Natur zu gefährden.

Eine Chance für Frauen und junge Menschen

Mutter und Kind der indigenen Ethnie Guarani-Kaiowa mit Trauer-Gesichtsbemalung © Imago/ epd
Mutter und Kind der indigenen Ethnie Guarani-Kaiowa mit Trauer-Gesichtsbemalung © Imago/ epd

Die Initiative zeigt bereits Wirkung: Für Frauen und junge Menschen ist das gemeinschaftliche Engagement eine Chance für Wachstum und Ausbildung. Auch Familien haben bereits Wege gefunden, wie sie ihre Lebensqualität verbessern können – und gleichzeitig ihre Umwelt und damit auch den Jaguar schützen können.

„Durch die Arbeit im Korridor, bei der wir auch dem Jaguar begegnet sind, haben wir unser Gebiet besser kennen gelernt“, sagt Rosa Umaña, Rechtsvertreterin der Frauenorganisation Asomutam. „Jetzt wollen wir neue Wege finden, es zu schützen und gleichzeitig unsere Lebensqualität zu verbessern. Mit der Unterstützung des WWF ist unsere Organisation, die ausschließlich aus Frauen besteht, gewachsen. Wir haben viele Herausforderungen gemeistert und viel über Organisation und Ressourcenmanagement gelernt. Wir sind hoch motiviert, neue Wege für den Schutz des Jaguars und des Territoriums zu finden.“;

Helfen Sie uns beim Schutz der Jaguare

Jaguar an einem Fluss in Brasilien © Richard Barrett / WWF-UK
Jaguar an einem Fluss in Brasilien © Richard Barrett / WWF-UK

In den vergangenen 50 Jahren haben die Jaguare mehr als die Hälfte ihres ursprünglichen Lebensraums verloren, mehrere Populationen gelten als stark gefährdet. Die einzigen großen intakten Lebensräume befinden sich im Amazonas-Regenwald.

Initiativen wie die des WWF Kolumbien im Jaguar-Schutzkorridor in Guaviare sind entscheidend, wenn es darum geht, die Jaguare zu schützen und die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern.

Wir brauchen die Menschen, die in den Territorien leben: Ihr Wissen um den Reichtum der Natur ist unverzichtbar – Seite an Seite mit ihnen können wir dem Jaguar eine Chance geben, eine Zukunft. Ihre Spende hilft uns dabei.

Der Regenwald ist Geschichte...

...und deshalb schreiben wir sie weiter.

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