Indigenes Land: Standhaft für den Amazonas

Sie nennen sich Munduruku, Paiter Suruí oder Huni Kuin und leben in den Wäldern der Jaguare, Tapire, Anakondas und Faultiere im Amazonas. Hunderte indigene Völker verteidigen hier ihre Heimat im Regenwald. Das müssen sie. Wie grüne Barrieren stehen die indigenen Territorien Amazoniens einer kahlen Front der Abholzung und Brandrodung gegenüber, die stetig näher rückt und auch vor indigenem Land nicht Halt macht.

Gerade Linien im Regenwald

Huni Kuin bedeutet „echte Menschen“, der Zusatz Paiter „das wahre Volk, wir selbst“: Nur zwei der klangvollen Namen, die darauf hindeuten, wie eng die indigenen Gemeinschaften mit ihrer Heimat Amazonien verbunden sind. Dort, wo sie leben, ist der Wald größtenteils noch intakt und das Ökosystem im Gleichgewicht.

Doch gerodetes Land ist wertvoll. Und unter der Erde der Regenwälder schlummern verlockende Goldreserven. Satellitenbilder zeigen die grausame Realität als scharfe Kanten im Dschungel: Flecken intakter Natur erscheinen als Inseln inmitten gewaltiger Zerstörung. Diese Inseln sind Schutzgebiete und indigene Territorien.

Unsere interaktive Karte zeigt den deutlichen Unterschied (den geschützte Gebiete machen):

Ganz besondere Schutzgebiete

Studien zeigen, dass indigene Territorien die Schutzgebiete sind, die am besten funktionieren - sogar besser, als ein Nationalpark es kann. Die indigenen Territorien Brasiliens waren zwischen 1990 und 2020 nur zu 1,2 Prozent von der um sich greifenden Entwaldung betroffen. Fast 6.500 indigene Gebiete belegen und schützen knapp ein Drittel des gesamten Amazonasregenwaldes. Ihnen ist es im Grunde zu verdanken, dass es den größten Tropenwaldkomplex unserer Erde überhaupt noch gibt. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei seinem Erhalt und stemmen sich gegen die schlimmste Entwaldungsfront der Welt.

Mehr denn je brauchen die indigenen Gemeinschaften dafür jeden Beistand, den sie bekommen können. Denn immer wieder müssen sie sich gegen Brandrodungen und illegalen Goldabbau zu Wehr setzten. Je grüner, wilder und schwerer zugänglich ihre Territorien sind, desto schwerer sind die illegalen Eindringlinge zu entdecken, die gezielt Gebiete in Brand stecken, um sie einnehmen und nutzen zu können.

Entwaldung, Feuer und illegale Landnahme kratzen schwer an den Rändern der indigenen Territorien.

„Wir haben jedes Mal Angst, wenn wir uns schlafen legen. Wir fürchten, dass sie uns und unser Dorf angreifen. Wir können uns überhaupt nicht mehr sicher fühlen.“

Bitate, Anführer der indigenen Uru-Eu-Wau-Wau.

Wie verteidigt man ein indigenes Territorium?

Die indigenen Gebiete sind riesig. Zu ihrer Überwachung brauchen die indigenen Gemeinschaften Drohnen, Kameras, Boote, Benzin, Internetzugang, Satellitentelefone, Funk- und GPS-Geräte. Zur Durchsetzung ihrer Rechte Anwälte, handfeste Beweise und öffentlichen Druck.

Der WWF leistet im Amazonas Hilfe zur Selbsthilfe, unterstützt die Indigenen in ihren Anliegen, der Verteidigung ihrer Territorien und der Stärkung ihrer Rechte und arbeitet dafür eng mit den lokalen Organisationen und Verbänden zusammen. Die verschiedenen indigenen Völker selbst sind es, die ihre Heimat schützen wollen. Sie müssen Eindringlingen, die hier nach Land und Bodenschätzen suchen, etwas entgegensetzen können, ohne dabei ihr Leben zu riskieren.

