Immer mehr Palmöl wird auch zur Herstellung von Biokraftstoffen verwendet. Rund 65 Prozent des in die Europäische Union importierten Palmöls wird für energetische Zwecke verwendet. Indonesien hat seit Januar 2020 die Beimischungsquote von 20 auf 30 Prozent erhöht. Malaysia plant eine Erhöhung der Quote auf B20 bis Ende 2020.
Die Geschichte des Palmölanbaus und -konsums ist lang. Das „Öl aus Guinea“ (Elaesis guineensis) wurde lange Zeit meist kleinbäuerlich auf dem afrikanischen Kontinent angebaut. In der Kolonialzeit entstanden erste industrielle Plantagen, 1848 brachten Seefahrer die erste Ölpalme nach Indonesien, wo heute auf rund zwölf Millionen Hektar Ölpalmen angepflanzt werden. Zusammen decken Indonesien und Malaysia heute 85 Prozent der globalen Palmölproduktion gefolgt von Thailand, Kolumbien und Nigeria.
Weltweit wurden 2017 auf über 18,7 Millionen Hektar Ölpalmen angebaut, was einer Verdreifachung seit 1990 entspricht. Palmöl benötigt damit aktuell weniger als 7 Prozent der globalen Ackerfläche für Ölsaaten und deckt mit 76,1 Millionen Tonnen produzierten Palmöls und 8,81 Millionen Tonnen Palmkernöls 39 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Pflanzenöl.
71 Prozent der Gesamtproduktion werden exportiert. Allerdings existieren regionale Unterschiede, während Indonesien und Malaysia große Teile ihres Palmöls exportieren, produzieren Afrika und Südamerika eher für den lokalen Markt. Afrika importiert sogar Palmöl, da der Kontinent seinen Eigenbedarf nicht selbst decken kann. Beim Blick auf den Export wird oft vergessen, dass Indonesien, gefolgt von Indien, beim Konsum die Rangliste anführt. Dort wird Palmöl – als heimisches Öl - traditionell zum Kochen, Braten und Frittieren genutzt.
Etwa 75 Prozent des weltweit produzierten Palmöls wird direkt oder indirekt als Nahrungsmittel verwendet, d.h. auch in verarbeiteten Produkten wie Margarinen und Schokoladenaufstrichen, Wurstwaren und Backwaren. Dazu wird es in der Futtermittelproduktion eingesetzt und landet in den Trögen von Geflügel, Schweinen und Rindern. Eine erhebliche Menge wird für Kerzen verwendet und es wird genutzt, um Altpapier zu entfärben, um Pflanzenschutzmittel herzustellen oder sogenannte Liquids für E-Zigaretten, Kunststoffe, Farben und Lacke zu produzieren. Palmkernöl findet sich in industriellen Anwendungen, in der Reinigungs- und Kosmetikindustrie in Tensiden, Emulgatoren, Emulsionen oder Glycerin.
Pflanzenöl im Tank
Lieber in die Pedale treten, statt ins Auto zu steigen
Am Beispiel der Biokraftstoffe zeigt sich, dass zur Lösung der Nachhaltigkeitsprobleme auch die Nachfragemenge, also unser Konsumverhalten, betrachtet werden muss. Einen entscheidenden ökologischen Beitrag leistet nicht der Austausch eines Rohstoffs durch einen anderen, sondern es bedarf insgesamt hoher Einsparungen und einer drastischen Reduktion des Energiebedarfs.
Rückgang der Artenvielfalt
Der Anbau von Ölpalmen geht leider immer wieder und immer noch mit Menschenrechtsverletzungen sowie sozialen Missständen auf den Plantagen oder Landkonflikten einher. Rodung von Wäldern und die Zerstörung von wertvollen natürlichen Lebensräumen haben zum Rückgang der Artenvielfalt geführt. Betroffen sind auch bedrohte Arten wie Orang-Utans, Gibbons und Tiger. Pestizide belasten Mensch und Natur, und durch Rodungen und das Trockenlegen von Torfböden entweichen große Mengen an CO2. Allerdings ist die Palmölproduktion auch eine wichtige Einnahmequelle für die Bevölkerung in den Produktionsländern.
