Damit die Gemeinden sich wirtschaftlich behaupten können, müssen zunächst Produktions-Organisationen etabliert werden. „Dafür fehlt es an Kapazitäten und Know-how“, sagt Embert. „Ohne diese Organisationen gibt es aber keine strukturierte Zusammenarbeit innerhalb und zwischen den Gemeinden.“ Deshalb erhalten die Akteure vor Ort Unterstützung: bei Erteilung der Rechtsform, der Festlegung von Rechten und Pflichten der Verbandsmitglieder, der Bestimmung ihrer Vertreter und ihrer Zuständigkeiten. Hilfe erhalten sie auch bei der Formulierung grundlegender Verwaltungsbedingungen, die es ihnen ermöglichen, Verpflichtungen und Verträge einzugehen und zu erfüllen.
Auch auf nationaler Ebene sind die Akteure der Region mit Hürden konfrontiert, die sich ohne Unterstützung kaum lösen lassen. „So gibt es in Bolivien kein Lebensmittel-Unbedenklichkeitszertifikat für Waldfrüchte und deren Derivate“, sagt Embert. „Aktuell nutzt das Gesundheitsamt Parameter, die aus Brasilien übernommen wurden, die aber der bolivianischen Realität nicht entsprechen – bolivianische Açaí-Beeren zum Beispiel haben meist einen größeren Wasseranteil.“
Um auf all diesen Ebenen voranzukommen, kooperieren im Projekt viele Akteure miteinander. Neben dem WWF sind dies zwei bolivianische Nichtregierungsorganisationen: Die ACEAA hat das Stiftungsziel, die Ökosysteme unserer Erde für Mensch und Natur zu erhalten; die FUNDEPCO tritt mit der Mission an, Dialog und Abstimmung zwischen Regierungsbehörden und lokalen Akteuren zu initiieren. Hinzu kommen Vertreter der Gemeinden, der Zwischenhändler und Endabnehmer sowie der Schutzgebietsverwaltung. Das Projekt wird zudem wissenschaftlich begleitet. Die Akteure treffen sich mehrmals im Jahr, um zu besprechen, wo sie gerade stehen – und bis wann sie welche weiteren Schritte gehen sollten.
„Demokratie ist kein Begriff, der in den Traditionen der indigenen Völker stark verankert ist“, sagt Embert. „Da können schon mal Welten aufeinanderprallen – auch wenn Produktions-Organisationen gegründet werden sollen, welche ein demokratisches Prinzip in ihren Statuten verankert haben.“ Doch dem Ziel komme man näher: die gegenseitige Akzeptanz zwischen Schutzgebieten und der lokalen Bevölkerung zu erhöhen. Dies funktioniert, weil die finanzielle Situation der Gemeinden durch die nachhaltige Nutzung der Ressourcen verbessert werde – und damit auch das Einkommen für das Schutzgebiet. „Grundlage dafür ist der Dialog zwischen allen relevanten Akteuren auf regionaler und nationaler Ebene sowie verbesserte Kapazitäten in sämtlichen Bereichen“, betont Embert. „Die Systeme zur Nutzung der natürlichen Ressourcen schaffen Lebensgrundlagen für die lokale Bevölkerung – das wiederum hebt die Bedeutung und Rolle von Schutzgebieten als Orte für eine nachhaltige Nutzung hervor.“