Der Erfolg spricht für sich

Der WWF-Brasil-Mitarbeiter zeigt dem Jahui-Anführer Nilcélio Jahui, wie man eine Drohne bedient © Michael Dantas / WWF-Brasil
Der WWF-Brasil-Mitarbeiter zeigt dem Jahui-Anführer Nilcélio Jahui, wie man eine Drohne bedient © Michael Dantas / WWF-Brasil

In den brasilianischen Bundesstaaten Acre und Rondônia im Amazonasgebiet konnten im Rahmen des größten WWF-Projektes in Südamerika bereits zahlreiche indigene Ranger:innen ausgebildet und ausgestattet werden. Sie müssen nicht nur in der Lage sein, ihr Territorium sicher zu überwachen, sondern auch, qualifizierte Strafanzeigen an die zuständigen Behörden zu stellen, damit illegale Eindringlinge konsequent strafverfolgt werden.

Ausstattung im Einzelnen:

  • Über 300 Indigene wurden für sichere und effektive Überwachungsaktivitäten geschult.
  • Equipment wie Drohnen, Kameras, Walkie-Talkies, Smartphones, mobile Solaranlagen, Powerbanks und persönliche Schutzausrüstung wurde erworben und an indigene Vereinigungen übergeben.
  • Ein Allrad-Pickup, vier Quads und drei Aluminiumboote konnten angeschafft werden.
  • Eine App als mobiles Warnsystem zur Entwaldung wurde entwickelt.
  • Auf indigene Rechte und Umweltkriminalität spezialisierte Juristen wurde angestellt.

Die Maßnahmen haben die Entwaldung auf indigenem Land in Acre um rund 20 Prozent, in Rondônia um 50 Prozent verringert. Illegale Eindringlinge wurden entdeckt und bestraft.

Auch in Kolumbien arbeitet der WWF mit insgesamt 25.000 Indigenen aus 18 verschiedenen ethnischen Gruppen zusammen, um ihre Rechte zu stärken, ihre Lebensgrundlagen zu verbessern und ihr traditionelles Wissen um ein Leben im Einklang mit der Natur zu erhalten

Was Paranüsse mit dem Schutz indigener Gebiete zu tun haben

"Der Schutz der indigenen Territorien vor illegalen Invasionen und Abholzung ist essenziell für die Erhaltung ihrer reichen kulturellen und biologischen Vielfalt. Um das Wohlergehen der indigenen Gemeinschaften zu fördern, ohne ihre Lebensweise oder ihre natürliche Umgebung zu gefährden, müssen aber auch Einkommensquellen gefördert werden, die die Biodiversität und Kultur dieser Gebiete in Wert setzen“, so Konstantin Ochs, Projektmanager Südamerika beim WWF Deutschland. Der WWF entwickelt deshalb gemeinsam mit den Indigenen nachhaltige Einkommensquellen und die Methoden ihrer Vorfahren weiter, um vom Wald zu leben. Wie zum Beispiel das Sammeln von Paranüssen– einer Frucht, die den Umweltschutz geradezu in sich trägt.

Paranuss: Tropenwaldschutz der Früchte trägt

Paranuss © Nicolas Vilaume / WWF-US
Paranuss © Nicolas Vilaume / WWF-US

Paranüsse wachsen nicht besonders gut auf Plantagen. Sie brauchen die Pflanzen eines gesunden Regenwaldes um sich herum und bestimmte Bienen, die sie bestäuben. Paranüsse können deshalb nur wild gesammelt werden – und man muss den Regenwald großflächig schützen, um seine Früchte ernten zu können. Der WWF hilft mit entsprechenden Fortbildungen, mit Maschinen zur Weiterverarbeitung und mit besseren Möglichkeiten zum Verkauf, um indigenen Gemeinschaften das so wichtige Einkommen zu ermöglichen und zugleich die Wälder zu schützen.

Größtes Projekt in Südamerika

Für die Indigenen gilt der Amazonas als das Herz Südamerikas und der ganzen Welt. Und damit haben sie nicht Unrecht. Der größte zusammenhängende Regenwald, den es überhaupt noch gibt, hält unser Klima stabil, stellt enorme Süßwasservorräte zur Verfügung und beherbergt eine einzigartige biologische und kulturelle Vielfalt.  

Der Kampf an der Seite der Indigenen ist das größte Projekt des WWF Deutschland in Südamerika:  Für die Artenvielfalt, für den Erhalt eines unschätzbaren kulturellen Reichtums und für unser aller Klima.

Helfen Sie den Indigenen gemeinsam mit dem WWF bei der Verteidigung ihrer Territorien und der Rettung des Amazonas-Regenwaldes!

Der Regenwald ist Geschichte...

...und deshalb schreiben wir sie weiter.

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