Der Anbau von Ölpalmen findet in vielen unterschiedlichen Systemen und Formen statt – von industrieller Monokultur bis zur kleinbäuerlichen Subsistenzwirtschaft.
5 Mio. Kleinbäuer:innen verantworten etwa 40 Prozent der globalen Palmölproduktion
Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nutzen traditionell eher alternative Anbaumethoden, wie beispielsweise die Produktion in Agroforstsystemen. Diese weisen im Vergleich zu den herkömmlichen Monokulturen mehr Artenreichtum auf den Plantagen auf. Sie haben großes Potenzial, ihre Erträge auf der vorhandenen Fläche zu steigern und können zu einer umweltfreundlichen Produktion beitragen.
Die Erträge, die aus der Ölpalme gewonnen werden können, liegen im globalen Durchschnitt bei 3,5 bis 4 Tonnen pro Hektar und Jahr. Neben dem niedrigen Preis - der allerdings oft auch Kosten von Natur und Menschen vor Ort geht - ist der hohe Flächenertrag der Ölpalme ein Argument für die Nutzung von Palmöl und gegen die Substitution mit anderen Ölen.
So würde eine Substitution mit Rapsöl das Dreifache der Fläche benötigen, Kokos beinahe fünfmal so viel, und um die gleiche Menge Sojaöl zu produzieren bräuchte man siebenmal die Fläche, die für Palmöl beansprucht wird. Selbst bei einem Vergleich mit national höheren Hektarerträgen (beispielsweise liegt der Rapsertrag pro Hektar in Deutschland höher als im globalen Durchschnitt) bleibt der Vorsprung erhalten.
Berechnungen zu Möglichkeiten einer regionalen Palmölsubstitution beinhalten dabei auch Nachfrage-Reduzierungen auf der Konsumseite. Eine Verringerung des Fleischkonsums sowie von Fertigprodukten, verstärkter Konsum frischer Lebensmittel, Vermeidung von Lebensmittelabfällen und ein umweltfreundlicher Verkehr ohne Verwendung von Biodiesel oder Biokerosin auf Basis von Palmöl sind notwendig, um die globalen Probleme in den Griff zu bekommen.
Strenge ökologische und soziale Kriterien für alle Pflanzenöle
Um den negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen des Palmölanbaus entgegen zu wirken und die fortschreitende Entwaldung einzudämmen, wurden zahlreiche Nachhaltigkeitsstandards und freiwillige Zertifizierungssysteme ins Leben gerufen. Unternehmen haben auf die öffentliche Kritik vermehrt mit Selbstverpflichtungen reagiert und die Abnahme von zertifiziertem oder nachhaltigem Palmöl versprochen.
Leider sind – trotz jahrzehntelanger Bemühungen – viele Versprechen von Unternehmen bis heute nicht umgesetzt worden. Das zeigt: Die weltweiten Probleme bei der Produktion von Palmöl, sowie anderen (Agrar-)Rohstoffen, sind mit freiwilligen Zertifizierungssystemen und Initiativen nicht zu bewältigen.
Da Unternehmen freiwillig nicht ganzheitlich umlenken, fordert der WWF gemeinsam mit anderen ein Lieferkettengesetz für Deutschland und die EU, das Unternehmen zur Achtung von Umweltstandards und Menschenrechten in ihren Wertschöpfungsketten verpflichtet und damit Wälder und andere artenreiche Ökosysteme schützt.
Die gewaltigen negativen Auswirkungen des Palmöl-Anbaus auf Mensch und Natur zeigen, dass dringend ein ökologischer, ökonomischer und sozialer Kurswechsel vollzogen werden muss. Nicht nur der Palmöl-Anbau muss sich ändern, sondern auch unser Konsumverhalten.
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